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Meine Koreareise 2006: Ein Reisetagebuch von Rami Al-Lahham |
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Drei Jahre nach meiner ersten Korea Reise trat ich 2006 endlich meine zweite Reise an. Das geschah alles eher spontan und so packte ich eilig meinen Koffer. Ich zehrte natürlich noch immer von meinen sehr positiven schönen Eindrücken aus der ersten Reise vor drei Jahren und hoffte nun natürlich das diese zweite Reise mich nicht enttäuschen würde. Meine Erwartungen waren im Gegensatz zur ersten Reise somit natürlich viel größer.
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Seoul |
11.September – 14.September 2006 |
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Nach einem langen Flug in Seoul suchte ich meine Herberge auf, in der ich auch meine lletzten Tage 2003 in Korea verbrachte. Dort erinnerte sich sogar die Besitzerin noch an mich. Hier traf ich auch zwei weitere Koreareisende: eine Japanerin und einen Franzosen. Ich machte mich also gleich bei den ersten Sonnenstrahlen auf und begab mich zum Königspalast. Hier traf ich in der Früh viele kleine total niedliche Kindergruppen die alle in gelb gekleidet waren (Foto 1). Sie spielten alle lebhaft und tollten über den Königsplatz.
Danach schlenderte ich weiter zu dem Königsgarten, der ja wegen seinem „geheimen Garten“ bekannt ist. Mir viel auf den Weg immer wieder auf, wie groß einige Koreaner waren. Ich war mit meinen 1,78 Meter oft der kleinere. Auch viel mir auf, dass die Menschen weitaus modebewusster geworden sind, als sie schon damals waren. Besonders der Minirock bei Frauen war äußerst häufig zu sehen und noch vor drei Jahren eigentlich fast gar nicht präsent gewesen. Des Weiteren traf ich auf wesentlich mehr Ausländer als damals. Doch später auf meiner Reise stellte sich heraus, dass die meisten nur in Seoul waren um hier zu arbeiten. In den Provinzen sollte ich später fast keine Ausländer mehr antreffen.
Der Königsgarten war natürlich genau so schön wie vor drei Jahren und faszinierte mich mit seiner schönen Architektur und der wundervollen Symbiose von Natur wieder aufs Neue.
Ich begab mich dann in die Stadtmitte (City Hall) in einen der weiteren vielen traditionellen Gärten in Seoul, die zwischen den gigantischen modernen Wolkenkratzern lagen, aber für sich irgendwie wie eine eigne geschlossene Welt wirkten, mitten im Herzen einer nie schlafenden Metropole. Hier lebt das traditionelle Korea unberührt in all seiner Schönheit weiter. Ich konnte hier schon die ersten Herbstblätter beobachten wie sie langsam von den Bäumen herabrieselten und hoffte, dass ich auf meiner Reise bald die volle Farbenpracht genießen könnte, leider war das aber nicht ganz der Fall. Die wahre Farbenpracht sieht man erst wirklich im Oktober in Korea. Aber auch der Herbstanfang ist auf seine Weise sehr schön, besonders vom Klima her.
Abends traf man sich mit Freunden in der Nähe von Sinchon und Hongik. Das sind sozu sagen die Universitätsviertel der Stadt. Die Universitäten haben mich mit ihrer schieren Größe fast erschlagen. Sie sind praktisch kleine Städte in der Stadt. In diesen Vierteln schlägt praktisch das junge Leben Korea`s und das ungelogen 24 Stunden am Tag. Ich genoss wieder einmal das ausgelassene und ungezwungene Nachtleben der Koreaner. Es überraschte mich auch stets immer wieder um welche späten Uhrzeiten kleine Kinder fröhlich mit ihren Eltern nachts durch Seoul flitzen.
Wenn man so alleine durch Seoul schlendert merkt man förmlich die andere Mentalität. Man begegnet singenden, summenden, laut lachenden Koreanern … eben ausgelassenen Menschen besonders am Abend, wobei hier der recht rege Soju-Konsum auch eine Rolle spielen dürfte und ein schon sehr geselliges Volk noch viel geselliger macht. Man kam immer sehr schnell in Kontakt mit den Menschen und fand die Nähe zu den Leuten. Wenn ich mal irgendwie Hilfe benötigte war es zwar möglich das ich hin und wieder auf Sprachbarrieren stieß, aber viel wichtiger war, dass ich „immer“ auf hilfsbereite Menschen stieß und das erleichtert jeden das Reisen in einer Riesenmetropole wie Seoul und natürlich überhaupt Korea.
Seoul bietet aber nicht nur sehr viel schöne traditionelle Paläste und Gärten an oder eben eine lebhafte Metropole, sondern auch einen wundervollen Nationalpark. „Pukhansan“ ist praktisch eine kleine wilde Bergkette, mit Bergbächen, kleinen Bergtempeln, verschlungenen Pfaden und einer schönen wilden Landschaft. In der Mitte der Bergbäche machten die Koreaner entspannt auf den Steinen Picknick. Beim Aufstieg begegneten ich und meine Wandergefährtin hin und wieder Mönche, die auf den Wegen zu ihren Tempeln waren. Auf einen koreanischen Tor/Durchgang saß ein altes koreanisches Ehepaar (Foto 2) bei untergehender Sonne und sang dort ausgelassen. Der Gesang hallte über das Berg-Tal hinweg, ich glaube es war sogar Pansori. Später aßen wir zusammen auf einen dieser Tore nach einer anstrengenden Wanderung Reißkuchen, gefüllt mit Bohnenpaste, und blickten hinab in das Tal.
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Soraksan, Sokcho |
15.September – 20.September 2006 |
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Ich machte mich nun aus der Großstadt auf in die Berge. Hier verließ mich ein wenig das Reiseglück. Denn genau als ich den Bergen ankam tobte ein Hurrikan über Korea. Am ersten Tag waren die Berge sehr wolkenverhangen aber es regnete noch nicht, also machte ich mich trotz schlechten Wetters auf den Weg. Hier wurde ich überrascht. Gegen meine Erwartungen tummelten sich hier unzählige Koreaner die sich trotz schlechten Wetters auch zum Wandern entschlossen haben. Ich fuhr mit der Gondel bis zu einer der Gipfel hoch und überblickte mit vielen anderen Koreanern die Berge, wobei die Aussicht natürlich ein wenig getrübt durch viele mächtige Regenwolken, aber irgendwo hatte das auch seine ganz eigene schöne Atmosphäre. Ich begann noch ein wenig zu wandern aber gegen Nachmittag begann es in Strömen zu regen und ich machte mich eiligst auf den Rückweg.
Der Regen hielt vier Tage an. Ich saß manchmal einfach Stunden in meiner Bergschenke und betrachtete das stürmende Unwetter das über die Berge tobte. Manchmal gesellte sich die ältere Köchin zu mir und wir schauten gemeinsam aus dem Fenster und redeten mit einander (verstanden haben wir uns nicht wirklich mit Worten aber es war immer lustig). Hin und wieder wenn der Regen ein wenig nach ließ machte ich mich auf in ein nahe gelegenes Bergdorf wo die Kinder mich erst neugierig begrüßten und mit mir spielten. Ein Vater stellte sein Auto auf den Dorfplatz ab und ließ daraus laut Kindermusik spielen, während seine kleine Tochter die gerade stehen konnte fröhlich tanzte und in die Hände klatschte. Trotz schlechten Wetter oder gerade deswegen genoss ich diese Ruhe in den Bergen und vor allem diese Ruhe der Menschen hier.
Am 19 September wachte ich in der Früh auf und mich erwartete ein wunderschönes Wetter, es war keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Also machte ich mich sofort auf zum Wandern. Was soll ich sagen dieser Tag war einfach wundervoll. Die ungestüme, unberührte und herrliche Natur hat mich voll in ihren Bann gezogen und ich bereute das warten letzten Tage kein bisschen. Ich beobachtete in einen Tempel in den Bergen die Koreaner beim beten und so wie das Gebet in den Bergen widerhallte an Morgen hatte das was ganz Wunderbares Schönes an sich. Ich wanderte mehrere Kilometer bis hinauf zu einer der Gipfel. Vorbei am berühmten Wackelfelsen, kleinen Bergtempeln, reißenden Bergbächen erreichte ich irgendwann total außer Atem den Gipfel mit vielen anderen gut gelaunten und lustigen Koreanern (Auf den Wegen wurde man immer gegrüßt). Ich muss wohl sehr erschöpft ausgesehen haben, auf jeden Fall erlebte ich hier wieder einmal die Herzlichkeit der Koreaner. Auf den Gipfel bot mir eine Wandergruppe von älteren Frauen heißen Tee und diversen Obst an. Ich nahm es dankend an und wir alle genossen den herrlichen und klaren Ausblick über die Berge und hinab bis zur Küste. Auf dem Rückweg entdeckte ich über einen Seitenpfad einen kleinen Tempel mit einer sehr schönen Gartenanlage die sich wie ein kleines Tal in den Bergen erstreckte.
Langsam ging die Sonne unter und tauchte die Berge in ein sehr schönes Licht.
Irgendwann ließ ich mich auf einer der Steine in der Mitte der Bergbäche nieder und genoss einfach den Moment bevor ich mich auf den Rückweg machte.
Abends fanden dann in den anliegenden Dörfern kleine Konzerte in den Bergen statt, die recht heiter und lustig waren.
Denn letzten Tag verbrachte ich damit, dass ich durch die Bauerndörfer mit ihren gelb angelegten Feldern schlenderte und den Fischmarkt in Sokcho besuchte.
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Yang Yang, Busan |
21.September 2006 |
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Hier landete ich eher per Zufall. Ein kleines Dorf nahe Sokcho und den Bergen. Hier lief ich durch das sehr überschaubare Dorf, traf Koreaner mit denen man zusammen saß, redete und was aß.
Ich machte mich von Yang Yang dann nach Busan auf. Viel habe ich nicht von der zweit größten Stadt mit bekommen, weil ich mich hier nur einen halben Tag aufhielt. Was ich aber gesehen hab hat mein Interesse für, die irgendwann hoffentlich, dritte Reise angeregt.
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Yosu |
22.September – 23.September 2006 |
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Yosu war eine richtig typische koreanische Küstenstadt ganz im Süden Südkoreas. Das herrliche Panorama was über die Stadt und den Hafen hat schon was für sich besonders wenn Abends die Sonne die Hafenstadt und den Ozean in schönen rot taucht. Auch hier bin ich über die Bauernfelder gewandert bis zum Wasser und begegnete immer wieder Koreanern die etwas härter und wettergegerbter waren als man das aus Seoul kennt aber dafür waren diese sogar noch ein wenig herzlicher. Man traf viele Bauern und Fischer. Traditionelle Gebäude gab es hier zwar fast nicht zu sehen, da die meisten im Krieg verloren gegangen waren, aber die Nähe zu den Koreanern die man hier findet hat was ganz besonderes an sich, denn diese sind schließlich doch ganz anders als in Seoul. Ein wenig Südsee-Charme versprüht Yosu auch.
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Seoul |
24.September – 02.Oktober 2006 |
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Von den koreanischen Provinzen wo man die viele Zeit, Ruhe, Natur und den anderen Schlag von Leuten genießen konnte oder man seine eignen Gedanken mal hören konnte, ging es wieder zurück nach Seoul.
Hier tauchte ich gleich, als ich ein Dach über den Kopf abends fand, in das niemals endende Nachtleben von Seoul ein. Hier traf ich unter anderen bei einen großen Treffen Koreaner mit Deutschen Wurzeln (Adoptierte Koreaner, Halb-Koreaner, Koreaner die Beruflich mit Deutschland zu tun haben usw.), was sehr interessant war, denn diese Leute haben doch einen ganz anderen Bezug zu Korea und jeder eine Interessante Geschichte.
Ansonsten erlebte ich ein Straßen-Festival Abends in Dongdaemun (Das ist der größte Mode-Bezirk in Seoul), wo diverse Leute von der Straße ohne die geringste Spur von Schüchternheit auf diverse Bühnen stiegen und vor großen Publikum tanzten und sangen was das Zeug hielt (Foto 3).
Ein Ort hat mich aber in Seoul besonders fasziniert und diesen habe ich erst bei meiner Rückkehr nach Seoul entdeckt. Chungmuro hieß der Ort. Hier gab es sozusagen für jeden zugänglich einen komplett erhaltenen traditionellen Teil Seouls, mit schönen Gartenanlagen wo man sich entspannen konnte. Hier suchte ich nach sehr langen Nächten Erholung und fand oft weit aus mehr. Hier heirateten viele Koreaner bei traditionellem Ambiente, nach alter koreanischer Sitte und man durfte teilweise den Hochzeitsfeierlichkeiten beiwohnen (Foto4). Auch konnte man eine kleine Gruppe von Koreanern beim Training von Kampfsport beobachten. Aber das schönste Ereignis war, als sich eine Gruppe von ca. 40 Koreanern, nachmittags in Chungmuro traf. Die meisten waren in traditionell gekleidet und das Alter war absolut unterschiedlich (von 6-60 Jahren). Außer diesen Leuten war dort fast niemand da. Sie begannen ohne nennenswerten Publikum alle gemeinsam an zu tanzen, dann sangen sie alle zusammen voller Emotionen, voller Leidenschaft und ich bekam eine Gänsehaut, ich war richtig berührt. Es ist schwer so was zu beschreiben. Man muss so etwas gesehen und gehört haben. Umso länger das Ganze ging, umso mehr fielen die Koreaner förmlich in fröhliche Ekstase und zogen jeden der wenigen anderen Anwesenden ebenfalls in ihren Bann. Es hörte sich ein wenig wie ein indianischer Gesang an bloß ein weniger komplexer und gewaltiger. In diesen wilden Tanz schlugen sogar einige der Jüngeren Saltos. Die ganz kleinen Kinder, die Jugendlichen und die Älteren alle waren sie zu einer fröhlichen Einheit verschmolzen. Alles passiert aus Leidenschaft und ich hatte einfach Glück, das ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit da war.
Ein Koreaner versuchte mir zu erklären, was ich da gerade gesehen habe. Ich bekam nur mit, dass vor langer Zeit die Koreaner die Brücke „Soopyojgjo“ überquerten, die den großen Fluss von Seoul überbrückt. Als sie auf der anderen Seite ankamen, waren sie alle so glücklich, dass man am Ende der Wanderung voller Freude wie von Sinnen feierte. Wie weit hier mein Verständnis bzw. Missverständnis ist, kann ich nicht sagen, auf Grund der Sprach-Barrieren.
Na ja nach einigen vielen lustigen Abenden und vielen neuen koreanischen Bekanntschaften musste ich irgendwann meinen Rückflug nach München antreten. Man feierte bis zum letzten Abend und schleppte sich in Halbschlaf bis zum Flughafen, aber ich konnte wenigstens sagen, dass ich versucht habe jede Minute in Korea aus zu kosten.
Ich vermisse jetzt schon wieder Korea. Besonders wenn ich auf meinem Heimweg keine singenden Koreaner mehr höre und ausgelassene und fröhliche Familien sehe, die auch noch spät in der Nacht anzutreffen sind. Ja die zweite Reise war anders als die erste, aber auch sehr schön und eine Erfahrung die ich niemals verzichten könnte.
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Fröhlich und ausgelassen in Korea |
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Ausgelassener Tanz in Chungmuro |
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