Einleitung – Die Macht der Filme
Die Filmindustrie eines Landes hat nicht unerheblichen Anteil an dem Image eines Landes. Oft dient sie als Spiegel des momentanen Lebensgefühls einer Nation. Die amerikanische Filmindustrie hat z.B. das Lebensgefühl der U.S.A und die Werte hauptsächlich über die Filme vermittelt. Es entstand in vielen Ländern eine Assimilation, oder so zu sagen eine Amerikanisierung und das hauptsächlich durch Filme. Darum sollte man den kulturellen Wert einer Filmindustrie niemals unterschätzen.
Ein Land das ein eigenes Selbstbewusstsein entwickeln und sich als starke Industriemacht etablieren will, braucht eine Filmindustrie die es schafft, der amerikanischen Contra zu bieten. Sonst besteht die Gefahr, dass die eigenen kulturellen Werte mit der Zeit verschwinden und die Jugend den amerikanischen Filmvorbildern nacheifert, da das eigene Land zu wenig Vorbilder bietet.
Die Vorreiter des asiatischen Films, Japan und China
Japan
Gerade Japan und China waren sich dieser Sache sehr früh bewusst, besonders Japan. Als in Japan während der 1930er Jahre die Stummfilme langsam verschwanden, die damals noch sehr nahe am klassischen japanischen Theater lagen, und durch den Tonfilm ersetzt wurde, lockten diese Ende 1940 fast eine halbe Milliarde Zuschauer in die Kinos.
Als sich der Weltkrieg anbahnte wurde die Filmindustrie in allen „Filmnationen“ zunehmend instrumentalisiert. Es erschienen immer mehr Propagandafilme und diverse Themen wurden zensiert. Seit einigen Jahren nehmen die nationalistischen Filme in Japan wieder zu, die mehr als bedenklich sind (Ich würde sagen seit ca. 2003). Denn wie gesagt, sie spiegeln mehr oder weniger eine Richtung der Politik oder das Lebensgefühl eines Volkes wieder.
Das größte Umdenken der japanischen Filmindustrie begann nach dem zweiten Weltkrieg. Die Filme waren zunehmend kritischer, waren antinationalistisch, trotzdem national bewusst aber anders, eher auf die Besinnung der alten Kultur bedacht. Allen voran war der große Regisseur Akira Kurosawa, der bis heute ein Inbegriff der japanischen Filmgeschichte ist, wenn nicht gar der asiatischen.
China
Die chinesische Filmgeschichte war noch nicht so früh ausgeprägt und erfolgreich wie die japanische. Das lag hauptsächlich daran, dass die maoistische Politik eher hemmend auf die Filmindustrie wirkte. Die Zensur war über längere Zeiträume sehr präsent. Die Produktivität war nicht gering, aber nicht massenkompatibel für den Weltmarkt, denn dafür waren die Filme zu zielgerichtet in ihrer Propaganda.
Nach dem Tod Maos waren die Freiheiten größer und Regisseure wie Zhang Yimou oder Chen Kaige begannen das Kino mit anspruchsvollen und vor allem kritischen Filmen zu prägen.
Parallel entwickelte sich dazu das Kino aus Hongkong. Dieses Kino war eher mehr auf Unterhaltungskino ausgerichtet. Persönlichkeiten wie Bruce Lee verhalfen diesen kurzweiligen, aber bisher in dieser Form noch die dagewesenen, Actionkino zur weltweiter Beliebtheit. Besonders das Wuxia-Genre das gerade in Hongkong und Taiwan entstand, prägte das asiatische Kino. Es war signifikant durch seine überirdischen Kampfeinlagen, in denen Kämpfer förmlich durch die Luft flogen (Inspiriert durch alte Erzählungen, Novellen, diversen Romanen und Mythen in der chinesischen Kultur). Für viele Europäer wirkt so was befremdlich, bei den anderen weckte gerade diese Andersartigkeit die Neugier.
Einfluss zweier Filmnationen
Somit prägten Japan und China die asiatische Filmkultur maßgebend und haben auch somit einen gewaltigen Einfluss auf die koreanische Filmindustrie. Heute ist der Einfluss schon weit über Asien hinaus gewachsen und hat den Rest der Welt erfasst. Zwar noch nicht in dem Maße wie Hollywood, aber der Einfluss wächst stetig.
Der Anfang des koreanischen Films (1903-1942)
Man nimmt an, dass der erste Kinofilm ca. 1903 in Korea gezeigt worden ist (Aus welchen Land dieser stammte kann man nicht genau sagen). Genauere Daten sind leider nicht zu ermitteln. Heute sind keine Filme mehr aus dieser Zeit komplett erhalten. In den Wirren des Koreakriegs (1910-1945) und unter der japanischen Besatzung ging hier fast alles verloren. Man weiß aber, das zwischen den frühen Zwanziger Jahren bis zum Jahr 1945 ca. 160 Filme gedreht worden sind.
Zwischen 1909 und 1920 wurden einige Kinos in den größten Städten Korea wie Seoul, Pusan und Pyongyang gebaut. Die meisten dieser Kinos wurden von japanischen Geschäftsmännern finanziert. Trotz alledem bevorzugten die Koreaner selber europäische oder amerikanische Filme. Hier machten sich die Koreaner so zu sagen in großen Massen mit der westlichen Kultur vertraut. Das war natürlich nicht im Interesse der Japaner, die ihre Kultur über die westliche und vor allen über die koreanische stellen wollten.
Bis zum Jahre 1923 flimmerten auf den Kinoleinwänden also nur ausländische Filme die um die Gunst der koreanischen Zuschauer kämpften. Mit dem Stummfilm „Versprechen unter dem Mondschein“ erschien dann der erste koreanische Film. Dieser Film war aber kein Unterhaltungsfilm sondern eher ein Lehrfilm. In den nächsten paar Jahren folgten dann sieben weitere koreanische Filme, die man auch als richtige Spielfilme bezeichnen konnte. Der revolutionärste und erfolgreichste Film aus dieser Ära war „Arirang“, aus den Jahre 1926. Das Remake folgte im Jahre 2003. Interessant war unter welchen Umständen der Film das Licht der Welt erblickte. Schöpfer des Films war Na Woon-gyu, der gerade mal 25 Jahre alte Regisseur bekannte sich damals offen zur antijapanischen Unabhängigkeitsbewegung. Na Woon-gyu schuf diesen sehr nationalistischen Film, auf der Grundlage seiner persönlichen Erfahrungen. 1902 geboren, nahm er aktiv an den Studentendemonstrationen 1919 teil und floh später nach Russland, um sich dem Zugriff der japanischen Polizei zu entziehen.
Der Film traf mit seiner unterschwelligen antijapanischen Botschaft absolut den Geist des koreanischen Volkes. Die Koreaner stürmten förmlich in die Kinos. Zum Erfolg des Films dürfte seine etwas andere Machart beigetragen haben. Diese hob sich doch merklich von den japanischen Filmen ab. Die Cinematografie und einige Stilmittel orientierten sich klar an westlichen Vorbildern. Die Geschichte besann sich auf traditionelle koreanische Wurzeln und deren Kultur.
Die Japaner haben den Film am Anfang deswegen nicht verboten, weil sie die antijapanische Botschaft in den Film nicht erkannten. Für jeden Koreaner war sie klar ersichtlich und auch das war eine gewisse subtile Kunst in diesem Film.
Nach diesem Film wurde die Zensur von Seiten der japanischen Besatzung noch mal verschärft. Diese hatten alleine dadurch, dass sie fast alle koreanischen Filme finanzierten auch fast die absolute Macht, was gedreht wurde. Das lokale Kino wurde zwar immer beliebter, aber die Filme mussten nun bestimmte japanische Vorgaben erfüllen. Viele Filme die nicht projapanisch genug waren, wurden somit zerstört. In den Theatern war z.B. immer die Polizei präsent.
Trotz der Zensur schaffte es ein koreanischer Film, der von den Japanern finanziert worden ist, noch mal die Herzen der Koreaner zu erobern. Die Rede ist vom ersten Ton-Film in Korea „Chunhyang“. Dieser Film aus dem Jahre 1935 basierte auf einer sehr alten und bekannten Volkserzählung aus Korea und war somit sehr koreanisch traditionell. Dieser Film wurde sehr oft neu verfilmt. Die letzte Verfilmung ist von Altmeister Im Kwon-taek im Jahre 2000 erschienen und sogar hier zu Lande im deutschen Fernseher unter
Arte erschienen.
Das Remake von Chunhyang aus dem Jahre 2000
Das Aufblühen der koreanischen Filmindustrie nahm ein jähes Ende als die Japaner in China eingefallen sind. Das koreanische Kino wurde nun ein absolutes Instrument der japanischen Kriegspropaganda. 1942 wurden koreanisch sprachige Filme von der Regierung mit sofortiger Wirkung verboten.
Die Rückkehr des koreanischen Films (1945-1955)
Aus dieser Zeit unter den Amerikanern bis zum Ende des Koreakrieges haben gerade mal fünf Filme überlebt. Unter ihnen das sehr patriotische und antijapanische Werk "Hoorah! Freedom" aus dem Jahre 1946. Dieser Film traf voll und ganz den Zeitgeist der Koreaner und war unglaublich beliebt. "Hoorah! Freedom" ist auch das älteste Stück der koreanischen Filmgeschichte was komplett erhalten ist.
Bild aus "Hoorah! Freedom"
Während des
koreanischen Bürgerkriegs zwischen Nord und Süd, wurde das meiste Equipment der Filmindustrie zerstört. 1953 als der Waffenstillstand in Kraft trat, erklärte man dass die Filmindustrie von jeglicher Steuer befreit wird, in der Hoffnung dass dies die Filmindustrie in Südkorea wieder belebt.
Nordkorea begann sich zu isolieren und errichtete den sogenannten eisernen Vorhang. Filme aus anderen Ländern wurden nicht importiert. Der Export von Filmen ging nur in einige wenige kommunistische Länder. Einige dieser Filme erfreuten sich dort großer Beliebtheit. Zu diesen Filmen gehört z.B. Das Blumenmädchen aus dem Jahre 1972, welcher sogar international nach und nach bekannter wurde. Wirklich nennenswert wurde die Filmindustrie aber erst unter Kim Jong-il, der ein großer Liebhaber der Film-Kunst war. Darum wenden wir uns ab den Waffenstillstand 1953 eher Südkorea zu, da hier die Grundsteine für einer der größten Film-Mächte der Welt gelegt worden sind.
Das Blumenmädchen als nordkoreanischer Geldschein
Nach dem Koreakrieg sorgten vor allem neben der Steuerfreiheit, Subventionen und großzügige Wiederaufbau-Hilfen für einen Aufschwung der südkoreanischen Filmindustrie, zwischen den späten Fünfzigern und Sechzigern.
Das goldene Zeitalter des koreanischen Kinos (1955 -1969)
Die Leute entwickelten in der Nachkriegszeit ein anderes Bewusstsein hin zur amerikanischen Konsumgesellschaft. Vergleichbar wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Out-Put koreanisch produzierter Filme stieg rapide an. Die meisten Filme zielten eher auf die reine Unterhaltung ab und waren überwiegend Action-Filme oder Melodramen.
Diese Zeit war sehr stark beeinflusst von der Abhängigkeit durch Amerika und den importierten Lebensgefühl aus Amerika. Dies spürt man sehr, wenn man sich etwas ältere Filme aus dieser Zeit anschaut. Kleidung, Frisuren, Musik, Autos und vieles mehr erzeugen einen gewissen Retro-Look und wecken nostalgische Gefühle.
Auch konnten sich hier viele kreative Geister endlich entfalten, da sie nicht mehr die starke Zensur der Japaner fürchten mussten. Aus dieser Zeit sticht ein Regisseur besonders hervor, Kim Ki-young. Mit seinen Film "The Housemaid" aus den Jahre 1960 schockte er die koreanische Gesellschaft. Da Korea bis damals sehr konfuzianisch geprägt war und heute noch immer ist, rüttelten die Liebesszenen (Küsse, dezente Anspielungen und verdrehte Rollen in der Gesellschaftshierarchie) das Publikum auf.
Bild aus "The Housemaid"
1962 führte dann aber der Militärdiktator Park Chung Hee, der gerade durch einen Putsch an die Macht kam, diverse Gesetze ein, die der Filmindustrie wieder strengen Auflagen unterwarf. Die Produktion der Filme wurde dadurch nicht wirklich gebremst, aber der Einfluss dieser Gesetze hatte einen sehr starken Einfluss auf die gedrehten Filme. Die Zensur wurde wieder einmal stärker und das Kino wurde für Propagandafilmen missbraucht. Kritische Filme waren unerwünscht. Man veranlasste, dass für zwei importierte Filme, aus dem Ausland, mindestens ein koreanischer Film veröffentlich werden musste. Auch musste jede Filmfirma 15 Filme pro Jahr veröffentlichen. Die Folge davon war, das in dieser Zeit nur 16 Filmfirmen von 71 überlebten. Die Produktivität stieg aber eher, bloß war der Output der Filme nun wesentlich kontrollierter. Es erschienen jährliche fast knapp 300 Filme. Dies verdankte die koreanische Filmindustrie wohl auch noch einem anderen Instrument, aus dem Arsenal von Park Chung-Hees Filmpolitik, nämlich der bis heute höchst umstrittenen Quotierung. Demnach müssen in koreanischen Kinos mindestens 40% der Spielzeit oder an 146 Tagen ausschließlich koreanische Filme gezeigt werden.
Aber man fand auch unter dieser Zensur so seine Schlupflöcher. Man drehte alte Historienfilme, die zwar in der Vergangenheit spielten, aber aktuelle Themen aus der Gegenwart aufgriffen und unterschwellig kritisierten.
Also war der Diktator Park Chung Hee einerseits ein Segen für die koreanische Filmindustrie, der bis heute wohl das wichtigste Fundament für den Erfolg koreanischer Filme gelegt hatte, und andererseits ein Hindernis für die freie Kreativität der Künstler in der Branche.
Der Fall Shin Sang-Ok (Die Zeit nach 1970)
In der Zeit unter dem „Film“-Diktator Park Chung Hee machte sich besonders eine Regisseur einen Namen, nämlich Shin Sang-Ok. Die Filmkunst erlernte er im Japan und im Geschäft war er seit den 50er Jahren. Wie es zu dieser Zeit üblich war, schuf er einige historische Filme, welche meistens zur Zeit der Chosun-Dynastie spielten. Filme wie The Houseguest and My Mother aus den Jahre 1961 lockten Scharen von Zuschauern in die Kinos. Vor allem wurden die Zuschauer durch die einmalige Komposition seiner Bilder angezogen.
Shin Sang-Ok blieb auch einer produktivsten Regisseure und schuf allein zwischen 1952 bis 1995 über siebzig Filme. Anscheinend hatte er auch einige Verehrer in Nordkorea, was ihm bald zum Verhängnis werden sollte.
1978 verschwand seine Frau Choi Eun-hee, die ein großer Filmstar war, auf einer Visite in Hongkong. Regisseur Shin Sang-Ok war über das Verschwinden seiner Frau schockiert und stellte deswegen Nachforschungen in der damaligen Kronkolonie an. Plötzlich verschwand er nun dort auch. Einige Jahre tauchten die beiden auf – in Nordkorea, als Regisseur und Star nordkoreanischer Propagandafilme. Das Ganze wurde produziert vom nordkoreanischen Diktator Kim Jong-il. Die südkoreanische Regierung war geschockt.
Es stellte sich heraus, dass Kim Jong-il veranlasst hat, die beiden zu entführen um seiner eignen Filmindustrie einen Aufschwung zu bescheren. Bevor Shin Sang-Ok dort anfing Filme zu drehen war er scheinbar erst mal eine lange Zeit in einem Militärgefängnis. Tatsache ist, dass er in Nordkorea sieben Filme drehte.
Hier drehte er unter anderem einen nordkoreanischen Film, der sogar im Ausland einen gewissen Kultstatus erreichte. Der Monsterfilm
Pulgasari aus dem Jahre 1985. Hier handelte es sich um eine Puppe die sich durch den Kontakt von Blut in ein Eisen fressendes Ungeheuer verwandelte. Die Ähnlichkeiten zu den japanischen Vorbild „Godzilla“ waren sehr auffällig.
Bild aus "Pulgasari"
Acht Jahre nach seiner Entführung, gelang ihm dann die Flucht, mit seiner Frau, während eines Besuchs in Wien. Das alles soll in einer wilden Verfolgungsjagd ausgeartet sein, die fast filmreif war. Danach arbeitete er dann nun für Hollywood, was Kim Jong-il alles andere als erfreut haben dürfte. Hier produzierte er unter dem Künstlernamen Simon Sheen den mäßigen Film The Three Ninjas. Danach kehrte er 1993 wieder nach Südkorea zurück.
Allein anhand von Shin Sang-Ok Geschichte kann man sehen unter welchen gewaltigen politischen Einflüssen die koreanische Filmindustrie stand. Das zu verstehen ist wichtig, denn nur so kann man die heutige Mentalität und Art der aktuellen koreanischen Filme verstehen.
Zu dieser Zeit bekam das Kino aber mächtige Konkurrenz, den Fernseher. Dem heimischen Kino gingen immer mehr Besucher durch die Lappen. Man versuchte nun die Zuschauer mit Filmen zu locken, die mit ein wenig nackter Haut lockten, aber diese Filme Erotikfilme zu nennen wäre weit übertrieben, eine Tendenz dahin war aber vorhanden. Ein Wendepunkt in der Filmindustrie war erst wirklich ab 1980 zu verzeichnen.
Die Zeit des Umbruches 1980 – 1996
Südkorea vollzog in diesem Zeitraum mehrere politische Krisen und das Klima änderte sich rapide. Es geschah der Wandel von der Militärdiktatur zur Demokratie, wobei auch diese so genannte Demokratie sehr straff und noch in wesentlichen Zügen diktatorisch war. Trotz alledem war die aktuelle Regierung wesentlich aufgeschlossener, verhalf Südkorea unter anderem zu seinem heutigen Wirtschaftswunder und die Zensuren der Medien waren zwar nach wie vor vorhanden, aber wesentlich lockerer.
Obwohl die Zuschauerzahlen zurückgingen, konnten sich durch die etwas lockere Zensur neue kreative Talente einen Namen machen. So gewann sogar 1987 die südkoreanische Schauspielerin Kang Soo-Yeon (auch bekannt als Kang Su-yeon) auf den Venice Film Festival, für ihre Rolle in den Film „Surrogate Mother“, den Preis als beste Schauspielerin.
Ich denke die meisten Kritiker sind sich hier einer Meinung. Der wichtigste Künstler aus dieser Zeit ist Im Kwon-taek. Bis heute ist er noch einer der wichtigsten und größten Regisseure Südkoreas. Obwohl er schon vor 1980 ca. über 70 Filme gedreht hatte, gelang ihn sein Durchbruch erst mit „Mandala“ aus dem Jahre 1981. Hier zeichnete sich auch ein Stilbruch zu seinen früheren Werken ab, die rein kommerziell waren. Seine neueren Werke besannen sich wieder auf die alte Kultur Koreas, ihrer Religion und eben ihrer Gesellschaftsform.
Sein Werk
Sopyonje aus dem Jahre 1993 z.B. belebte den traditionellen koreanischen Gesang Pansori wieder. Er ist somit nicht nur eine wichtige Figur für die Filmindustrie, sondern eine wichtiger Faktor für das Wiederaufleben der alten koreanischen Kultur.
Ab 1988 durften auch ausländische Firmen aus Hongkong und der USA nun ihre Filme nach und nach direkt in Südkorea vertreiben. Die Folgen für das einheimische Kino waren logisch. Es begann sich keiner für die eigenen Filme mehr zu interessieren und das Volk verschlang förmlich Filme, die ihnen durch die ehemalige Zensur vorenthalten wurden. 1993 sahen nur noch 16% des Publikums koreanische Filme.
Nur das alte Gesetz der Quotierung des ehemaligen Militärdiktator Park Chung Hee aus den Jahre 1962, das die Kinos mindestens 40% der Spielzeit oder an 146 Tagen ausschließlich koreanische Filme zeigen müssen, bewahrte das einheimische Kino vor dem Untergang.
Aber durch das unaufhaltsame Wachstum der südkoreanischen Wirtschaft stabilisierte sich die koreanische Filmindustrie ca. ab 1992 sehr schnell. Das lag unter anderen daran, dass die großen Unternehmen, wie z.B. Samsung, nun massiv begannen in die koreanische Filmindustrie zu investieren. Sie schufen damit unter anderem, große eigene Idole, die sie dann für Werbespots ihrer diversen Produkte verwenden konnten. Somit wurde auch die koreanische Filmindustrie ein wichtiges Instrument der koreanisch aufstrebenden Wirtschaft. Der Wandel zu einer mustergültigen Demokratie mit der Zeit tat ihr übriges.
Die „Neue Welle“ 1996 – Heute
Dieses neu geschaffene Fundament trat die „Neue Welle“ der koreanischen Filme los, die 1996 begann und bis heute anhält. 1996 dominierten zwar noch die Filme aus Hollywood, aber sie mussten sich nun unter den Top-Hits die Besucherzahlen mit koreanischen Filmen teilen. Dem Regisseur Kang Woo-Suk, heute bekannt durch
Silmido, gelang es mit seiner Fortsetzung Two Cops 2, den dritten Platz in den Kinocharts zu ergattern (hinter Independence Day und The Rock). Der zweite koreanische Film der sich plötzlich in den Top Ten der Kinocharts tummelte war
The Gingko Bed. The Gingko Bed ist somit auch bis heute noch ein Kultfilm des koreanischen Kinos geblieben.
1996 waren also seit langen wieder mal zwischen, ausschließlich US-Filmen, zwei koreanische Filme in den Top-Ten. 1997 waren es dann schon drei koreanische Filme. In diesem Jahr erschien auch der Film
Beat, von Regisseur Kim Seong-Su. Gerade dieser Film zeigt besonders gut die neue Richtung des koreanischen Films. Befreit von jeglicher Zensur, schreit der Film förmlich seine Verzweiflung über aktuelle soziale Missstände der Gesellschaft hinaus. Das ganze wird in einem sehr ästhetischen Look verpackt, der sehr stark an Vorbilder wie Regisseur Wong Kar Wei aus Hongkong erinnert. Ein spürbarer Anstieg der Qualität bei der Machart der Filme ist also auch zu verzeichnen.
Heute greifen die koreanischen Filme unverblümt alle möglichen kritischen Themen auf und verarbeiten diese, wo sich der Großteil der Filme in Hollywood doch in seiner Oberflächlichkeit verliert.
Man findet aber auch in den südkoreanischen Filmen, fast wie in keinem anderen Land, die Einflüsse diverser Film-Länder wieder vereint. Hier treffen die japanischen, chinesischen, amerikanischen und auch europäischen Stilrichtungen aufeinander.
Wie auch immer. 1999 war der Höhepunkt der „Neuen Welle“ des koreanischen Films. Hier verdrängte der Film „Shiri“, von Regisseur Kang Je-kyu, zum ersten Mal die amerikanischen Filme vom ersten Platz. Regisseur Kang Je-kyu, der sich schon mit The Gingko Bed das erste mal in die Charts katapultierte, war und ist somit einer der wichtigsten Figuren der koreanischen „Neuen Welle“. Shiri war somit ein Initialzünder für einen wahren Ansturm von koreanischen Filmen. Ab da an war es eine Seltenheit wenn es überhaupt noch ein nichtkoreanischer Film in die Top-Tens geschafft hatte.
Bemerkenswert daran ist das, dass diesmal nicht aufgrund eines Zwangs der Regierung entstanden ist, sondern das Volk anfing aus freien Stücken seine eigenen Filme den ausländischen Filmen vorzuziehen.
Von Jahr zu Jahr wechselten auch die Themenschwerpunkte der koreanischen Filme. Woran das liegt? Die koreanischen Filme sind nur deswegen so erfolgreich, weil sie immer versuchen das momentane Lebensgefühl der Koreaner einzufangen. Da sich dieses Lebensgefühl in den Großstädten mit atemberaubender Geschwindigkeit stets verändert, wirken manchmal Filme zwischen denen sich nur ein Jahr Unterschied befindet, wie zwei Filme zwischen denen mindestens zehn Jahre liegen. Das Spektrum reicht von diversen Melodramen, Liebesdramen, Gangsterfilmen, Historienfilmen, Kunstfilmen bis hin zu politischen Filmen. Der Science-Fiction-Bereich ist auch vertreten, aber noch nicht wirklich ausgereift, wenn überhaupt dann tendiert die koreanische Filmindustrie eher Richtung Fantasy.
Südkorea ist eine wahre Filmnation mit einer eigenen Identität geworden. Man kann immer und überall Filme schauen. Fast an jeder Ecke findet man z.B. in Seoul die DVD Bang`s. Das sind sozusagen Räume, die wie ein gemütliches Wohnzimmer eingerichtet sind, wo man sich dann einen DVD-Film anschauen kann. Heute haben aber diese DVD Bang`s eher einen anrüchigen Ruf, da sie von den jungen Leuten als Alibi-Stundenhotel benutzt werden.
Und Nordkorea? - Heute
Während der Nachbar nun heute unbestreitbar zu einer der größten Filmnationen der Welt geworden ist, sollte man aber trotzdem Nordkoreas Filmindustrie nicht aus den Augen verlieren.
Besonders im Bereich Zeichentrick sind die Nordkoreaner qualitativ auf dem allerhöchsten Niveau. Ausländische Auftraggeber sind sich dieser Qualität durchaus bewusst. Das Regime nimmt so mehrere Millionen Euro im Jahr ein. Die Aussicht auf hohe Qualität, bei niedrigen Gehältern lockt vermehrt Auftraggeber aus Frankreich, Italien und auch aus Deutschland.
Zeichentrickpower aus Nordkorea
Der Walt-Disney-Konzern z.B. ließ lange Jahre Teile seiner Zeichentrickfilme "König der Löwen" und "Pocahontas" in Pjöngjang zeichnen, weil dort die Löhne so schön niedrig sind.
Interessant ist, dass vor kurzem eine Zusammenarbeit zwischen Süd und Nordkorea entstanden ist. Ein Zeichentrick namens Empress Chung aus dem Jahre 2005. Das ist fast eine Sensation.
Der Film soll traditionelle Folklore mit typisch koreanischen märchenhaften Elementen für Kinder vereinen. Gesehen habe ich diesen leider noch nicht, aber sobald eine DVD veröffentlicht wird, werde ich euch wie gewohnt berichten. Somit will ich nun auch zum Ende dieses langen Berichts kommen und wir werden sehen was uns die koreanische Filmindustrie in der nächsten Zeit zu bieten hat.