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Der Schamanismus nimmt noch heute in Korea einen sehr wichtigen Stellenwert in der modernen Gesellschaft ein. Man kann vielleicht sagen, dass das die Urform des Glaubens ist, der vor langer Zeit in Korea geherrscht hat. Heute haben sich viele Elemente mit buddhistischen Traditionen vermischt.

Unter einer weißen Zeltplane steht als Altar ein langer Tisch mit Bergen von Früchten, mit Fischen, Getreide und Reiskuchen, mit Reiswein und einem Schweinskopf in einer Schüssel. Rundherum hocken erwartungsvoll blickende Menschen. Vor ihnen qualmen Räucherstäbchen, die die Geister anlocken sollen. In der Mitte tanzt die Mudang, die Schamanin, und schwingt dabei ihre wichtigsten Ritualgegenstände: Fächer, magische Spiegel, Papierwedel, Rasseln und ein Schwert. Ihr Gefolge untermalt ihre Gesänge mit Zimbeln und Trommeln. Sie murmelt Gebetsformeln und fordert mit beschwörenden Gesten einen Geist auf, von ihr Besitz zu ergreifen. Dann wirbelt sie wild herum, wälzt sich bis zur Erschöpfung am Boden, immer begleitet vom klirrenden Klang der Schlaginstrumente.
-Auzug aus dem HB-Bildatlas-



In Korea gibt es zirka über 70.000 Manshin (koreanischer Name für Schamanen). Die meisten sind Frauen und werden Mudang genannt, was so viel heißt wie „die Wunder vorführt“. Es gibt einige wenige männliche Schamanen, die man dann Paksu nennt. Die Pstaksus sind meistens die Gehilfen der Mundang. Die Koreaner glauben daran, dass die Seele im Gegensatz zum Körper unvergänglich ist. Die Seele wandelt durch die Welten von Erde, Himmel und dämonischen Unterwelten, und dabei spielt Raum und Zeit keine Rolle. Die Schamanen dienen praktisch als Vermittler zu diesen Seelen und diesen göttlichen Sphären.

Der Schamanismus ist keine Religion wie das Christentum, buddhistische Religion oder Islam, sondern ist eher tief verwurzelter Glauben, der in seinem Land Ursprung hat. Er ist zu vergleichen mit indianischen Traditionen aus Nordamerika, d.h. es ist ein Glauben, der sich in einer lebendigen Natur wiederfindet. Wind und Baum, Stein und Wasser sowie die Erde selbst - sie alle haben eine Seele. So gibt es auch diverse personifizierte Formen der Natur wie z.B. als Gestirns- oder Donnergott, Erd-, Berg- oder Steingeister. Diese Wesen stehen im ständigen Einfluss auf das Leben aller Menschen und auch manchmal im Konflikt. Die Aufgabe der Schamanen ist, diese - wenn nötig - zu besänftigen, evtl. mit Opfergaben.

Man kann nur auf zwei Arten ein Schamane werden. Entweder man bekommt die Gabe vererbt, oder man wird praktisch von einen Geist auserwählt. Wenn man berufen wird und ein Geist von einem Besitz ergreift, dann leidet diese Person. Sie hat Visionen, Ohnmachtsanfälle und leidet unter einer Form der "Besessenheit”. Darum leben diese Personen während dieser Zeit abseits von der Gesellschaft, bis sie ihr Schicksal akzeptiert haben. Selbst moderne Ärzte können das nicht erklären.

Wenn man seine Berufung angenommen hat, wird man in die Heilkunst eingeweiht sowie in Naturgeheimnisse, Traumdeutung und diverse Zeremonien. Schamanen haben keine Schriften, in denen ihr Wissen festgehalten wird, und sie haben keine Rangordnung untereinander, auch keine heiligen Gebäude wie Tempel oder Kirchen. Sie praktizieren ihr Werk z.B. zu Hause, in der Natur oder mitten auf Dorfplätzen.



Eine Schamanin nimmt während einer Zeremonie mit Tanz, Gesang und Trommelbegleitung Kontakt zu der Welt der Geister auf. Sie fällt dabei in tiefe Trance (das ohne Drogen oder sonstige Mitteln, die den Geist beeinflussen). Diese Zeremonien hält man z.B. ab, wenn man sich eine gute Ernte wünscht, oder Unglück von vornherein abwenden will, und natürlich wenn jemand krank ist oder man ein Haus einweihen will. Die wichtigste Zeremonie ist die Kut-Zeremonie.

Hier ein Auszug aus dem HB-Bildatlas:

Die eigentliche Kut-Zeremonie ist eine komplizierte Angelegenheit mit zahlreichen Teilnehmern. Sie kann dazu dienen, einem verstorbenen Familienmitglied das Geleit in die Geisterwelt zu geben. „…“ Zu diesem Zweck wird ein „Pfad“ in Form eines langen weißen Bandes ausgelegt mit einer Papierpuppe darauf, das Symbol ist für die Seele des Verstorbenen. Die Mudang zieht das Band mit ihren Körper, was das Fortschreiten der Seele in die Geisterwelt der Ahnen andeutet.

Das allein reicht natürlich nicht, denn die Verstorbenen haben natürlich ein Anrecht auf Zuwendung nach dem Tod, d.h. kleine Opfergaben am Grab oder Riten. Wenn man dies vernachlässigt, kann das die Geister erzürnen, und hier kann natürlich eine Mudang helfen, indem sie wieder die Harmonie zwischen Lebenden und Toten herstellt.

In den alten koreanischen Königreichen waren die Schamanen verachtet und gehörten der untersten Gesellschaft an. Sie durften nicht in die Städte hinein, aber wenn Unruhen in Land waren wie Kriege oder Naturkatastrophen, waren sie überall willkommen. Im 19. Jahrhundert war eben das der Fall und der Schamanismus erlebte hier eine wahre Blütezeit. Die meisten Mudang kommen aus ärmlichen Verhältnissen. Sie sind besonders von der Männerwelt verachtet. Trotz alledem ist der Schamanismus in Korea heute wieder allgegenwärtig, z.B. Zeremonien mitten in der Stadt oder in riesigen Bürogebäuden großer Konzerne, um den Erfolg in der Branche zu garantieren. Wer weiß - vielleicht hat Korea sein Wirtschaftswunder den Schamanen zu verdanken.




Titel: Schamanismus in Korea


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Schamanistische Gottheit Janggunsin

Mudang in Trance

Junge Mudang

Mudang in Zeremonie-Gewand

Altar

Opfergaben

Zeremonie mit Tanz

Trance

Mudang Großmutter und Enkelin

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