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Balhae-das vergessene Königreich
(698 – 926)


Vorwort - Vergessene Geschichte

Die Geschichte des Königreichs Balhae/Palhae/Parhae (koreanischer Name), oder auf Chinesisch „Bohai“ ist heute schwer zu dokumentieren. Besonders für Europäer, da es so gut wie kein Wissen über dieses Reich außerhalb Asiens gibt. Was eigentlich erstaunlich ist, da dieses Reich alles andere als unbedeutend war. Gute Quellen findet man also fast nur auf Chinesisch, Koreanisch, Japanisch und Russisch, abgesehen von Johannes Reckels „Aetas Manjurica 5“, einer Sammlung von Übersetzungen aus eben diesen sprachlichen Quellen. Dieses Buch habe ich hauptsächlich benutzt um Quellen abzugleichen, denn im Prinzip ist es kein genaues Sachbuch mit kritischer Analyse, sondern einfach nur eine Sammlung diverser Quellen, die sich teilweise auch widersprechen. Darum bin ich für jede Ergänzung zum Bericht offen und würde mich über E-Mails zum Bericht freuen, die diesen um weitere Informationen erweitern.


Vorgeschichte


Das Mächteverhältnis Nordchinas und der Mandschurei (581 –1125)

Die Entstehung und der Niedergang Balhaes standen immer in direkter Abhängigkeit von den jeweiligen Mächten Nordchinas und der Mandschurei. Auch Kultur und Konflikte Balhaes hatten oft ihren Ursprung in diesen mächtigen Nachbar-Imperien, die fast ganz Asien beeinflusst und das heutige China geformt haben.
Ohne den geschichtlichen Hintergrund über diese Dynastien und Reiche ist ein Verständnis der Geschichte Balhaes nicht möglich. Darum an dieser Stelle eine kurze Einführung in die Thematik. Das Volk der Kitan werde ich hier etwas näher beleuchten, da seine Entwicklung in direkter Abhängigkeit zum Untergang Balhae steht.


Die Tang-Dynastie (618 – 907)

Die Tang-Dynastie folgte der Sui Dynastie im Jahre 618. Der Gründer der Tang-Dynastie war der halbtürkische General der Sui-Dynastie „Li Yuan“, später unter dem Namen Tang Gaozu bekannt, welcher die Sui-Dynastie stürzte. Dies war unter anderem dadurch möglich, weil die Sui-Dynastie äußerst verlustreiche Kriege gegen die koreanischen Reiche geführt hatte, die ihre militärischen Ressourcen beträchtlich erschöpften. „Li Yuan“ nützte diese Situation der Schwäche aus und lies seine Verbindungen zu den Türken spielen, die er aufgrund seiner teilweise türkischen Abstammung hatte, und übernahm das Reich. Er schaffte somit nach einigen Jahren ein Reich, das durch Stabilität, Disziplin und starkes Durchsetzungsvermögen von Seiten einer ausgeprägten militärischen Struktur lange Bestand hatte. Hauptsächlich zu verdanken war dies jedoch Li Yuans Sohn „Li Shimin“, später bekannt als Taizong, der schon bald die Macht und nach dem Abdanken seines Vaters auch den Kaiser-Titel übernahm. Er führte diverse erfolgreiche Expansionskriege, besonders gegen die Türken, und schuf den Anschluss zur Seidenstraße. Das ließ die Tang-Dynastie förmlich aufblühen, und es gab einen regen Kulturaustausch z.B. unter anderem mit Persien.

Li Shimin verlor jedoch an Ansehen, als er gegen das koreanische Reich Koguryŏ zog und gewaltige Niederlagen erlitt, die Ressourcen seines Landes dadurch arg strapazierte und sich darüber hinaus aus diversen Länderein zurückziehen musste. So entstand ein neues Machtvakuum.

Man versuchte daraufhin seine Kräfte nun im Westen zu bündeln und besiegte diverse türkische Mächte. Auch versuchte man sogar der verbündeten Macht „Persien“ gegen die Araber zu helfen, war jedoch weniger erfolgreich (hier war die Schlacht bei Talas entscheidend). Wie man sieht überlies die Tang-Dynastie den Nordosten von China den dort ansässigen Völkern. Man wendete sich praktisch von den Niederlagen im Nordosten ab und suchte Erfolge im Westen.

Letzen Endes ging dieses Reich durch innere Unruhen (Aufstand des Huang Chao) und durch schwache Kaiser im Jahre 907 zu Grunde.


Späte Tang-Dynastie (923 - 936)

Nach dem Sturz der Tang-Dynastie folgte die Zeit der fünf Dynastien und zehn Königreiche (907-960). Hier wurde eine Dynastie nach der anderen abgelöst und es tobten bittere Kriege im ganzen Land. Hier eine kleine Übersicht der fünf Dynastien:


Die Fünf Dynastien:

  • Späte Liang-Dynastie (907-923)
  • Späte Tang-Dynastie (923-936)
  • Späte Jin-Dynastie (936-947)
  • Späte Han-Dynastie (947-951)
  • Späte Zhou-Dynastie (951-960)


Für uns ist die Späte Tang-Dynastie wichtig (Die nicht zu verwechseln ist mit der Tang- Dynastie, da es sich hier um zwei verschiedene Dynastien handelt.), da diese den Norden kontrollierte und eine der mächtigsten Folge-Dynastien war, wenn auch nicht vergleichbar mit der ersten Tang-Dynastie. Schließlich wurde die späte Tang-Dynastie von Völkern aus den Norden, welche durch die Kitan unterstützt wurden, zu Fall gebracht. Die Kitan sahen die darauf folgende Jin-Dynastie eher als ihre Vertreter an und begannen wenig später die Macht zu übernehmen. So gesehen hatten das Reich Balhae und die späte Tang-Dynastie einen gemeinsamen Feind: die mächtigen Kitan.


Die Kitan und deren Liao-Dynastie (Khitan, Quidan, Kara Kitai)

Die Kitan an sich waren lange Zeit keine geschlossene Macht. Sie waren in diverse Stämme unterteilt, die stets um die Vorherrschaft rangen. Viele Historiker bezeichnen die Kitan als die Vorläufer der Mongolen, was ich aber selbst nicht so sehe (hier gibt es auch Theorien, dass sie ein tungusisches oder türkisches Volk waren). Ähnlichkeiten sind vorhanden, z.B. dass die Kitan ein nomadenähnliches Reitervolk waren, das aber auch Ackerbau betrieb. Sie lebten teilweise in Jurten, aber hatten später auch Häuser, Tempel usw. Signifikant für die Kitan ist, dass sie eine eigene Schrift hatten, die (wie die japanische) aus den chinesischen Schriftzeichen entstammte. Die Mongolen hatten erst viel später unter Dschingis Khan eine eigene Schrift bekommen. Die Kitan hatten also eine sehr fortgeschrittene Kultur, die über ähnliche kriegerische Elemente, wie die der Mongolen verfügte.

Aber woher kam dieses Volk, das später ganz China in seinen Grundfesten erschüttern sollte und Balhae in Sturm überrannte? Seltsamerweise ist über dieses Volk nicht all zu viel bekannt, obwohl sie selbst sogar eine eigene Dynastie gründeten: die Liao-Dynastie, die von 947 bis zum Jahre 1125 Bestand hatte. Man nimmt an, dass dieses Volk den Xianbei entstammte und dass sie als geschlossene Volksgruppe erstmals im Jahre 389 in der Mandschurei erschienen.

Im frühen siebten Jahrhundert versuchten sie einen Staat an dem Grenzgebiet Chinas zu gründen. Hier konnten diese sich aber nicht wirklich durchsetzen, aufgrund des starken Widerstands der Tang-Dynastie. Daraufhin wurden die kitanischen Stämme komplett unter chinesischer Herrschaft unterstellt. Als die Tang-Dynastie ihrem Ende entgegensah, wurden die Aufstände gegen ihre Herrscher immer zahlreicher, und nicht nur die Kitan erhoben sich, sondern auch die Tujue (Türken). Dieser Aufstand ist mit einer der wichtigsten Faktoren für die Entstehung Balhaes, weil China so die besetzten Nordgebiete Koguryŏs durch den Kitan- und Tujue-Aufstand nicht mehr halten konnte und dort ein Machtvakuum entstand. Dieses Machtvakuum im Norden wurde dann durch Balhae wenig später gefüllt.

Die Kitan überfielen immer häufiger ihre Nachbarn, entführten deren Leute und mehrten somit im rasanten Tempo ihre Macht.

Das Jahr 907 war das alles entscheidende Jahr für die Geschichte der Kitan, denn hier erhob sich nun der Kitan Abaoji (später auch bekannt als Kaiser Taizu). Abaoji gelang es erstmals alle kitanischen Stämme zu vereinen und als er 926 Balhae im Sturm vernichtete, legte er das Fundament für eine eigene Dynastie, die Liao-Dynastie, zu schaffen. Dazu mehr im letzten Kapitel dieses Beitrags „Der Untergang Balhaes, seine Nemesis Abaoji und der letzte Widerstand“.

Im Jahre 947 wurde nun die vereinigte Kitan-Macht, die unter den Reichsnamen „Khitan“ bekannt war, in die Liao-Dynastie umbenannt, die geschichtlich unter diesem Namen bekannter ist. Die Kitan weiteten das Territorium ihres Reiches von der mongolischen Grenze bis tief in die Mandschurei aus und nahmen sechzehn chinesische Präfekturen entlang der großen Mauer ein. Dieses Gebiet südlich der großen Mauer sollte für mehr als 400 Jahre außerhalb der chinesischen Kontrolle liegen und eine ständige Bedrohung für China bleiben.

Die Kitan gründeten in den eroberten chinesischen Gebieten ihre Hauptstadt Yanjing, heute Standort des modernen Beijing (Peking). Beijing sollte als Basis für weitere Expansionen in die zentralen Ebenen dienen. So nahm man im Jahre 946 die Hauptstadt Kaifeng der späten Jin-Dynastie ein. Trotzdem konnten sich die Kitan in den zentralen Ebenen nicht halten, da der Widerstand zu stark war. Man ließ den Versuch fallen, dieses Gebiet unter Kontrolle zu bringen und blieb bei den Tribut-Zahlungen, die die Chinesen an die Kitan leisteten. Am Ende agierte die Jin-Dynastie als Vertreter der Kitan in dieser Region.

Im Jahre 987 begann die kitanische Kaiserin Xiao einen Krieg mit der nördlichen Song-Dynastie und besiegte deren Armee. Von nun an begann ein erbitterter Machtkampf um diese Region.

Den Kitan gelang es mit der Zeit diverse nomadische und sesshafte Völker in seinem Staatengebilde zu vereinen und sogar zu verwalten, was in dieser Form wie die Kitan es taten sehr bemerkenswert war. Eine sesshafte Bevölkerung lässt sich nicht nach denselben Mustern verwalten wie eine nomadische. Bei einer sesshaften Bevölkerung lässt sich die Verwaltung geographisch (nach Stadt- und Landkreisen, Bezirken etc.) gliedern; man kann Grundsteuern erheben etc. - das alles ist bei nomadischen Verhältnissen nicht möglich. Hier muss die Verwaltung bei der sozialen Gliederung ansetzen, so können z. B. Stammeshäuptlinge in die Verwaltung einbezogen werden und mit Rechten und Pflichten von Beamten ausgestattet werden.

Das Ende der Kitan in Nord-Ost-Asien begann mit dem Aufstieg einer neuen Macht in der Mandschurei: den Jurchen, die ein tungusisches Volk und lange Zeit Vasallen der Kitan waren. Hier erhob sich der Häuptling Wanyan Aguda und schaffte es erstmals alle Jurchen-Stämme zu vereinigen. Diese schnell aufstrebende Macht entwickelte sich im 11. Jahrhundert. Zwischen den Jurchen und den Kitan wurde ein zehnjähriger Krieg von 1115 bis 1125 um die Vorherrschaft Nordchinas ausgefochten. Die Kitan unterlagen letztendlich den vereinigten Jurchen-Stämmen, und sogar ihr Kaiser geriet in deren Gefangenschaft. Auch die nördliche Song-Dynastie erlag den Jurchen, die ironischerweise in den Jurchen am Anfang einen Verbündeten gegen die Kitan sahen. Die Jurchen gründeten ihre eigene Dynastie: die Jin-Dynastie (nicht zu verwechseln mit den frühren Jin-Dynastien).

Das sollte aber nicht das endgültige Ende der Kitan sein. Der Kitan-Anführer Yelü Dashi (gehörte zum Herrscherclan der Kitan) versammelte einen kleinen Teil seines Volkes, ca. 100000 Kitan, und floh westwärts nach Turkestan. Die dort ansässigen türkischen Karachaniden baten die Kitan nun im Jahre 1128, ihnen gegen benachbarte Nomaden-Stämme zu helfen.

Die Kitan kamen tatsächlich zu Hilfe und darüber hinaus nahmen sie auch gleich die Hauptstadt der Karachaniden „Balaghasun“ ein und riefen ihr eigenes Reich aus: das Reich „Kara-Kitai“. So ging Yelü Dashi als Reichsgründer eines neuen Kitan-Reiches in die Geschichte ein.

Das Reich Kara-Kitai, welches ca. im Jahre 1130 entstand, reichte bis an die Grenze der äußeren Mongolei und in das Altai-Gebirge hinein. Sie kontrollierten somit den Handel der Seidenstrasse nach Westen. Dies brachte den Kitan viel Macht ein, aber auch viele Feinde. Somit mussten die Kitan sich mit den Xixia (Westliche Xia), den Kirgisen und diversen mongolischen Stämmen auseinandersetzen.

Da die dort ansässigen Uiguren traditionelle Vasallen der Kitan waren, konnte Yelü Dashi diese unter seinen Banner stellen. Darüber hinaus dienten ihm in seiner neuen beeindruckenden Streitmacht die Tibetaner, Karluks und einige weitere dort ansässige Völker.

Yelü Dashi führte auch wenig später erfolgreiche Kriegszüge gegen die Seldschuken, welche er massiv zurücktrieb. Auch führte er erfolgreich Kriege gegen die moslemischen Türken und sein Sieg bei Samarkand brachte ihm wiederum ein Bündnis mit den christlichen Nestorianern ein. (Nach der Niederlage des östlichen Seldschukenreichs 1141 gegen die Kara Kitai geriet Choresmien zeitweise unter deren Oberhoheit.)

Nun sollte der größte Eroberer der Weltgeschichte die Bühne betreten - Dschingis Khan. Er vereinigte die mongolischen Stämme und vernichtete entweder seine Feinde bis auf den letzten Mann oder trieb sie in die Flucht. Die Naimanen, ein turk-mongolisches Reitervolk, flüchteten ca. 1204 vor Dschingis Khan zu den Kara-Kitai. Nun erkannten die Kara-Kitai das sich eine neue furchterregende Macht erhob. Die Naimanen wurden in das Reich eingegliedert und hatten ein großes Mitspracherecht.

Die Uiguren sahen nun die Gelegenheit, sich aus dem grausamen Joch der Kara Kitai zu befreien, rebellierten gegen die Kitan und schlossen sich dann den Mongolen an. Die Kara Kitai gerieten nun immer mehr unter Druck und innere Unruhen destabilisieren das Reich. Die Naimanen, welche von den Kitan aufgenommen worden waren, ergriffen sogar im Jahre 1211 die Macht des Reiches Kara Kitai. Der naimanische Herrscher begann seine einstigen Wohltäter, die Kitan, und auch alle Muslime zu unterdrücken, was dazu führte, dass die Kitan selbst Dschingis Khan zu Hilfe riefen, um sich von den Naimanen zu befreien. Da die Naimanen Erzfeinde der Mongolen waren, kam dies für Dschingis Khan gelegen. Er rief seine Armee zurück, die sich gerade auf die Invasion Koreas vorbreitete, und führte ca. 100000 Krieger gegen das westliche Kara Kitai.

Die Mongolen gewannen ziemlich schnell, vor allem weil die Kitan dafür sorgten, dass viele Städte sich kampflos den Mongolen ergaben und der Rückhalt der Naimanen im Reich durch deren grausame Herrschaft gering war. Im Prinzip empfing man teilweise die Mongolen mit offenen Armen. Die Naimanen wurden schnell besiegt und die Kitan schlossen sich nun den Mongolen an.

Auch die unterdrückten Kitan, die unter der chinesischen Herrschaft der Jin-Dynastie standen, welche von den Jurchen gegründet worden war (die damals nicht nach Westen flüchten konnten und auch niemals Bestandteil des Reiches Kara Kitai waren), schlossen sich den Mongolen an. Dschingis Khan unterstützte die Kitan im Osten in ihrem Bestreben, sich von ihren Unterdrückern zu befreien und wieder ihre alte Liao-Dynastie herzustellen. Im Jahre 1211 und 1212 kam es dann zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Kitan und den Chinesen. Hier griff dann Dschingis Khan selbst in das Geschehen ein und vernichtete gemeinsam mit den Kitan die chinesische Streitmacht. Die Kämpfe waren alles andere als einfach und man kann heute davon ausgehen, dass es den Mongolen nur durch die Hilfe der Kitan möglich war, die Jin-Dynastie zu stürzen. Bei einer Schlacht musste sogar Dschingis Khan selbst nach langer Zeit wieder in den Kampf eingreifen, wo er von einem Pfeil verwundet wurde.

Die westlichen Kitan aus dem Reiche der Kara-Kitai wurden den mongolischen Herren unterstellt und die nun befreiten Kitan aus den Osten gründeten ihren Staat Liao welcher ebenfalls den Mongolen unterstand. Man kann also sagen, dass die Kitan letzten Endes von den Mongolen assimiliert worden sind.


Die Vorfahren des Reiches Balhae: Das Reich Koguryŏ und das Volk der Malgal


Um die Geschichte und vor allen die Entstehung Balhaes zu verstehen, muss man die Geschichte derer kennen, aus denen sich später das Reich Balhae zusammengesetzt hat.

Das wären zum einen das Volk der Malgal (auch bekannt als Mohe oder Wuji auf Chinesisch) und das frühzeitliche koreanische Reich Koguryŏ.


Das Volk der Malgal (Mohe)

Die Malgal (koreanischer Name) waren ein mandschu-tungusisches Volk. Heute sind die meisten Völker dieser mandschu-tungusischen Ethnie in China und sprechen zum größten Teil Chinesisch (die meisten davon sind Mandschuren). In Sibirien und in der Mongolei sind einige wenige dieser Ethnie ansässig. Die wenigsten Nachfahren dieser Völker sprechen noch heute eine mandschu-tungusische Sprache. Hier fand zum größten Teil eine Assimilierung statt, die sich aber in beide Richtungen auswirkte. Das heißt die meisten mandschu-tungusischen Völker nennen sich heute Chinesen und haben deren Verhalten, Kultur und Sprache übernommen, aber da China mehrere Jahrhunderte von diesen Völkern beherrscht worden ist, haben die Chinesen ebenfalls viel von der Kultur der mandschu-tungusischen Völkern übernommen (hauptsächlich in Nordchina). So werden heute bestimmte Kleidungen, Traditionen und Dialekte als typisch chinesisch deklariert, obwohl sie in Wirklichkeit ihren Ursprung z.B. bei den Mandschuren haben.

Die Malgal werden heute für die Vorfahren der mittelalterlichen Mandchuren und Jurchen gehalten. Als Vorfahren der Malgal werden in einer Vielzahl von schriftlichen Überlieferungen die Sushen genannt, aber da über die Sushen sehr wenig bekannt ist, ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen.

Das Volk der Malgal hatte keine richtige Staatenbildung, sondern war in diverse Stämme unterteilt. Der mächtigste Stamm war der Sumo Malgal Stamm, welcher von dem koreanischen Koguryŏ-Reich unterworfen wurde und viele der anderen Stämme wurden wiederum von der Sui-Dynastie Chinas unterworfen. So geschah es auch, dass die verschiedenen Stämme oft gegeneinander eingesetzt worden sind. Das Ganze ist ein wenig vergleichbar mit den Goten in Europa zu Zeiten der Völkerwanderung. Die Malgal waren ein sehr kriegerisches sowie furchtloses Volk, aber sie waren auch sehr abergläubisch und furchtsam gegen alles Übersinnliche. So brachen sie oft Schlachten ab in denen der Sieg so gut wie sicher war, weil sie z.B. gewisse Himmelsereignisse als schlechte Omen gedeutet haben.

Die Malgal überschwemmten in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts den größten Teil der Mandschurei. Auch löschten sie zu dieser Zeit den Staat Puyŏ aus. Der König von Puyŏ und seine Familie hatten in Koguryŏ Asyl erhalten. Die Malgal versuchten am Anfang des 6. Jahrhunderts das Land Koguryŏs zu erobern, was ihnen teilweise gelang und mit dem verbündeten Reich Paekche Koguryŏ noch weiter in Bedrängnis zu bringen. Dies scheiterte aber an der losen und unabhängigen Vereinigung der Stämme der Malgal.


Das Reich Koguryŏ (ca. 37 v. Chr - 668 n. Chr)

Das Volk Koguryŏs ist ein sehr altes Reitervolk. Die ältesten archelogischen Pfunde in Form von Steigbügeln stammen bezeichnenderweise aus Koguryŏ.

Koguryŏ ist eines der drei koreanischen Reiche, neben Silla und Paekche, wobei es von allen dreien das mächtigste und größte Reich war. Da es das nördlichste Reich war, musste es sich sowohl gegen die anderen koreanischen Reiche im Süden behaupten, gegen die Reiternomaden im Norden und gegen die Chinesen im Westen. Koguryŏ konnte teilweise nur durch seine militärische Überlegenheit bestehen und durch sein kriegerisches Wesen.

Das Volk Koguryŏ soll angeblich aus dem ältesten mythischen koreanischen Königreich Go-Joseon (2333v. Chr – 109 v.Chr) entstammen. Am Anfang war Koguryŏ ein Zusammenschluss aus fünf Stämmen.

Die Gründung, Ausdehnung und auch Festigung Koguryŏs gelang zum großen Teil deshalb, weil die Chinesen (Han-Dynastie 206 v. Chr.–220 n. Chr.) in erbitterten Kämpfen mit den Hunnen lagen und sie so die Entstehung Koguryŏs nicht verhindern konnten.

Im ersten Jahrhundert nach Christus zeichnete sich dieses nordkoreanische Reich durch umfassende militärische Expansionen aus, die in alle Himmelsrichtungen gingen. Diese aggressive Expansionspolitik lies Koguryŏ zum bis heute größten koreanischen Reich aller Zeiten anschwellen und nahm im zweiten Jahrhundert nach Christus zu. Sie eroberten eine Han-Kolonie nach der anderen und der Konflikt mit der chinesischen Han-Dynastie verschärfte sich. Dies führte zur Invasionen der chinesischen Nachfolge-Dynastie Wei im Jahre 244 und 245 auf Koguryŏ, da sich diese durch die Koreaner massiv bedroht fühlten. Die Invasion der Wei war sehr erfolgreich und sie nahmen gleich bei der ersten Invasion die Hauptstadt Koguryŏs Hwangnae-sŏng ein.

Nachdem die Wei-Dynastie fiel, schlug Koguryŏ zurück und drängte die Nachfolge-Dynastie unerbittlich zurück, bis im Jahre 313 die chinesische Vormacht auf der Halbinsel endgültig gebrochen war. So geschah es auch, dass Koguryŏ direkt Silla und Paekche gegenüberstand. Hier entstand nun eine neue Front zu den koreanischen Reichen, die quasi die chinesische ersetzte, welche nun vernichtet war. Koguryŏ erlitt nun einige kleine Rückschläge, da sie im Norden von diversen Reiternomaden angegriffen wurden und im Süden gegen das Reich Paekche einige Verluste hinnehmen mussten. Im Jahre 391 unterwarf Koguryŏ die komplette Mandschurei und hatte die absolute Kontrolle über den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel.

Im Jahre 372 wurde der Buddhismus eingeführt, der auch später von Balhae als Staatsreligion übernommen wurde. Hier übernahm Balhae später teilweise die Tempel Koguryŏs. Auch exportierte Koguryŏ den Buddhismus nach Japan. Koguryŏ pflegte enge diplomatische Beziehungen zu Japan, die später auch von Balhae fortgeführt wurden.

Auf dem Höhepunkt der Macht Koguryŏs, unter der Herrschaft von König Kwanggaet`o-wang (391-412 n. Chr.), wurde das Reich Paekche im Süden zum Rückzug gezwungen und diverse Stämme der Malgal niedergeschlagen, welche man dann unterwarf und in das eigene Reich eingliederte. Nicht nur einige Malgal-Stämme wurden unterworfen, sondern auch einige Kitan-Stämme, die schon immer eine Gefahr für Koguryŏ waren.

Nach langen Unruhen begann sich in China nach einiger Zeit wieder eine einheitliche Macht zu manifestieren, die Sui-Dynastie (589-618). Sie schaffte es die verschiedenen Dynastien und Präfekturen zu einigen und seit der Han-Dynastie wieder eine geschlossen und schlagkräftige Macht zu werden. China war nun wieder geeint und stark und sah nun im mächtigen Koguryŏ einen direkten Feind und eine unmittelbare Bedrohung für seine Stabilität.

Die Sui-Dynastie stellte gewaltige Truppen für seinen Feldzug gegen Koguryŏ auf, die bis heute beispiellos in der Geschichte sind. Koguryŏ war sich dieser Gefahr bewusst, verbündete sich mit den Tujue (Türken) und wagte sogar diverse Vorstöße westlich ihres Reiches auf die Sui-Dynastie. Die Sui-Dynastie begann nun zwei Feldzüge gegen Koguryŏ, die katastrophal endeten. Nach dem ersten gescheiterten Feldzug gegen Koguryŏ, führte der Kaiser im Jahre 612 persönlich den zweiten Feldzug mit einer Armee von sage und schreibe eine Millionen Soldaten gegen Koguryŏ. Dieser scheiterte fatal und ein Großteil der chinesischen Truppen wurde vernichtet. Daraufhin versuchte man mit einem Drittel der Soldaten noch mal einen Vorstoß auf P`yŏngyang, der jedoch mit der fast vollständigen Vernichtung des Sui-Heeres endete. Letzten Endes führte diese gescheiterte Expansion zum Untergang der Sui-Dynastie. Danach folgte die Tang-Dynastie, und auch diese nahmen die Pläne der Sui-Dynastie wieder auf und wollten Koguryŏ unterwerfen.

Das koreanische Reich Silla war nun im Inbegriff aufzusteigen, und da es sich genau wie die Tang-Dynastie durch Koguryŏ bedroht fühlte, verbündete sich Silla mit den Tang. Der Hintergedanke der Tang-Dynastie war, mit Hilfe von Silla die komplette koreanische Halbinsel zu erobern. Als Koguryŏ Silla angriff um altes Koguryŏ-Gebiet zurückzuerobern, griff die Tang-Dynastie 642 zu Land und zu See Koguryŏ an – erfolglos. Es folgten drei weitere Feldzüge der Tang-Dynastie im Jahre 647, 648 und 655, die ebenfalls erfolglos waren.

Zu dieser Zeit war Koguryŏ ein Zweckbündnis mit Paekche eingegangen, da beide sich im Klaren waren, dass sie ihre Stellung alleine nicht auf Dauer halten konnten. Darum griffen die vereinigten Gruppen Sillas und Tang nach den erfolglosen Angriffen 660 Paekche an und eroberten es. Somit geriet Koguryŏ in Bedrängnis, da ihr Reich vom Norden und dem kompletten Süden angreifbar war. Koguryŏ konnte aber die ersten Angriffe zurückschlagen. Wirklich geschwächt wurde das Reich letzten Endes gar nicht von außen, sondern von innen. Trotz der pikanten Lage begannen im Jahre 666 erbitterte Kämpfe um die Thronfolge, die das Reich sehr schwächten. In dieser Zeit liefen viele Truppen des Reiches Koguryŏ zu Silla und der Tang-Dynastie über.

Das Silla-Tang-Bündnis sah nun seine Gelegenheit und griff 667 an. Die Chinesen griffen mit einem großen Heer von See her an, Silla von Süden. Koguryŏ hielt diesen Angriff nicht stand und ergab sich 668 endgültig. Somit ging eines der mächtigsten asiatischen Reiche unter.

Das Land Koguryŏ wurde nun zur einer chinesischen Militär-Präfektur umgewandelt. Silla, der ehemals Verbündete, sah sich durch die Tang-Dynastie nun selbst bedroht und auch betrogen. So wurden diverse Aufstände gegen die Chinesen von Silla gefördert. 676 besetzte dann Silla Paekche und den Südteil Koguryŏ, was den Chinesen natürlich missfiel.

Hier wird dann bald ein gesonderter Bericht für Koguryŏ auf meiner Seite folgen.




Titel: Balhae–das vergessene Königreich


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Published: 27.01.2008
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Sui Dynastie (581-618)

Tang-Dynastie (618 – 907)

Seidenstraße

Koguryŏ (ca. 37 v. Chr - 668 n. Chr

Späte Tang-Dynastie (923 - 936)

Liao-Dynastie (947 - 1125)

Hauptstadt Kaifeng

späte Jin-Dynastie (936-947)

nördliche Song-Dynastie (960–1279)

Jin-Dynastie (1115–1234)

Kara Kitai (1128–1218)

Han-Dynastie (206 v.Chr.–220 n.Chr.)

Wei-Dynastie (220–265)

Holz-Figur aus der Liao-Dynastie

Stein-Skulptur aus der Liao-Dynastie

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