Glaubt ihr noch an die Magie in dieser Welt? Könnt ihr noch Zugang zu eurer kindlichen Seele finden? Glaubt ihr an die Geister im verborgenen Schatten? An die unschuldige Liebe? An die grenzenlose Fantasie jenseits unserer Realität? Wenn ja dann solltet ihr den kleinen fünfschwänzigen Fuchs „Yobi“ auf seiner fantastischen Reise in die Welt der Menschen begleiten, denn sie wird euch gefallen.
Zeichentrickfilme aus Südkorea gibt es nicht viele, aber sie sind stets was Besonderes und heben sich doch ein wenig von Rest der Zeichentrickwelt ab, besonders wenn Regisseur Seong-kang Lee Hand anlegt. Dieser hatte im Jahre 2001 schon mit dem außergewöhnlichen Zeichentrick
My Beautiful Girl, Mari auf sich aufmerksam gemacht, so das ich nun mehr als nur gespannt auf sein neustes Werk war. Der Unterschied ist aber das man hier einfach wesentlich mehr Geld zur Verfügung hatte und zwar ca. 2.9 Millionen Dollar. Trotz alle dem mit so einen Budget würde man in anderen Ländern vielleicht nicht mal das Storyboard und die Skizzen finanzieren können. Darum habe ich bei diesem Film nicht schlecht gestaunt was hier einen visuell auf den Flimmerkasten gezaubert wird.
YOBI hat vielleicht nicht einen so eigenwilligen Zeichenstil wie „My Beautiful Girl, Mari“, aber dafür ist das ganze Gesamtkonzept wirklich erfrischend eigenwillig und innovativ. Die Zeichnungen sind eher klassisch gehalten und orientieren sich an die hohen Standards die z.B. das Studio Ghibli in seinen neueren Filmen setzte und auch vielleicht an den letzten Zeichentrick Klassikern aus Amerika, wie von den Firmen Dreamworks oder eben Walt Disney. Auf jeden Fall sieht man förmlich in jedem Bild und in jeder Bewegung wie viel Liebe und Detailverliebtheit in den Bildern steckt. Eines ist klar, dieser Film braucht sich was das Visuelle anbelangt nicht vor der großen Konkurrenz scheuen, ganz im Gegenteil, denn ich finde Hier und Da übertrifft Yobi sie vielleicht sogar ein wenig. Die Farbgebung, die Bewegungsabläufe der Figuren, die Lichteffekte all das und vieles mehr bewegen sich auf dem aller höchsten Niveau.
Die Zeichner schaffen es hier wunderbar atmosphärische Bilder auf die Leinwand zu zaubern, die so wirken als ob sie direkt aus einem Traum geschnitzt worden wären. Man setzt hier gekonnt diverse CGI Elemente ein, die perfekt mit den herkömmlichen Zeichnungen harmonieren. Die Wasserfarben-Hintergründe wurden auf zehn übereinander geschichteten Zelluloid-Streifen übertragen, so das wir hier ein dynamisches Bild haben was stets sehr lebendig und vielschichtig wirkt. Vor allem fangen sie stets den Zauber und die sprühende Fantasie der Macher ein, die anscheinend keine Grenzen kennt.
Hier liegt auch die ganz große Stärke von Yobi. Die Geschichte und alles drum herum lassen sich einfach von Anfang an von der schierlosen grenzenlosen Fantasie treiben. Hier wurde vielleicht weniger auf Logik geachtet, sondern eher auf den Rhythmus und das Gefühl des Zauberhaften. Das ganze wird so erzählt wie es nur die Asiaten können, denn Yobi ist angereichert mit einer unglaublichen Hülle von koreanischer Mythologie, Glauben, Fantasie und Denkweise. Schon allein die Hauptfigur Yobi, die ein fünfschwänziger Fuchs ist, ist ein typisch koreanisches Fabelwesen, welches in unzähligen Märchen und Legenden vorkommt. Interessant ist die Stellung dieses Fabelwesen in Korea, denn diese ist alles andere als nett. Der neunschwänzige Fuchs ist gerissen, böse, hinterlistig und raubt den Menschen die Seele. Yobi hat alle Attribute die diesen Fabelwesen zugeschrieben werden (unter anderen das sie ihr Aussehen nach Belieben ändern kann), aber sie ist alles andere als böse, sondern gar niedlich, vielleicht liegt es daran das sie eben nur fünf Schwänze hat. Des Weiteren finden wir in diesen Film diverse schamanistische Elemente, wie eben die unglaubliche tiefe Verbundenheit zur Natur und auch Elemente wie die Reinkarnation spielen hier wieder eine entscheidende Rolle. Das Element der Außerirdischen mag darum auf den ersten Blick hier nicht wirklich rein passen, aber da die Welt so herrlich skurril ist und voller Ideen sprüht werden auch diese seltsamen Figuren gut in diesen Film mit eingewoben, so dass man diese nicht missen mag.
Auf die Hauptfigur möchte ich hier noch kurz ein wenig näher eingehen. Yobi ist ein Kumiho. Diese koreanischen Fabelwesen sind meistens weiblich und eigentlich bösartig. Kumiho verführen meistens in der Gestalt eines schönen Menschen ihre Opfer um deren Seele zu rauben. Ein neunschwänziger Fuchs wird bis zu tausend Jahre alt. Seine Erzfeinde sind Jagdhunde, da diese ihn aufspüren und töten können.
Die ganzen Figuren in den Film sind äußerst sympathisch gestalte und haben alle so ihre kleinen oder größeren Probleme. Jede Figur ist sehr menschlich gestaltet worden und gleicht niemals einem Stereotypen. So dürften viele Zuschauer allerlei Figuren finden mit denen man sich identifizieren kann. Hier hat jeder so seine kleinen Fehler und Macken die sie somit sehr zugänglich machen. Es gibt aber auch ein paar klassische Bösewichte im Film, die das ganze spannend gestalten. Vor allem wirkt keine der Figuren jemals Oberflächlich, ganz im Gegenteil, denn jede Figur hat hier eine gewisse Tiefe. Vom Charterdesign hat mich dieser Film also ebenfalls voll und ganz überzeugt, denn auch hier spürt man förmlich die Liebe die in den Figuren steckt.
Zu all diesen positiven Aspekten gesellt sich ein wunderbarer Soundtrack, der die ganze Grundstimmung herrlich untermalt. Die Musik ist stets traumhaft und beschert einen manchmal sogar ein wenig Gänsehaut.
Was mir aber hauptsächlich an den Film gefallen hat, ist diese unglaubliche Unbeschwertheit und Leichtfüßigkeit mit welcher er daher kommt. Man wird förmlich dazu gezwungen das ganze mit einen entspannten lächeln zu genießen. Dies geschieht auch vor allem wegen der dargestellten Kindlichkeit, die wunderbar eingefangen worden ist und in diversen Facetten umgesetzt wird.
Kann man den Film mit „My Beautiful Girl, Mari“ vergleichen, eher nicht. „My Beautiful Girl, Mari“ ist etwas erwachsener, sehr viel ruhiger und nicht gar so fantastisch. Yobi ist für Groß und Klein gedacht und „My Beautiful Girl, Mari“ war eher an das ältere Publikum gerichtet, da er auch eine gewisse tief greifende Botschaft vermitteln wollte, Yobi will einfach nur verzaubern. Beide Filme sind Erzähltechnisch und auch von der Machart sehr verschieden, darum sollte man diese beiden auch nicht in einen Topf werfen. Wenn überhaupt dann kann man Yobi mit „Mein Nachbar Totoro“ vergleichen. Qualitativ gesehen ist Yobi auf jeden Fall ein gigantischer Fortschritt und man darf hier auf das nächste Werk von Regisseur Seong-kang Lee mehr als nur gespannt sein.
Leute die eher rational veranlagt sind werden höchst wahrscheinlich nicht all zu viel mit diesen Werk anfangen können, denn der ganze Film ist eher mehr ein Gefühl und ein surrealer Traum der eben auf den Bildschirm gebannt wird. Da kann es gut vorkommen das hier und da einige Handlungsstränge in Nichts verlaufen oder nicht zu Ende geführt werden. Man setzt hier einfach mehr auf Skurrilität, die am Anfang einen womöglich erstmal erschlägt, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und dann kann man in die Welt von Yobi abtauchen, die eben hier und dort fern von Logik ist, was aber auch so beabsichtigt ist. Das heißt aber nicht, dass wir hier ein anspruchsloses Werk haben. Ganz im Gegenteil, denn durch die gelungene Charaktergestaltung und den vielen koreanisch kulturellen Elementen, wird den Film eine nicht zu verachtende Tiefe verliehen, auch wenn diese etwas unterschwellig erscheint, wie es eben bei einen guten Kinderfilm typisch ist.
Wenn ihr euch nicht für all zu erwachsen hält, dann kann ich euch diesen Film einfach nur wärmstens weiter empfehlen und für die kleinen Zuschauer so oder so. Lasst euch einfach verzaubern von diesem wunderbaren Meisterwerk. Dieser Film ist schlicht und ergreifend einfach nur noch schön.