Als ich mir "Traces of Love" zulegte schwirrte mir noch immer
Bungee Jumping of Their Own im Kopf herum, weil dieser von selben Regisseur war. Somit waren meine Erwartungen recht hoch, dabei habe ich vergessen dass von Regisseur Kim Dae-Seung auch
Blood Rain stammte, den ich persönlich nicht all zu berauschend fand. Trotz alle dem, waren meine Erwartungen so nicht ganz falsch, denn "Traces of Love" geht natürlich allein wegen seiner Thematik eher in die Richtung von "Bungee Jumping of Their Own".
Die Erzählweise und die gesamte Struktur von "Traces of Love" und "Bungee Jumping of Their Own" ist sehr ähnlich. "Traces of Love" funktioniert natürlich auch wunderbar als eigenständiger Film, ohne das man ihn als Remake schimpfen muss, nein es sind eher gewisse Stilmittel die einen sehr bekannt vorkommen, wie z.B. der Tod der großen Liebe gleich am Anfang des Filmes oder das wiedererkennen der toten Liebe in jemanden anderen usw. , dass alles haben wir auch wieder in "Traces of Love" und darüber hinaus.
Die Schlüsselszene des Films ist die Sampoong Katastrophe. Mit 502 Todesopfern und mehr als 900 Verletzten ist der Einsturz des Sampoong Luxuskaufhauses in Seoul am 29. Juni 1995 die wohl schwerste Katastrophe im Nachkriegskorea. "Traces of Love" ist der erste Film der sich diesen Ereignisses annimmt, aber wer denkt das es sich hier um einen Katastrophenfilm aus Korea handelt, wird enttäuscht sein, denn das ganze Ereignis wird eher als Ausgangspunkt für das sich anbahnende Drama hergenommen. Trotzdem wird diese Katastrophe sehr traumatisch und schrecklich dargestellt. Das Leid das nach diesem Ereignis entstanden ist, wird hier so eindrücklich rüber gebracht, dass man einen Kloß im Hals hat. Besonders die Szenen in denen unsere Hauptprotagonisten lebendig begraben sind, zeigen diese schmerzvolle Ungewissheit, die leicht in Panik umschwingen kann. Die Bilder sind dunkel, hoffnungslos und ja sehr beklemmend. Das ist aber nur ein kleiner Teil des Films, aber ein wichtiger.
"Traces of Love" befasst sich zum einem mit der Thematik der Überwindung des Verlustes, einer wichtigen Person, und zum anderen mit der Bewältigung eines schlimmen Ereignisses, was einen Nachts nicht mehr ruhig schlafen lässt. Diese zwei Themen werden sehr gekonnt miteinander verwoben, ohne dass sie jemals als Geschichte allein stehen, sondern wunderbar in einen Erzählstrang eingebunden sind. Warum das so gut funktioniert ist schwer zu umschreiben ohne all zu viel von den nicht ganz offensichtlichen Ende zu verraten, darum lasse ich das auch. Ich finde es schön wie "Traces of Love" das Thema Überwindung und den Heilungsprozess des seelischen Schmerzes anpackt.
Wenn hier einer denn anderen tröstende Kraft gibt, hat das so viel Stärke, das es unglaublich aufbauend wirkt. "Traces of Love" ist zwar ein Drama, aber es lebt von seinen realistischen schönen Momenten, seinen darauf folgenden Tiefs und der darauf folgenden Hoffnung, so dass man zwar hier und da wirklich feuchte Augen bekommt, aber dadurch das auch aus der Hoffnungslosigkeit ein Ausweg gefunden werden kann bzw. gesucht wird, lässt uns als Zuschauer auch den vollen Optimismus schöpfen, so das das Herz wahrlich erblüht.
Unsere zwei gebrochenen Hauptprotagonisten gehen beide auf eine Reise quer durch Korea und versuchen so ihren Schmerz zu verarbeiten. Hier laufen sie sich dann mehr oder weniger zufällig über den Weg, somit hat "Traces of Love" ein klein Wenig was Roadmovie-artiges an sich, da hier die Reise unseren Figuren wieder Stärke gibt. Die Reise an sich bildet in den Film ein sehr zentrales Thema und ist für alle Reiseliebhaber, insbesondere für Leute die gerne mal nach Korea reisen wollen, sehr interessant. Wir haben hier im Film eine ziemlich klar strukturierte Reiseroute, die ich vielleicht bei meiner nächsten Reise nach Korea selber machen werde, denn hier sind wirklich einige schöne Reisetips, abseits von den ganz großen Highligts Korea versteckt.
So funktioniert der Film quasi auch als Reisewerbung für Korea, denn "Traces of Love" dürfte die absolute Präferenz unter den koreanischen Filmen sein, wenn es um Naturaufnahmen von Südkorea geht. Selten wurde man mit so viel schönen Naturaufnahmen auf einmal in einen Film bezaubert. Man lässt den schönen Bildern hier wahrlich Zeit sich zu entfalten, so dass sie auf einen wirken können. Das Ganze wird dann von klassischer Musik untermalt, die hier sinnvoll und schön eingesetzt wird. Die Natur Koreas in "Traces of Love" ist mit einer der wichtigsten Hauptdarsteller und dank der schönen Cinematographie eine der größten Stärken des Films, denn allein wegen diesen Aufnahmen ist es schon wert den Film gesehen zu haben.
Was die Schauspieler betrifft bin ich selber bei diesen Film eher wegen Yu Ji-Tae (den meisten bekannt durch
Old Boy) aufmerksam geworden, aber dieser spielte mir hier ein klein Wenig zu routiniert. Er spielt zwar solide und gut, aber er kann Besseres. Es sind eher die beiden weiblichen Hauptdarsteller Kim Ji-Soo und Uhm Ji-Won, die mir bis dahin kaum was gesagt haben, die mich beeindruckt haben. Kim Ji-Soo spielt die frisch verlobte, sehr überzeugend und vor allem ungeheuer bezaubernd charismatisch. Sie weckt in einem wirklich intensive Gefühle und das Verlangen mit ihr den Weg des vollkommenen Glücks zu beschreiten. Uhm Ji-Won bietet hier aber die beste Leistung. Sie spielt wunderbar ruhig, sehr natürlich, in sich gezogen und wenn sie nur ein klein wenig lächelt freut man sich selber ungeheuer, wenn sie weint ist man selber als Zuschauer den Tränen nahe. Ihr sehr dezentes Spiel überzeugt, berührt und gibt den Film einem großen Teil seiner Qualität.
Zusammenfassend kann ich sagen das "Traces of Love" ein äußerst zarter Film ist, der sich sehr viel Zeit lässt und sehr ruhig ist. Er zieht sich vielleicht hin und wieder ein klein wenig und der Erzählfluss ist nicht immer ganz perfekt, aber wirklich viel gibt es an dem ganzen Film nicht auszusetzen. "Traces of Love" mag vielleicht nicht an "Bungee Jumping of Their Own" heranreichen, aber ist auf jeden Fall ein würdiger Nachfolger und dürfte alle denen gefallen die auch schon "Bungee Jumping of Their Own" was abgewinnen konnten. Regisseur Kim Dae-Seung ist hier auch wieder mit diversen Rückblenden oft fast genau so nostalgisch wie in "Bungee Jumping of Their Own". Für alle Korea Reisende bzw. die es noch werden wollen ist dieser Film ein Muss, ansonsten ist der Film für alle diejenigen ein Blick wert die für einen kleinen, schönen und ruhigen Film zu haben sind.