Mit “Thirst“ erfüllt sich Park Chan-Wook einen lang gehegten Traum und dreht einen Vampirfilm. Wer
Park Chan-Wook kennt, kann sich schon denken das wir hier keine normale Standartkost aus dem Vampirgenre serviert bekommen. Man merkt “Thirst“ die komplette filmische Entwicklung von Park Chan-Wook an, die sich nun endgültig in seinen neusten und blutigsten Werk herauskristallisiert. Dieser Vampirfilm wirkt in erster Linie wie eine bitter böse Parodie auf das Genre und das so schwarzhumorig, skurril, abartig, schräg, pervers, provokant und zynisch das ein Quentin Tarantino-Film dagegen blass aussieht. Park Chan-Wook jongliert in seinen Film spielend mit diversen Genre Elementen wie Horror, Drama, Komödie, Liebe, Thriller, Märchen, Splatter und vieles mehr und das geschieht so fließend wie ich es selten in einen Film gesehen habe, denn die verschiedensten Elemente in Film harmonieren ganz gut miteinander.
Das ein Vampirfilm blutig ist dürfte jeden klar sein, aber die Brutalität in “Thirst“ ist nichts für schwache Gemüter, denn die rohe Gewalt wird hier genüsslich und ungeschminkt zelebriert – so wird geschlitzt, gebissen, zerrissen, zertrümmert auf das die Knochen brechen und vieles mehr. Zur rohen und harten Brutalität die manchmal schon so abstrus wirkt das in ihr der bitter schwarze Humor von Park Chan-Wook zu entdecken ist, gesellt sich eine gehörige und ziemlich gewagte Portion Sex und Erotik wie es sie bisher in dieser Form kaum in Korea gegeben hat. Hier muss man insbesondere den wahrlich ungeheuren Mut der beiden Hauptdarsteller Song Gang-Ho und insbesondere Kim Ok-Bin hervorheben.
Vielen Christen und vor allem Katholiken dürfte der Film einwenig sauer aufstoßen, denn die Kirche kommt in Park Chan-Wook`s Film nicht all zu toll weg und wird doch einwenig denunziert, aber als alleiniger Angriff auf die Kirche wie ihn viele Christen in Korea gesehen haben kann man das nicht wirklich sehen, denn Park Chan-Wook zieht über unendlich viele Dinge her und macht sich über diverse Sachen lustig, aber weist hier und dort unterschwellig auf viele Missstände in der Gesellschaft hin. Nichts desto Trotz darf man diesen Film niemals all zu ernst nehmen, dafür ist er zu überzogen, zu karikativ, aber natürlich sollte man auch nicht die vielen kleinen Anspielungen herunterspielen. Park Chan-Wook erreicht vor allem eins mit seinen Film, er unterhält einen hier auf recht hohen Niveau, bringt einen zum lachen, nachdenken und hier und da schockt er uns einwenig – was will man mehr.
Die Geschichte in Film ist mit diversen schrägen Figuren angereichert, seltsamen Aktionen, sowie skurrilen Dialogen. “Thirst“ entwickelt sich ganz langsam und erzählt seine Geschichte mit viel Genuss und aller Ruhe bei einer Laufzeit von 133 Min, ohne jemals belanglos zu wirken, im Gegenteil der Film spitzt sich stetig zu in allen Belangen wie z.B. Gewalt, schwarzer Humor, Sex und vor allem Abartigkeit. Die Spannung ist somit von Anfang an gegeben, dank eines guten Aufbaus und einer stetigen Steigerung die uns einem herrlichen Finale entgegenfiebern lässt.
Die Bildästhetik im Film ist der von "Sympathy For Lady Vengeance" sehr ähnlich, bloß wirkt sie hier einwenig detailreicher, weniger aufdringlich und dafür wesentlich subtiler, kurzum einfach besser. Wir bekommen sehr klare, trostlose, rustikal wirkende Bilder präsentiert, die irgendwie oft abstoßend und kalt wirken, aber dennoch stets was anziehendes haben, da in allen Bilder immer ein starker Fokus gesetzt werden kann. Wenn in einen komplett weißen Raum ein Massaker angerichtet wird und das Blut spritzt wird die Gewalt natürlich stilisiert und vor allem eben fokussiert. Insgesamt wirkt die Cinematographie eigentlich recht nüchtern und realistisch, aber zu den surrealen Geschehen wirkt das irgendwie ganz eigen, wie es eben nur ein Park Chan-Wook Film vermag. Zu all dem gesellt sich klassische Musik, wie Bach, die Park Chan-Wook auch in seinen anderen Filmen gerne verwendete.
Viele Schauspieler wie Oh Dal-Su oder Shin Ha-Gyun sind alte Bekannte aus vorigen Park Chan-Wook Filmen und meistern ihre Nebenrollen mit Bravour und einen bösen Augenzwinkern. Song Gang-Ho in der Hauptrolle des Priester spielt gewohnt gut, was auch nicht anders zu erwarten war, denn schließlich gehört er seit den Erstlingswerk
Joint Security Area von Park Chan-Wook zurecht zu einer der besten Schauspieler Koreas. Song Gang-Ho verkörpert wie in den meisten Filmen gekonnt einen fragwürdigen Charakter, mit einen leichten Knacks und da er diese Rolle fast immer einnimmt ist er hier umso überzeugender. Wer mich aber in den Film am meisten überrascht hat ist die weibliche Hauptrolle, verkörpert durch Kim Ok-Bin. Kim Ok-Bin spielt sehr intensiv und voller Energie. Ihr Lachen nimmt einen mit und ist niedlich, aber zugleich kann es auch sehr beängstigend sein. Sie wagt für eine Koreanerin bis dato unglaublich gewagte Erotikszenen, für die sie dann in Korea auch harsche Kritik einstecken musste. Das Spiel von Kim Ok-Bin spiegelt den Film am aller besten da, denn sie wirkt unberechenbar, leidenschaftlich, gestört, leicht pervers und verdammt erotisch. Still und heimlich stiehlt die junge Kim Ok-Bin Superstar Song Gang-Ho einwenig die Show, denn ihre Performance fetzt und macht was her.
Wie man sieht hat mir der Film recht gut gefallen und für mich gehört “Thirst“ mit zu einer besten Park Chan-Wook Filme. “Thirst“ hebt sich wieder mal angenehm von der Cineastischen Norm ab, wirkt eigen und erfrischend – und das habe ich schon bei mehreren Filmen von Park Chan-Wook gesagt und hier liegt eine hohe Kunst wenn man es vermag nach diversen gedrehten Filmen noch immer einzigartige Filme zu schaffen ohne Gefahr zu laufen immer wieder das selbe zu produzieren. Wir haben hier meiner Meinung nach den besten asiatischen Vampirfilm, der dank guter Ideen, toller Schauspieler, professioneller Inszenierung, einer fließender Erzählweise die keine Langweile aufkommen lässt uns als Zuschauer vorzüglich unterhält. Am Ende bleibt somit ein unvergessliches Filmvergnügen zurück.