„Take-Off“ ist der Beweis, dass manchmal klassische Filmrezepte gut umgesetzt mitten in das Herz des Publikums treffen können, und so war dieser Film mit seinen acht Millionen Kinobesuchern ein durchschlagender Erfolg im Jahre 2009. Für Regisseur Kim Yong-Hwa ist das sogar der dritte Film in Folge, der die Kinokassen klingeln lässt und Rekorde bricht, denn im Jahre 2006 trumpfte er mit dem Hit
200 Pounds Beauty und im Jahre 2003 mit seinen Erstlingswerk „Oh! Brothers“ und so scheint es, dass alles was dieser Regisseur zustande bringt das koreanische Publikum liebt.
Wenn man „Take-Off“ kurz zusammenfassen müsste wäre das gar nicht mal so schwer, denn der Film ist eigentlich ein klassischer Sportfilm, mit einer Handlung, die wir bei Filmen solcherart schon tausendmal gesehen haben – eine Gruppe von Underdogs mausert sich und wird am Ende des Filmes zu wahren Kämpfernaturen – aber „Take-Off“ schafft es dieses altbewährte Rezept in koreanischer Filmvollendung zu präsentieren, so dass man es drehen und wenden kann, wie man will – dieser Film ist ein richtig guter Film, dank seiner verdammt guten Umsetzung.
Der Film trumpft mit seiner visuellen Pracht. Die Bilder im Film sind stark und sehr atmosphärisch. Schon die Cinematografie wirkt zusammen mit einem gut eingesetzten Score auf den Zuschauer sehr stimulierend, auch wenn es einen bewusst ist, dass das ganze Drumherum äußerst manipulativ ist. Die Bilder gepaart mit der passenden Musik sind oft purer Kitsch und Pathos, aber es ist richtig guter Kitsch und Pathos, so dass man sich diesen visuellen und akustischen Eindrücken gar nicht erwehren will und man das Präsentierte bereitwillig in sich aufsaugt und sich mitreißen lässt, denn die erzeugte Stimmung durch diese Stilmittel ist sehr gut. Es ist somit auch nicht weiter verwunderlich das der Film für seine Cinematografie ausgezeichnet worden ist.
Aber das allein macht natürlich keinen guten Blockbuster aus. Zu der sehr guten Cinematografie gesellt sich ein überaus symphytisches Team an Hauptdarstellern. Erfahrene und vor allem bewährte Schauspieler wie Ha Jung-Woo, Lee Jae-Eung und Lee Eun-Seong werden im Gegensatz zu ihren Kollegen stärker eingesetzt, so dass dessen Stärken und eben ihre Erfahrung den Film tragen können. Aber auch bei den Nebendarstellern hat man nichts dem Zufall überlassen, weil auch diese sind sehr gut besetzt, teilweise mit Schauspielern, die eigentlich eher Hauptrollen spielen. Ansonsten sind die Nebendarsteller sehr bekannte Gesichter im koreanischen Kino, sprich Leute mit Erfahrung. Der Cast von „Take-Off“ bringt also eine hohe Qualität mit sich, so dass kaum was schief gehen kann.
Diese Qualitäten bringt dann ein sehr ordentliches Drehbuch zusammen, welchem es gelingt, den Zuschauer bei einer Überlänge von 137 Minuten zu unterhalten. Regisseur Kim Yong-Hwa punktet vor allem dadurch, dass er sich kaum verzettelt bei seiner Vielzahl an Charakteren und weiter verschwendet er nicht unnötig viel Zeit mit irgendwelchem Ballast im Film, so dass dieser Film locker leicht und schön zielstrebig gerade aus nach vorne erzählt wird. Dadurch, dass „Take-Off“ auch genügend Humor mit sich bringt, lockert er das Geschehen ungemein auf und sorgt für genügend „Feelgood“-Momente. Was aber stört, ist, dass Regisseur Kim Yong-Hwa einen bei manchen Szenen auf Biegen und Brechen ergreifen will. Er wendet dann im übertriebenen Maße, wie schon erwähnt, höchst manipulative Mittel an, so dass man ihm nicht entkommt und einem bei so viel purem und offensichtlich konstruiertem Kitsch die Tränen in die Augen getrieben werden. All das ist aber immer wieder zu verzeihen aufgrund der Qualität, mit der all das im Film geschieht. Was aber so manch einem gewiss sauer aufstoßen dürfte, ist der leichte Nationalismus, dem in diesem Film gehuldigt wird, aber das ist bei einem Film über die koreanische Nationalmannschaft zu erwarten. Manchmal ist der Stolz zum Vaterland in einigen Schlüsselszenen ein wenig allzu dick aufgetragen – hier wäre gewiss weniger mehr gewesen, aber ich denke die koreanischen Zuschauer werden genau aus diesen Grund auch den Film so geliebt haben. Auch wenn diese besagten Szenen sehr dick aufgetragen sind, so sind sie niemals allzu ernst, sondern stets sympathisch inszeniert worden. Dass Amerikaner und Japaner in diesem Film wieder mal nicht ganz so gut wegkommen ist natürlich selbstredend, wobei die negativ dargestellten Amerikaner nicht mal überzogen wirken, nein leider sind sie genau so dargestellt, wie ich sie selber aus leidlichen Erfahrungen oft erlebt habe – natürlich reden wir hier von negativ Eindrücken, positive werden hier ausgeblendet, was den Effekt hat, dass die Koreaner natürlich noch sympathischer sind.
Regisseur Kim Yong-Hwa packt wie schon bei seinem letzten Erfolgshit „200 Pounds Beauty“ ein paar gesellschaftskritische Themen in seinen Film rein, wie z. B. die Adoption von koreanischen Kindern, aber wie in „200 Pounds Beauty“ fehlt es diesen Themen an einer ernsthaften und differenzierten Umsetzung, weil dafür in diesem Film einfach kein Platz ist. „Take-Off“ ist genau wie „200 Pounds Beauty“ zu oberflächlich, um diesen Themen gerecht zu werden, denn in erster Linie will der Film die Massen begeistern und ist eben einfach „nur“ guter Mainstream.
„Take-Off“ ist ein rundes Ding und weiß von der ersten bis zur letzten Minute zu gefallen. Man weiß bei diesem Film, worauf man sich einlässt und man wird nicht enttäuscht. Regisseur Kim Yong-Hwa präsentiert uns großes koreanisches Mainstream-Kino mit all seinen Stärken und Schwächen, wobei man „Take-Off“ zugutehalten muss, dass die Stärken die Schwächen stets überwiegen und man somit über Pathos und Kitsch gerne hinwegsieht.