“Memories of the Sword” mag ein Film mit vielen Vorbildern im mehr oder weniger aktuell toten Wuxia Swordplay Genre sein und dennoch ist er trotz dieser vielen klar erkennbaren Vorbilder wie z.B. Ang Lees „Tiger & Dragon“ oder Zhang Yimous „Hero“ ein ganz eigenständiges koreanisches Swordplay Epos. Das überrascht, denn ein so aufwendig und groß inszenierten Genrebeitrag aus Korea hat wohl niemand erwartet, vor allem da “Memories of the Sword” fast allen chinesischen Beiträgen zu diesen Genre aus der letzten Zeit vorzuziehen ist. “Memories of the Sword” überzeugt einen mit seinen fantastisch choreographierten Wuxia Szenen, seinen schönen Bildern, guten Schauspiel und einen soliden Plot der es vermag den Zuschauer mitzureißen.
Für die Geschichte erweist es sich natürlich von Vorteil das Regisseur Park Heung-Sik(a) schon ein Erfahrener Routinier in Sachen Dramaturgie ist, siehe u.a. Filme wie
My Mother, the Mermaid oder
The Railroad. Regisseur Park Heung-Sik(a) vergisst aber dabei niemals das “Memories of the Sword” nicht eines von vielen weiteren reinrassigen koreanischen Historiendramen werden soll und reichert seine Geschichte mit vielen imposanten und visuell beindruckenden Kämpfen an, die sich überaus stimmig in seine gut erzählte Geschichte einfügen und dieser sogar ihre nötige Dynamik verleihen. Man merkt es den Film des Weiteren stets an das sich Regisseur Park Heung-Sik(a) hier von chinesischen Matrial Arts Romanen hat inspirieren lassen und diese gekonnt in die koreanische Historie portiert hat. Wenn man den Klappentext des Filmes liest, vermutet man die typische Rache Schiene für die Hauptambition unserer Hauptfiguren, aber schnell wird einen beim schauen des Filmes klar das “Memories of the Sword” eher ein Anti-Rache Film ist und ernsthaft die Rache an sich hinterfragt, oder besser gesagt teilweise klar kritisiert. Man merkt das Regisseur Park Heung-Sik(a) mit “Memories of the Sword” einen Gegenwurf zu den vielen Rachefilmen in seinem Land machen wollte und das ist meiner Meinung nach ein guter Ansatz. Das Ende des Filmes gibt einen zu denken, rührt einen und lässt einen die Rache an sich verabscheuen. Wie man sieht ist es Regisseur Park Heung-Sik(a) gelungen gute Unterhaltung zusammen mit einem gewissen Anspruch unter einen Hut zu bringen.
Gewiss lebt sein Film aber auch von den großen Schauspielern wie Lee Byung-Hun, Jeon Do-Yeon oder Lee Kyung-Young, die Regisseur Park Heung-Sik(a) für “Memories of the Sword” gewinnen konnte. Lee Byung-Hun und Jeon Do-Yeon gehören mit zu den größten Darstellern Südkoreas. Ihr Können steht außer Frage und so liefern sie auch hier beide ganz locker und routiniert überdurchschnittliches Schauspiel ab. Mir hat es aber besonders Lee Kyung-Young als Großmeister angetan. Seine Spielzeit nimmt vielleicht nicht so viel ein wie die der drei Hauptprotagonisten, aber seine Rolle als Mönch (wie schon in
Kundo) bleibt einen im Gedächtnis hängen. Er füllt seine Figur als alter und legendärer Großmeister in den koreanischen Bergen perfekt aus. Bei Kim Go-Eun(a), welche die Hauptrolle Hong-yi spielt war ich eher skeptisch, denn ich hatte die Befürchtung das ihr Schauspiel gegenüber der drei großen Schauspieler Lee Byung-Hun, Jeon Do-Yeon und Lee Kyung-Young verblasst oder gar lächerlich wirkt, aber Kim Go-Eun(a) macht ihre Sache mehr als gut und überzeugt mit einen erfrischenden Schauspiel, auch ist ihr Schauspiel niemals übertrieben und zu jeder Situation passend, angemessen und vor allem natürlich. Ich hatte einfach vergessen das diese junge Schauspielerin ihr Können ebenfalls schon längst in den Film
A Muse unter Beweis gestellt hatte. Es gibt noch einige größere Nebenrollen die ebenfalls sorgsam besetzt worden sind und einen guten und stimmigen Eindruck hinterlassen. Bei den zahlreichen anderen Nebendarstellern fällt keiner negativ auf, so dass man sagen kann das jeder hier seine ihm zugedachte Rolle erfüllt.
Das ein Film wie “Memories of the Sword” sehr auf die visuelle Kraft der Bilder setzt ist selbstredend, aber es ist nicht selbstverständlich dass es ihn das auch gelingt. Regisseur Park Heung-Sik(a) gelingt es auf jeden Fall den Zuschauer zwei Stunden lang visuell zum Staunen zu bringen, dabei wirkt die Cinematographie an sich nicht mal verspielt sondern ist recht konservativ und eher um klare und fassbare Schönheit in seinen Bildern bemüht. Die klare Schönheit offenbart natürlich auch schnell Schwächen bei schlampig inszenierten Szenen, schlechten Kostümen und billigen Kulissen, aber “Memories of the Sword” gibt sich in allen selten eine Blöße, denn man sieht statt Schwächen meistens nur den großen Aufwand den man erfolgreich betrieben hat, um eine glaubhaft visuelle Inszenierung zu gewährleisten. Schön ist auch das “Memories of the Sword” sich nicht den ausgelutschten Szenario der Joseon Dynastie bedient und komplett neue Kulissen verwendet, um das etwas unverbrauchte Szenario in der Zeit des Königreiches Goryeo`s nutzt. Auch bei den Schwertkampfszenen in den die Protagonisten wie in chinesischen Wuxia Swordplay Filmen durch die Lüfte fliegen, hat man hier großartiges geleistet, denn man muss bedenken das diese Art von Cinematographie in Korea kein Standard ist. Die Schauspieler sind kaum gedoubelt und haben anscheinend viel Zeit auf die Kampfchoreographie verwendet, so dass die zahlreichen Matrail Arts Szenen allesamt ein Hingucker sind. Wenn es evtl. weitere Filme in diesen Genre geben wird, wird “Memories of the Sword” hier der Standard sein an den sie sich messen müssen. Es mag vielleicht einige kleinen Szenen geben, wo die Figuren über die mittelalterlichen Dächer fliegen, die durch ihr schlechtes CGI auffallen und das Gesamtbild ein wenig stören, aber diese Szenen halten sich gottseidank in Grenzen.
“Memories of the Sword” ist ein schöner und ausdruckstarker Film und eine heiße Empfehlung an alle Genre Liebhaber, vor allem da es aktuell gerade so oder so nichts Vernünftiges in diesen Bereich gibt. Mich hat dieser Film auf jeden Fall in allen Belangen positiv überrascht. Ich kann die viele negative Kritik zu diesem Film also nicht teilen.