Geschichte
Der Versicherungsvertreter Byung Woo (Ryoo Seung Bum) ist das Ass in seinen Unternehmen, und dementsprechend ein schleimiger und großspuriger Kotzbrocken, bis einer seiner wohlhabendsten Klienten Selbstmord begeht. Das erregt den Verdacht der Polizei, welche die Vermutung hat das Byung Woo Beihilfe zum Selbstmord geleistet hat. Byung Woo Karriere steht nun auf dem Spiel, und er kann es sich nicht leisten das ein weiterer Klient von ihn stirbt, solange er im Fokus der Polizei und der Auditoren seiner Firma ist. Er geht die Akten seiner Kunden durch und beschließt bei den besonders gefährdeten Kandidaten, vorbeugende Maßnahmen einzuleiten, um sie vom Selbstmord abzuhalten. So nimmt er sich einen vereinsamten Familienvater, eine hoffnungslose junge verschuldete Sängerin, einen jungen Obdachlosen und einer verwitweten Mutter mit vier kleinen Kindern an …
Fazit
Warum ich mir diesen Film geholt habe, habe ich schon längst vergessen, nachdem er einige Jahre in meinem Regal ungesehen verstaubte. Als ich die DVD in meiner Hand hatte, war gerade ein grauer und kalter Sonntagabend und das bunte Cover versprach kurzweilige Unterhaltung mit viel koreanischen Klamauk – „genau das richtige was ich jetzt brauche“ – dachte ich.
Weit gefehlt „Suicide Forecast” ist ein reinrassiges Sozialdrama, der ersten Güte – aber alles andere als eine erheiternde Komödie. Es gibt zwar hier und dort einige Momente die das Geschehen ein wenig auflockern und mich zum Schmunzeln gebracht haben, aber das lag eher daran das der Film in allgemeinen ein herzerwärmendes Werk ist und versucht nicht total sein Szenario melodramatisch auszuschlachten, denn „Suicide Forecast” ist ein Film der sich sein Thema liebevoll und ernsthaft zur Brust nimmt.
Regisseur Jo Jin-Mo beleuchtet hier mit seinen Film, die verzweifelte Lage der untersten sozialen Schicht in Seoul, welche fernab der High-Society Welt ihr Dasein fristen muss. Dieses Dasein erscheint ihnen umso trostloser, da sie jeden Tag ihr Leben in Kontrast zu der restlichen Glämmerwelt sehen und somit ihr scheinbares Versagen in dieser turbokapitalistischen Gesellschaft, jeden Tag vor Augen geführt bekommen. Der Erfolgsdruck in Südkorea ist groß, nicht umsonst treibt es die Menschen dort oft an den Rand der absoluten Hoffnungslosigkeit, in der sie Selbstmord als einzigen Ausweg ihrer misslichen Lage erkennen. Gerade die hier beleuchteten „Sozialfälle“ die den Anschluss an die Gesellschaft verloren haben, werden hier so dargestellt das sie durchaus berechtigte Gründe haben an Selbstmord zu denken, da sie wahrhaftig sehr tief gesunken sind und wirklich mit die unterste Schicht in Seoul darstellen.
Die Hauptfigur Byung Woo, gespielt von Ryoo Seung Bum, kann hier nicht wie in so manch anderen kitschigen Filmen einfach mit einen fröhlichen „Tschakka du schaffst es“ diese Figuren aus ihren Elend herausziehen, nein er muss auf ihre missliche Lage konkret eingehen, wie es der Film insgesamt macht, und ihnen aktiv dabei helfen ihre Lebensumstände zu verbessern. Aber nicht nur er gibt hier gezwungener Massen was, sondern er erlangt durch seine Hilfe Stück für Stück wieder ein Teil seiner Menschlichkeit zurück, der ihn beim Aufstieg in der Gesellschaft abhandengekommen ist. Er sozialisiert sich sozusagen. „Suicide Forecast” ist somit ganz klar auch eine Kritik an die erbarmungslose Ellbogengesellschaft Seouls.
Das ganze Szenario spielt sich in einen, früh oder spät, winterlichen Seoul ab und bringt dann auch passend die Großstadt Atmosphäre Seouls, zu jener Jahreszeit, rüber. Vor allem wurden die Stadtviertel, in denen die weniger betuchten Menschen leben, gut dargestellt mit samt ihren ganz eigenen Charme, wen man das so überhaupt nennen darf. Die Substanz des Drehbuches ist somit fast im Gleichschritt der Optik des Filmes, welche sich wunderbar dem Erzählten anpasst. Großartige visuelle Manipulationen findet man in „Suicide Forecast” kaum, das heißt die erzeugte Atmosphäre wirkt meistens durch seinen natürlichen Charme.
Vor diesen Schauplätzen bewegen sich alle beteiligten Schauspieler in ihrer jeweiligen Rolle sehr glaubhaft und können wenn nötig den Zuschauer zu Tränen rühren oder eben auch ein wolliges Lächeln auf den Lippen zaubern. Ryoo Seung Bum Rolle als Versicherungsvertreter im Film ist elementar, da er dieses an sich traurige Szenario durch seinen quirligen Charakter zu jeder Minute auflockert und somit auch glaubhaft die anderen Figuren zum Weitermachen motiviert. Seine Figur ist nicht nur im Drehbuch der Katalysator und Motor des Geschehens, auch unter den Schauspielern wirkt er genau so, sprich sein Schauspiel wertet insgeheim das der anderen mit auf.
Was mir auch gut gefallen hat, ist das die diversen dargestellten „Sozialfälle“ aus den verschiedensten Schichten und Altersgruppen kommen und Regisseur Jo Jin-Mo somit rüberbringt das man in Seoul zu jeder Zeit in jedem Alter fallen kann, oder in dieser Schicht geboren wird, egal welches Alter man hat. Vor allem wird auch gut rübergebracht das es immer schwerer wird sich in der Gesellschaft zu etablieren umso länger man ausgeschlossen wird. Ach „Suicide Forecast” geht auf ziemlich viele interessante Aspekte ein und all das rundet das Geschehen wunderbar ab, wirkt glaubwürdig und wird niemals mit dem erhobenen Zeigefinger dargeboten.
„Suicide Forecast” ist ein feinfühliges Sozialdrama, was zu überzeugen weiß, da es aktuelle gesellschaftskritische Themen behandelt, ohne dabei jemals plump zu wirken oder gar den Zuschauer total deprimiert am Ende des Filmes zurück zu lassen, eher das Gegenteil ist der Fall, denn in „Suicide Forecast” steckt durchwegs stets ein positiver Kern, der vor allem das „Mehr Miteinander“ propagiert, als die Ellbogengesellschaft, die kein Platz für Verlierer hat. Die Botschaft die der Film vermittelt ist gut und schön rüber gebracht, des Weiteren ergibt sich aus dem Ganzen ein guter und schöner Film, der voller Menschlichkeit ist. So sind die über zwei Stunden Film, dicht erzählt, lassen jeden dargestellten Charakter genug Luft um sich zu entfalten und führen den Zuschauer zusammen mit dem Versicherungsvertreter Byung Woo durch ein winterliches Seoul, in welchen wir zusammen mit ihm schöne Momente der Menschlichkeit erleben oder eben auch in deren Abgründe schauen – kurzum die lange Laufzeit des Filmes ist meiner Meinung nach eine gut investierte Zeit.
DVD
Ich hatte von den Film die koreanische DVD im Schuber zur Verfügung, ein Schuber der wie gesagt ein wenig die falschen Erwartungen auf den Film weckt. Das Bild der DVD (2.35:1 Anamorphic widescreen) ist O.K, denn bei den Farben und Kontrasten gibt es nichts zu beanstanden, denn sie sind so wie sie sein müssen, aber Schärfe und Detail sind nicht ganz optimal, aber immer noch ausreichend. Die koreanische Dolby Digital 5.1 Tonspur ist kräftig, sauber, aber wieder koreanisch typisch ohne nennenswerte Differenzierung die eine 5.1 Anlage wirklich ausnutzt. Die Untertitel sind klar sichtbar, in einem guten Tempo, aber stellenweise in einen etwas umständlichen Englisch, was seine Vokabeln und Grammatik betrifft, gehalten. Die Extras sind für das ausländische Publikum weitest gehend wertlos, da sie sich diesmal wirklich weitest gehend nur mit Untertitel erschließen würden, welche wie immer nicht vorhanden sind.
Special Features:
- Commentary by director and crew
- Customers in regards
- Insurance King
- Trailer
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Titel: Suicide Forecast
aka: Suspicious Customers;수상한 고객들 L/J: Südkorea 2011
Laufzeit: 124 Min
Regie: Jo Jin-Mo
Studio: CJ E&M; Mays Entertainment Kinematographie: Choi Sang-Mook Musik: Kim Hyung-Suk(Ace);Ryu Young-Min Producer: Park Mae-Hee Animation: Hong Seung-Jin Story: Yu Seong-Hyeop Genre: Sozialdrama
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