Sopyonje ist ein Klassiker in Korea. Er war der erste Film in Korea der über eine Millionen Zuschauer 1993 in das Kino lockte und somit auch einer der ersten Filme in Korea die sich im Kino gegen die ausländischen Filme durchsetzen konnte. Bevor die große Kinorevolution in Korea mit Filmen wie Shiri oder
The Gingko Bed begann, war Sopyonje ein überraschender Hit in Korea, in einer Zeit wo ausländische Filme den Markt dominierten. Sopyonje war einfach der richtige Film zum richtigen Zeitpunkt, als Südkorea wieder seine Kultur wieder entdecken wollte.
Seit ich den Film
Chihwaseon von Regisseur Im Kwon-taek gesehen habe, bin ich ein großer Bewunderer dieses koreanischen Regisseurs und darum musste ich mir nach den DVD Reales unbedingt Sopyonje zu legen.
Vorab möchte ich gleich erwähnen, dass in diesen Film mehr gesungen wird, als geredet. Wer also mit den traditionellen koreanischen Gesang Pansori nichts Anfangen kann, der sollte lieber einen weiten Bogen um diesen Film machen, oder sich zumindest erstmal diese Art von Musik zu Gemüte ziehen, bevor er sich diesen Film anschaut. Hier liegt vielleicht auch gleich das Problem des Film, er ist sehr speziell und richtet sich nur an eine bestimmte Zuschauergruppe (was man natürlich auch als Vorteil sehen kann.).
Die Ausstattung des Films ist, wenn man den damaligen Standart der Zeit in Korea berücksichtigt, recht aufwendig, aber kann sich natürlich mit Filmen aus Korea ab 1996 nicht mehr ganz messen. Man sieht es vielen Szenen an das sie im Studio gemacht worden sind. Dafür sind die Landschaftsaufnahmen die während der Wanderung durch Korea spielen wieder sehr schön und beeindruckend, auch wenn sie stellenweise etwas karg wirken. Der Film weckt in einen wahrlich die Wanderlust, wenn man die musikalischen Vagabunden durch das Land ziehen sieht.
Schauspielerisch sticht besonders Kim Myeong-Gon in der Rolle als perfektionistischer Pansori Meister hervor. Seine charismatische und sehr leidenschaftliche Leistung ist unverzichtbar für den Film und gibt ihn einen großen Teil von seiner Qualität und Tiefe.
In der ersten Hälfte des Films gleicht der Film eher einem Pansori-Theater, aber ab der zweiten Hälfte entwickelt er sich zu einen melancholischen Drama, voller Wehmut, Einsamkeit, Leidenschaft und vor allem Grausamkeit.
Mit Sopyonje lässt uns Im Kwon-taek eine alte und fast vergessene Kultur Koreas, denn Pansori Gesang wieder entdecken. Das ganze kommt aber auch mit einem sehr kritischen Aspekt rüber. Vor allem die Verdrängung durch moderne westliche Musik, der eignen traditionellen Musik, wird hier angeprangert. Erschütternd ist auch der dargestellte Fanatismus zur Perfektion des Pansoris Gesang. Meister Sänger Yu-bong (Kim Myeong-Gon) hat sich in seinen einzigen Lebensinhalt so verrannt das er ohne Skrupel seine Adoptiv Tochter mit allen Mitteln den ultimativen Weg des Pansoris Sänger aufzwingt und sie somit praktisch als perfekte Sängerin hoch züchtet. Auch sieht man was für eine brotlose Kunst das Singen „geworden“ ist und man wirklich dafür mit all seiner Leidenschaft, sein Leben für den Gesang opfern muss.
Spätestens wenn der Abspann am Ende erscheint und die Schrift langsam über den Bildschirm gleitet, während eine blinde Pansori-Sängerin mit ihren Kind Richtung Horizont wandert und die Schneeflocken sanft über die karge Küstenlandschaft herabschneien, weiß man dass man einen unvergesslichen Klassiker gesehen hat. Wie für Japan Akira Kurosawa zeitlose Klassiker geschaffen hat, so hat Im Kwon-taek mit Sopyonje dasselbe für Korea getan. Das einzige was man ihn vorwerfen kann, dass der Film ein wenig zu speziell ist und wirklich nur Leute anspricht die sich wirklich mit Koreas Kultur auseinander setzen wollen. Der Film ist es aber allein wegen der wunderbaren Cinematography von Altmeister Jeong Il-Seong sehenswert. Die Bilder in den Film sind oft so schön das man aus unzähligen Einstellungen Plakate machen könnte.