Wenn es asiatische Filmmacher oder Schauspieler nach Hollywood zieht, kehren sie oft wieder schnell als gebrandmarkte Kinder zurück, nachdem sie dort einfach nur verheizt worden sind, aber diese Gefahr bestand bei „Snowpiercer“ nicht, trotz Hollywood Beteiligung, denn der Film ist keine reine Hollywood Produktion, sondern eine Co-Produktion zwischen Südkorea und Hollywood, so dass Regisseur Bong Joon-ho einen für ihn typischen Film entwickelt der eindeutig seine Handschrift trägt.
Vor allem dürfte der Film für all diejenigen interessant sein die schon
The Host gemocht haben, denn, neben den amerikanischen Hauptdarstellern sind die zwei koreanischen Hauptdarsteller aus „The Host“ Song Gang-Ho und Go A-Seong mit von der Partie.
Das interessante Szenario von „Snowpiercer“ hat sich aber nicht Regisseur Bong Joon-ho komplett selber ausgedacht, sondern beruht auf den frankobelgischen Comic „Le Transperceneige“ aus dem Jahre 1982.
Das Szenario des Filmes macht auch dann den Hauptreiz von „Snowpiercer“ aus. Der Zug, in dem sich die Revolution abspielt, beherbergt schließlich als mobile Arche Noah, die komplette Gesellschaft der Menschheit, mit all ihren Freuden und Leid. Diese simplifizierte Welt, die recht übersichtlich dargestellt wird, illustriert eine typisch menschliche Gesellschaft, mit ihrer gesamten Hierarchie, wie es sie wohl immer gegeben hat und immer geben wird. Es spielt keine Rolle ob es Demokratie, Monarchie, Anarchie usw. ist die in diesen Zug herrscht – der Punkt ist der, damit eine Gesellschaft der Menschen funktioniert, muss es laut diesen Szenario immer eine Gruppe von Menschen geben die man ausbeuten kann, auf dessen Blut der Wohlstand anderer – höherer Gestellter beruht, also wie bei uns, bloß das es bei uns momentan global funktioniert – hier wird das Ganze in einen Zug abgebildet. Eine tiefschlürfende Gesellschaftsanalyse ist der Film gewiss nicht, dafür ist er zu simpel gehalten, aber seine Kritik an unsere gewissenlose Konsumgesellschaft ist klar und deutlich, auch wenn sie hier als das natürlichste überhaupt dargestellt wird. Regisseur Bong Joon-ho packt in diesen Szenario eine spannende aber auch sehr gradlinige Geschichte (wie es in eine Zug wohl nicht anders sein kann), in Form einer Revolution, die wir von ihren Anfängen bis zum bitteren Ende und ihren Konsequenzen begleiten, das beschert den Zuschauer wiederum einen hohen Unterhaltungswert, denn langweilig ist der Film kaum, außer vielleicht ein wenig am Anfang, hier braucht der Film ein wenig bis er in die Gänge kommt bzw. bis die Revolution der Unterkaste im Zug beginnt zu starten. Die Geradlinigkeit des Filmes lässt somit nicht viel Raum für Überraschungen, das ist gewiss ein Nachteil, im sehr klassisch gehaltenen Spannungsbogen des Filmes, aber das Szenario selber macht diese Schwäche mit samt einigen interessanten dargestellten Charakteren, allen voran die koreanischen, wieder wett.
Visuell ist „Snowpiercer“ wie zu erwarten fast einwandfrei, bloß hier und da wirken die Außenaufnahmen des fahrenden Zuges etwas zu sehr nach billigen CGI, hier hätte man sich bei einen sonst so aufwendigen in Szene gesetzten Film durchaus mehr Mühe geben können. Die Action Szenen sind manchmal leider etwas unübersichtlich, dank Wackelkamera, aber sie erfüllen ihren Zweck, vor allem da auch kein Fokus auf diese gesetzt wird. Das Innenleben des Zuges mit samt seinen diversen Wagons wurde dafür wunderbar dargestellt, so dass man als Zuschauer förmlich gespannt ist was sich hinter jeden Wagon verbirgt. Die Kostüme und die allgemeine Darstellung der verschieden Gesellschaftsschichten im Zug wirken glaubhaft und zugleich sehr schräg, was „Snowpiercer“ einen leicht skurrilen Touch verleiht, insbesondere um so hochrangigere Figuren im Film auftauchen.
Schauspielerisch ist der Film sehr stark auf die Hauptfigur des Rebellenanführers Curtis fokussiert, gespielt von Amerikaner Chris Evans. Chris Evans ist jetzt nicht unbedingt der mitreissenste Schauspieler überhaupt, aber er spielt seine ihn zugedachte Rolle recht solide, mehr aber nicht. Ein etwas charismatischerer Schauspieler, als Anführer einer Revolution, mit ein wenig mehr Talent, wäre durchaus besser für den Film gewesen, denn dieser hätte die Qualität des Filmes um einiges aufwerten können. Das durchschnittliche Schauspiel von Chris Evans fällt insbesondere ab den Moment auf, als er im Verlauf der Filmhandlung auf seine zwei koreanischen Hauptfiguren, dargestellt von Song Gang-Ho und Go A-Seong, trifft, die ihn beide ziemlich schnell an die Wand spielen. Die vielen vielen Nebendarsteller in „Snowpiercer“ geben ebenfalls eine durchwachsene Performance von sehr gut bis eher mäßig ab. Kurz um hier wäre gewiss mehr drinnen gewesen, denn die Story des Filmes hätte weitaus mehr Potenzial an guten Schauspiel geboten, als hier vorhanden war, auch wen es insgesamt betrachtet, absolut ausreichend ist, aber mehr leider auch nicht. Ein Problem wird gewiss sein das viele Figuren im Film nur relativ oberflächlich dargestellt worden sind und diverse Stereotypen wiedergeben, aber das scheint mir zum Teil so gewollt zu sein, weil Regisseur Bong Joon-ho auch dieses Element im Film anscheinend simpel halten wollte.
Ein perfekter Film ist „Snowpiercer“ somit bestimmt nicht, aber dank seines ausgefallenen Szenarios und seinem hohen Unterhaltungswert, bleibt der Film alle mal sehenswert. Es ist auch Regisseur Bong Joon-ho Erzählweise und Darstellung der Ereignisse zu verdanken, die dem Film seinen ganz eigene und interessante Art und Dynamik verleihen. „Snowpiercer“ ist somit trotz seiner Schwächen ein guter Film – mehr nicht, was ja schon an sich eine gutes Fazit ist, aber uneingeschränkt hochjubeln, wie es so viele Kritiker und Zuschauer getan haben, werde ich „Snowpiercer“ nicht, da gibt es weitaus bessere Filme in meinen Augen, die es wert sind ein Meisterwerk genannt zu werden. Für all diejenigen die auf der Suche nach einen mal etwas anderen Endzeit Film sind, sind auf jeden Fall bei „Snowpiercer“ sehr gut aufgehoben, denn diese werden den Film gewiss lieben, weil ein guter Endzeit-Science-Fiction-Actionfilm ist „Snowpiercer“ alle mal, trotz meiner Nörgelei auf hohen Niveau.