Altmeister Regisseur Kim Sung-Soo bringt nun nach einer langen Pause wieder einen Film von den man sich viel erhoffen muss bzw. sollte. Kim Sung-Soo ist der Beweis dafür das er wie kein anderer Mann Genre übergreifend von Historienepos (
Musa) bis hin zur Komödie (
Please Teach Me English ) alles machen kann und das unglaublich gut. Mit
Beat, einen Klassiker sowie ein unvergleichbares Meisterwerk, hat er mit die koreanische „Neue Welle“ der koreanischen Film Industrie geprägt. Musa hingegen war die asiatische Antwort auf Breavheart und erreichte schnell Kultstatus und das nicht nur in Korea, sondern auch China und Japan.
Mit Running Wild begibt sich Kim Sung-Soo wieder in ein neues Genre, den Cop-Thriller. Hier gibt es gerade aus Korea in letzter Zeit gerade in diesen Bereich sehr viele Filme und aus Hollywood unzählbar viel mehr mit denen sich Running Wild messen muss. Running Wild gehört ganz klar zur oberen Klasse in diesen Genre ist aber trotz alle dem mit äußerster Vorsicht zu genießen. Denn der Film ist nicht wie viele erwartet haben ein kompromissloser Action-Reißer, sondern überraschend schwermütig und vor allem gesellschaftskritisch. Was die Aktion betrifft so ist diese eigentlich rar gesehet und dient wirklich nur der Darstellung von Emotionen bzw. Gewaltausbrüchen die den Namen des Films alle Ehre machen.
Dreh und Angelpunkt ist die Darstellung der Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht gegenüber der korrupten Justiz und einen kapitalistischen System, die einen jeder Hoffnung auf Gerechtigkeit rauben. Leider ist das auch einer der Schwächen des Films, denn der Botschaft fehlt es ein wenig an Tiefe. Running Wild liegt in seinen Absichten blank da und nötigt keinen großartige Interpretationen ab. Andere mögen das evtl. als Stärke des Films sehen, aber dafür das der Film doch recht simpel gestrickt ist hat die Story doch ihre überflüssigen Längen. Hier hätte eine Straffung der Handlung gut getan.
Aber Running Wild ist es allein des wegen wert gesehen zu werden, um die Rolle von Kwon Sang-woo zu genießen. Dieser junge Schauspieler hatte schon einige Filme (hauptsächlich Komödien) nur wegen seiner guten schauspielerischen Leistung und seinen Charme gerettet. Hier ist es nicht anders, Running Wild fällt und steht mit den Können von Kwon Sang-woo. Ich bin ehrlich und muss sagen das Kwon Sang-woo hier seine bisher beste Rolle bis dato 2006 abgibt. Er spielt diese unglaublich Wildheit, Verzweiflung, Überreaktion und Aggressivität so unheimlich ansteckend das er es allein ist der den Film seinen Namen gibt.
Die anderen Schauspieler bringen ihre Rollen souverän und professionell rüber, bleiben aber stets im Schatten von Kwon Sang-woo auf den anscheinend auch das Drehbuch fixiert ist.
Ein weiterer Pluspunkt für den Film ist sein Aussehen. Der Film benutzt sehr viele Farbfilter die den Film seine ganz eigene Atmosphäre verleihen. Der Film sieht stets leicht surreal aus und bietet einen absichtlich keine realistischen Farbtöne. Das Endergebnis ist überzeugend. Die Cinematography ist ebenfalls recht gelungen. Es werden einen sehr schöne Kamera- Einstellungen geboten und die wenigen Kampfszenen kommen brutal, schmutzig, ruckartig und schnell rüber, passend zum gewollten Image des Filmes. Das ganze wird von einem wunderbaren Soundtrack untermalt.
Running Wild ist auf technisch höchsten Niveau und Schauspielerisch dank Kwon Sang-woo absolut spitze, aber das allein macht aus Running Wild „nur“ einen „guten“ Film. Die Geschichte ist nicht wirklich neu und fast ein wenig abgedroschen. Es fehlt hier einfach ein wenig an einer gewissen Dynamik wie man es eigentlich von Filmen des Regisseur Kim Sung-Soo erwartet. Ich würde sogar so weit gehen und sagen das hier Regisseur Kim Sung-Soo seine schlechteste Arbeit abliefert, was nicht heißen soll das Running Wild schlecht ist, aber er ist z.B. meilenweit von
BEAT entfernt, welcher unter anderem wesentlich wilder und härter ist (Wobei hier natürlich hier die Thematik eine ganze andere ist). Vielleicht hat Kim Sung-Soo einfach ein Genre erwischt in dem er zwar auch gut ist, aber nicht wie in seinen anderen Filmen dieselbe Qualität erreichen kann.
Eine gute Inszenierung reicht schon lange nicht mehr um sich von der Menge ab zu heben, denn fast alle koreanischen Filme, der letzten Zeit, sehen toll aus, scheitern aber an einen mäßigen Drehbuch, welches auch hier ein wenig zu dünn ist. Die Schwächen und Stärken des Films halten sich hier die Waage, am Ende bleibt aber trotzdem ein sehenswerter und guter Film übrig, wo man nicht bereut ihn gesehen zu haben, aber ein Muss ist dieser Film auch nicht, dafür fehlt in der nötige Schliff.