Für mich sind meine Reisen als Rucksacktourist immer eine prägende Erfahrung, so war ich neben Korea auch in den Philippinen als Rucksacktourist unterwegs und möchte auch diese Reise nicht in meinen Leben missen. Als ich hörte das ein koreanischer Film erscheint, der in den Philippinen spielt, war für mich klar – den Film muss ich haben.
Der Film spielt hauptsächlich auf der Insel Boracay, was in etwa denselben Stellenwert für die Koreaner wie für die Deutschen Mallorca hat. Ähnlich wie in Spanien, wo sich viele Deutsche niedergelassen haben, haben sich auch viele Koreaner in den Philippinen niedergelassen, von diesen habe ich auch einige dort getroffen und fröhlich auf ein paar Gläser Soju angestoßen. Es muss aber gesagt werden das die Filipinos die Koreaner mit etwas Skepsis in ihrem Land betrachten, denn einige Koreaner führen sich nicht gerade vorbildlich in den Philippinen auf und lassen im wahrsten Sinne des Wortes die Sau raus, wofür sich wiederum viele andere Koreaner schämen – also ähnlich wie in Mallorca.
Nun genug der Einführung und zum Film an sich. Von „Romatic Island“ sollte man sich auf gar keinen Fall einen tiefschürfenden Einblick auf die Philippinen, oder gar auf die Beziehung zu den Koreanern erwarten, denn der Film ist wie das Cover und der Trailer vermuten lassen einfach ein Gute-Launefilm, der viel Sonne, Spaß, Kurzweil, Traumkulissen und eben eine wunderbare Urlaubsstimmung im Gepäck mitbringt. Teilweise könnte der Film schon fast als Werbefilm, für das ohnehin beliebte Reisziel Boracay, durchgehen. Regisseur Kang Cheol-Woo schafft es den schönen und paradiesischen Flair der Philippinen wunderbar auf Zelluloid zu bannen. Das Drehbuch des Films ist einfach darauf aus uns gut und vor allem kurzweilig zu unterhalten, aber stets auf einem hohen Niveau und mit Qualität – das gelingt dann auch so gut wie zu 100%. Die Filmlaufzeit von 107 Minuten vergeht wie in Flug, allein durch die schöne Urlaubsatmosphäre und die unverkrampfte sowie charmante koreanische Art die Regisseur Kang Cheol-Woo in seinen Film vermittelt. Da der Film eigentlich drei Geschichten von drei verschiedenen Pärchen erzählt und somit sechs verschiedene Hauptfiguren mit sich bringt, könnte man vermuten das der Film sich vielleicht einwenig verheddert, oder das alles zu wenig ausgearbeitet ist, aber alle drei Geschichten und vor allem Figuren ergänzen sich hervorragend und erhalten ihren nötigen Hintergrund. Schlau ist auch das sich der Zuschauer in den sechs sehr unterschiedlichen Hauptfiguren irgendwo wieder finden kann.
Trotz seines philippinisch Settings ist dieser Film ein durch und durch koreanischer Film und lebt eben von diesen Charme, aber bringt auch wieder einen typischen dramatischen Touch im Film mit ein. Der Drama Anteil ist aber wohl dosiert über den ganzen Film verteilt, in leicht verträglichen Portionen, so dass er im Film weder bestimmend ist oder zur Last fällt. So wird der Zuschauer auch hier und da bei einigen Szenen wirklich gerührt, da das dramatische Element im Film kaum genutzt wird um zu manipulieren und eher ehrlich und gut rüber kommt. Dramatische Einlagen laufen schnell in positive bzw. schöne Momente über und hier liegt auch einer der Stärken des Films. Der Film vermittelt einen leicht bekömmlich das das Leben schön ist und man es sich nicht immer so kompliziert machen soll - man muss den Leben einfach stets die schönen Seiten abgewinnen, was auch mein Motto ist, so das ich fröhlich mit einen Lächeln bei einigen Liedern im Film mitgesummt habe.
Was den Film aber vor allem ausmacht ist sein exotischer Look. Die Cinematografie wirkt wahrlich malerisch schön, wie aus den Reisekatalog und gibt uns das, wie ich denke, die meisten Käufer dieses Films verlangen. Ansonsten kann man sagen, dass der Film gewohnt edel koreanisch gefilmt ist und bei den Bildern kaum was den Zufall überlassen wird, so dass man merkt, dass die Bilder gezielt ihren Zweck erfüllen sollen. Die Cinematografie wird dann noch von einer recht schönen Musik untermalt, die einen entspannt in das Sofa sinken lässt.
Neben viel Sonne, Strand, Meer und guter Musik bietet uns der Film tolle, natürliche und sympathische Darsteller. Besonders das Popsternchen Eugene hat mir hier überraschend gut gefallen, was vielleicht daran liegt, das sie einfach eine Rolle spielt die ihren tatsächlichen Leben sehr nahe kommt. Sie ist zurzeit einer der angesagtesten Film-Stars in Korea, aber bevor sie sich der Filmbranche zuwandte war sie eine Sängerin in der populären Girl-Group „S.E.S.“. Auf jeden fall hat sie mir hier wesentlich besser als in
Unstoppable Marriage gefallen. Eugene ist auch die jenige die in „Romatic Island“ für eine Brise Erotik sorgt, denn sie ist hier richtig sexy.
Neben Eugene ist auch noch Lee Min-Gi zu erwähnen, denn seit dem ich in
A Day for an Affair gesehen habe, habe ich immer gehofft noch weitere Filme von diesen unglaublich sympathischen Schauspieler zu sehen und diesen Wunsch hat er mir nun erfüllt. In „Romatic Island“ ist er zwar nicht mehr ganz so spritzig und energiegeladen wie in „A Day for an Affair“, aber er bleibt noch immer einer der sympathischsten Schauspieler die ich aus Korea gesehen habe, auch wenn er sich in „Romatic Island“ einwenig zurücknimmt, spielt er hier trotzdem den netten Kerl sehr gut.
Ansonsten kann man auch bei den restlichen Darstellern kaum meckern, das betrifft sowohl Hauptdarsteller als auch Nebendarsteller. Alte Hasen im koreanischen Filmgeschäft wie Lee Mun-Sik oder Lee Seon-Gyun meistern ihre Rollen ohne großartige Probleme und liefern genau das ab was man von ihnen will und was der Zuschauer erwartet.
„Romatic Island“ ist ein Film der kaum was falsch macht und eben genau das ist was der potentielle Käufer erwartet, somit haben wir einen Film der hält was er verspricht und nicht mehr. Uns wird ein Film mit Herz, gut aufgelegten Darstellern, guter Laune, schönen Bildern und viel viel Urlaubsflair geboten, der einen nötigt sofort die Koffer zu packen – was will man mehr? Bei „Romatic Island“ kann man wirklich nicht meckern und wenn man es tut hat man sich wahrlich was Falsches bei diesem Film erwartet. An sich ist „Romatic Island“ recht belanglos und bestimmt kein Meisterwerk, aber trotzdem vergebe ich den Film knappe sieben von zehn Punkten, weil der Film fast gar keine Angriffsfläche zur Kritik bietet und eben zu gefallen weiß, auch wenn der ganze Film vielleicht nicht lange in Erinnerung bleibt.