Seitdem sich John Woo in seinen Heimatland mit der Neuinterpretation „Red Cliff“ des klassischen Stoffes „Die drei Königreiche“ von Autor Luo Guanzhong zurückgemeldet hat ist sein Name wieder in aller Munde, wobei mir hier die fast zeitgleich erschienene und unterschätzte Interpretation
Three Kingdoms- Resurrection of the Dragon von Regisseur Daniel Lee weitaus besser gefiel. Wenn man dann kurz über die Geschichte von „Reign Of Assassins” liest hört sich das ganze auch sehr nach den Hollywood Hit „Face Off“ von John Woo in Wuxia Gewand an. Dennoch sollte man sich hier nicht täuschen lassen, denn John Woo ist hier nur Co-Regisseur und zusammen mit Terence Chang Produzent, aber das Drehbuch stammte von den eher unbekannten Taiwanesen Su Chao Pin, welcher auch der eigentliche Regisseur des Filmes ist – und das ist auch gut so, denn dieser Film ist nicht so simpel gestrickt und gar so oberflächlich wie man es von John Woo-Film gewohnt ist. Gewiss hier und da erkennt man deutlich die Einflüsse eines John Woo`s, aber praktischerweise genau dort wo auch seine Stärken liegen, denn so bietet uns „Reign Of Assassins” Action Szenen von feinsten. Die Geschichte aber, ist trotz stellenweise minimal vorhandenen Humors, recht düster, hat eine gewisse Tiefe und beinhaltet nicht ganz so oberflächliche Charaktere wie aus einen typischen John Woo Film. Die Figuren im Film sind sogar recht tiefgründig, auch wenn sie manchmal nur oberflächlich charakterisiert werden, oder nur kurz vorkommen, haben sie alle samt das Gewisse Etwas und das macht den Film ein wenig interessanter.
Aber was das wirklich tolle an „Reign Of Assassins” ist, ist das er unglaublich klassisch anmutet – wie ein klassischer Wuxia/Swordsplay Streifen aus den alten Tagen. In der chinesischen Filmindustrie kann man seit einigen Jahren von einer Renaissance dieses Genres sprechen – in der sich diverse Regisseure bemühen dieses tot gesagte Szenario wieder Leben einzuhauchen. Den Anfang hatte die Ikone schlechthin aus diesen Genre gemacht – nämlich niemand geringeres als Tsui Hark mit seinen bei den Kritikern in Ungnade gefallenen
Seven Swords aus dem Jahre 2005. Danach folgten diverse mittelmäßige Beiträge wie z.B. „14 Blades“, „True Legend“, „Sword Butterfly“ und viele mehr die alle samt nicht schlecht waren aber niemals wirklich ganz überzeugen konnten. „Reign Of Assassins” ist sicherlich auch kein Meisterwerk, aber der Film punktet durch seine solide und überaus klassische Machart, die vor allem auf übertriebene CGI Effekte wie z.B. bei „14 Blades“ verzichtet.
Die Bilder in so einen Film sind natürlich immer immens wichtig. „Reign Of Assassins” bietet uns dann auch eine sehr aufwendige Ausstattung in Sachen Kostüme und Kulissen. Für die Kostüme war sogar die berühmte Emi Wada am Werk, die für Filme wie „Hero“, „House of Flying Daggers“,“ Ran“ und auch
The Restless zuständig war. Die größte Stärke fährt der Film aber visuell bei den sehr guten Swordsplay Kampfszenen ein, denn die machen was her, sind reichlich vorhanden, haben Stil, wirken irgendwie oldschool, sind größtenteils übersichtlich und verzichten auf eine nervige Wackelkamera. Ansonsten kleidet sich „Reign Of Assassins” in recht kalte und stellenweise düstere Bilder, denen es manchmal ein wenig an Atmosphäre mangelt – handwerklich sind die Bildkompositionen einwandfrei, aber hier und dort fehlt einfach noch der gewisse Charme, der leider nur manchmal in einigen sehr guten Momenten hervorkommt, diese wirken aber nur für sich isoliert vom Rest des ganzen Filmes und sind meistens sehr kurz. Das ist dann auch schon die Hauptschwäche für mich im Film.
Der Film dürfte aufgrund einiger Schauspiele für einige Fans allein ein Grund sein sich den Film zu kaufen. Für mich ist es vor allem ein Grund ein Review über den Film zu schreiben, denn in der männlichen Hauptrolle haben wir hier den koreanischen Superstar Jeong Woo-Sung.
Jeong Woo-Sung ist einer der größten männlichen Stars des koreanischen Kinos, aber ich denke in China dürfte sein Gesicht auch mittlerweile bekannt sein, denn es gibt fast keinen koreanischen Schauspieler der so oft mit großen Stars aus China wie Jeong Woo-Sung zusammengearbeitet hat. Und mit großen Stars meine ich wirklich die ganz großen. Das ganze begann bei Jeong Woo-Sung mit dem Hongkong-Film „Shanghai Grand“ aus dem Jahre 1996 in dem er mit Stars wie „Leslie Cheung“ und „Andy Lau“ zusammenspielt hat, aber auch in koreanischen Filmen wie
Musa und
Season of Good Rain spielte er mit Stars wie der allseits bekannten Zhang Ziyi, die wiederum selber gerne öfters mit der koreanischen Filmbranche zusammenarbeitet, und Yuanyuan Gao zusammen. Als letztes wäre dann natürlich noch der Film
Daisy zu erwähnen, welcher eine interessante Zusammenarbeit zweier bekannter Regisseure und Schauspieler aus beiden Ländern war.
In „Reign Of Assassins” spielt Jeong Woo-Sung nun wieder neben einen der größten Stars überhaupt aus China, nämlich die international bekannte und die in Malaysia geborene Schauspielerin Michelle Yeoh. Auch ist das Genre des Wuxia-Filmes für Jeong Woo-Sung kein Neuland mehr, denn hier hatte er schon Erfahrung in der koreanischen Interpretation dieses Genres“ The Restless“ gesammelt. Seine Leistung in „Reign Of Assassins” ist dann auch ganz ordentlich und seine Performance hinterlässt oft einen bleibenden Eindruck, da er durch sein zurückhaltendes aber dennoch charismatisches Spiel oft seine chinesischen Kollegen überschattet, aber wirklich gefordert wird er in diesen Film fast zu keiner Minute. Das betrifft auch alle anderen Schauspieler, so dass Michelle Yeoh ihre Rolle mit Leichtigkeit meistert, aber das genauso wie Jeong Woo-Sung mit Bravour erledigt. Bei Michelle Yeoh war ich aufgrund ihres Alters sehr skeptisch ob so eine Rolle noch zu ihr passt, - nun sie ist noch immer super, spielt äußerst charmant und hat auch noch was drauf wenn es um diverse Kampfszenen geht. Jeong Woo-Sung z.B. kann nicht wirklich bei den Kampfszenen punkten, das ist eine große Schwäche die man leider bei dem Film nicht vertuschen kann. Die anderen Schauspieler machen ihre Sache mehr als gut und verleihen ihren Figuren trotz kurzer Laufzeit das nötige Herzblut, besonders gut hat mir hier Leon Dai als The Magician gefallen. Schauspielerisch gibt es also kaum was zu meckern, denn alle zusammen im Film leisten hier sehr ordentliche Arbeit und machen dank ihres Elans, auch wenn sie nicht wirklich gefordert werden, mit einer der größten Qualitäten des Filmes aus.
Mit diesen Cast hätte man bei der ganzen Ausstattung einen zweiten „Ashes of Time“ schaffen können. Regisseur Su Chao Pin hat sich dann auch anscheinend sehr von „Ashes of Time“ inspirieren lassen, denn all seine Figuren haben stets eine gewisse Tiefe und Dramatik, wie sie eben bei jenen Klassiker üblich war, ohne aber jemals freilich dessen Klasse zu erreichen. Die Geschichte wirkt stets interessant, hat einige interessante Facetten aufzuweisen, aber sie vermag es trotzdem niemals ganz einen als Zuschauer richtig in das Geschehen zu involvieren. Dennoch ich will nicht zu viel meckern „Reign Of Assassins” bleibt ein guter Film, der sich auf seine Wurzeln zurückbesinnt und in meinen Augen einer der bisher besten „neuen“ Wuxia Filme ist, dank solider Inszenierung, einer klassischen Geschichte mit samt ihren klassischen Figuren, die wirklich wirken wie aus einen schönen guten alten Wuxia-Roman. Ich werde mir diesen Film auf jeden Fall noch öfters anschauen, vor allem da er doch irgendwie was Gewisses hat, was bloß ein wenig Zeit braucht und dann in nachhinein wirkt.
Einer kleiner Nachtrag von 18.12.2010
Ich habe mir diesen Film nun tastsächlich kurz nach der ersten Sichtung ein zweites Mal angeschaut und „Reign Of Assassins” wirkt wie ich es mir gedacht habe beim zweiten Mal noch mal viel Stärker, dass ich sogar geneigt bin diesen Werk
8/10 zu geben, statt den ursprünglichen
7/10. Reign Of Assassins” ist eben ein Film der Zeit braucht, damit dessen Qualitäten reifen - wie ein guter Wein, denn beim jeden Mal schauen wird er besser, da die Geschichte, die Figuren, die einzelnen Momente usw. wesentlich intensiver wirken.