Geschichte
Nach 17 Jahren Gefangenschaft, wird der sozialistische Aktivist Hyun Woo (Ji Jin-Hee), der einst für die Demokratie in seinem Land gekämpft hatte, wieder in die Freiheit entlassen. Aber was erwartet ihn in diesem neuen Korea, welches sich in seiner Haftzeit grundlegend verändert hat? Hyun Woo fühlt sich einwenig deplaziert und verloren in dieser neuen Welt und beginnt seine Vergangenheit zu rekapitulieren, um mit der Gegenwart zurechtzukommen. Als er einige seiner ehemaligen Kameraden trifft, die nun zum teil Geschäftsmänner sind, scheinen all seine Taten und sein Kampf von damals irgendwie sinnlos zu erscheinen. Später erfährt er, dass seine einstige Liebe Yoon Hee (Yeom Jeong-A) verstorben ist, und kehrt daraufhin aufs Land zurück, wo er damals nach dem Gwangju-Massaker untergetaucht ist und Yoon Hee kennen gelernt hatte. Dort geht er ihre Tagebücher und Zeichnungen durch und beginnt in der Vergangenheit zu schwelgen…
Fazit
„The Old Garden“ ist ein Melodrama welches in den Ereignissen rundum das Gwangju-Massaker aus dem Jahre 1980 am 27 Mai, eingebettet ist, sprich Regisseur Im Sang-Soo(a) knallt uns hier nicht nur ein X-Beliebiges Melodrama vor dem Latz, nein er illustriert auch zugleich dieses düstere Kapitel der südkoreanischen Geschichte und deren Nachwirkungen bis in unsere Gegenwart und so ist „The Old Garden“ durchaus auch als eine geschichtliche Aufarbeitung dieses Ereignisses zu verstehen „und auch“ als ein Liebesdrama, was diese Ereignisse und dessen historischen Werdegang der koreanischen Geschichte als Hintergrund hat.
Regisseur Im Sang-Soo schafft es ohne Probleme den geschichtlichen und melodramatischen Teil miteinander zu verweben, ohne dass ein Teil zu kurz kommt. Die Vergehen gegen die Menschlichkeit die damals die südkoreanische Militärdiktatur gegen das zivile Volk angewandt hat, wird hier eindrücklich, hart und schonungslos dargestellt, was mich dann auch keineswegs kalt gelassen hat, so dass ich bei ein paar Szenen doch einen Kloß im Hals hatte und fast den Tränen nahe war. Die über 1000 Toten und unzähligen Verletzten werden einen somit nochmals eindrucksvoll ins Gedächtnis gerufen und ihnen wird vor allen ein durchaus würdiges mediales Denkmal gesetzt.
Am Anfang ist der Film von seiner Erzählweise etwas gewöhnungsbedürftig, weil er in der Zeit recht wild hin und her springt, sprich von 1980 bis in unsere Gegenwart. Die Hauptebene des Filmes ist zwar die Gegenwart, in der unsere Hauptfigur in der Vergangenheit schwelgt, aber diese Hauptebene dient eher nur als Klammer für diverse Rückblenden, die nicht unbedingt zeitlich chronologisch angeordnet sind, sondern eher nach ihre Dramaturgie. Hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt taucht man sehr gut in die Geschichte ein.
Das angenehme an den melodramatischen Hauptteil des Filmes ist, das er trotz seiner tragischen Ereignisse, niemals kitschig wirkt, da unsere Hauptprotagonisten zu pragmatisch veranlagt sind, so dass man in manchen Szenen eher schmunzeln muss wo andere Regisseure in der selben Szene alles daran gesetzt hätten den Zuschauer zu Tränen zu rühren. Wenn man bedenkt das die weibliche Hauptfigur, dargestellt von der hübschen Yeom Jeong-A, wieder mal eine todkranke Frau ist, lässt das einen vermuten das das wieder Korea typisch dramaturgisch ausgeschlachtet wird, aber mit Nichten, weil die Figuren im Film diesen Umstand sehr gefasst hinnehmen. So wird auch diese abgedroschene Thematik einer todkranken Liebe hier auch nicht bis zum erbrechen thematisiert, sondern ist nur ein Aspekt am Rande, aber die Herangehensweise ist dennoch gelungen und wirkt sehr menschlich und vor allem natürlicher als in so manch anderen Melodrama, wo das eben der Dreh und Angelpunkt im Film ist. Überhaupt wird das Liebesdrama hier nicht nach dem Standart Schema abgehakt, weil z.B. die Kennlernphase der beiden Liebenden nicht wie üblich großartig ausgewalzt wird, so dass man hieraus die schönen Momente wie üblich ziehen soll um dann später in Tränen auszubrechen, wenn alles zu Bruch geht, wegen diversen Schicksalsschlägen. Regisseur Im Sang-Soo(a) separiert das Liebesdrama nicht wie üblich in „Schlechte und Gute Zeiten“, denn die Liebe zwischen unseren beiden Hauptfiguren ist von Anfang an niemals frei von Problemen, aber auch bis zum Ende hin angereichert mit schönen Dingen. Die Dramatik aus der Liebesgeschichte ergibt sich eher aus den verschiedenen Lebensansichten der beiden Hauptfiguren.
So will Yoon Hee nichts anderes als mit ihrer Liebe Hyun Woo zusammenleben, aber dieser stellt seinen Kampf gegen den Staat über alles andere, obwohl Yoon Hee versucht ihn stets klarzumachen das er sein persönliches Glück begreifen soll und das sich ja schließlich die Zeiten ändern werden – dem gegenüber steht Hyun Woo idealistische sozialistische Einstellung, für ihn ist die Widerstandbewegung gegen den Staat wichtiger als all die kleinen aber nicht minder wichtigen Dinge in seinen persönlichen Umfeld. So ergibt sich aus diesen Contra zwischen politischen Idealismus und persönlichen Glück zum Teil die Dynamik des Filmes, aber nicht unbedingt die größte Dramatik, die ist eher in der politisch misslichen Lage des Landes zu finden.
Was aber „The Old Garden“ ganz speziell macht ist nicht nur seine Erzählweise, sondern seine ganz eigene Cinematographie. Die Bilder im Film haben was ganz besonderes, sie sind meistens recht dunkel und düster und dennoch strahlt aus dieser Finsternis stets eine gewisse Wärme heraus. Oberflächlich betrachtet wirken die Bilder kalt, düster und nüchtern, aber irgendwie schlummert unterschwellig stets was leicht unwirkliches, fast schon zauberhaftes in den Bildern. Wenn dann ganz besondere Schlüsselmomente im Film eingefangen werden, die dann mit einen guten Soundtrack untermalt werden, beginnt sich die Kameraführung zu ändern und auch der Schnitt ist anders, so das sich diese Momente ganz klar vom Rest des Filmes abheben und gar einwenig surreal wirken, aber sie wirken niemals losgelöst von den restlichen Ereignissen des Filmes, das heißt mögen diese Momente noch so anders in ihrer Bildgestaltung und musikalischen Untermalung sein, so sind diese Momente stets fest verankert in den normalen Fluss des Filmes, weil hier immer ein perfekter und gekonnter Übergang zum bodenständigen besteht.
„The Old Garden“ lebt neben der guten und ganz speziellen Cinematographie vor allem aber auch von seinen beiden Hauptdarstellern. Yeom Jeong-A, die die verstorbene Liebe von den sozialistischen Aktivisten Hyun Woo spielt, ist eher im melodramatischen Teil des Filmes verankert und steht den geschichtlichen Ereignissen im Film schulterzuckend gegenüber. Yeom Jeong-A wirkt dabei in ihren Spiel stets vereinnahmend, was natürlich auch einwenig an ihrer aparten wenn auch wahrscheinlich künstlichen Schönheit liegt – nichts desto Trotz gibt sie in diesen Film eine reife sowie erotische Erscheinung ab, die ihren exzentrischen Wesen stets die glaubhafte Note verleiht.
Ji Jin-Hee dürfte dafür bei einigen weiblichen Zuschauerinnen das Herz höher schlagen lassen, denn er verkörpert gekonnt den klassischen Idealisten, in Form eines jungen und charismatischen Schönlings, der seine Pflicht, seinen Charme, sein ganzes Ego der politischen Bewegung widmet und dabei sein privates Umfeld völlig außer Acht lässt und den Wert der Liebe nicht erkennt. Sein Spiel ist dabei durch und durch überzeugend und im ganzen Film das herausragendste.
Die restlichen Darsteller neben den beiden Hauptdarstellern, spielen alle samt zwar nicht herausragend, aber stets zufrieden stellend und ihren zugewiesenen Rolle stets angemessen. Weil die Fülle der Nebendarsteller nicht gering ist, blitzt hier und da dann doch bei so machen ein etwas überdurchschnittliches Können hervor.
„The Old Garden“ ist ein interessanter Film, aber auch ein Film der es vermag einen sanft zu rühren. Einwenig speziell ist diese Werk schon, aber gerade hier liegt auch der Reiz des Filmes, da er sich durch seine eigene Art von diversen anderen Filmen abhebt. In meinen Augen hat hier Regisseur Im Sang-Soo einen sehr sehenswerten Film geschaffen, der durch seine besondere Stimmung und durch sein gutes Zeitportrait überzeugen kann. Am Anfang weis man zwar nicht so recht wo der Film hin will und es ergeben sich viele Längen, da sich der Film ziemlich langsam entwickelt und Regisseur Im Sang-Soo meistens auf irgendwelche reißerischen Elemente verzichtet, kann es sein das einigen Zuschauern der Film zu langweilig sein wird, aber der geduldige Zuschauer wird hier meines Erachtens nach auf jeden Fall entlohnt. Die wenigen groß inszenierten Momente im Film wirken wohl platziert und stets angemessen, um eben gewissen Ereignissen ihr Gewicht oder ihre Tragweite zu verdeutlichen. Insgesamt hat mich „The Old Garden“ persönlich doch durch seine Qualitäten, wie seinen guten Schauspielern, seinen interessanten Bildern und seiner Geschichte überzeugt, so dass dieser Film ein durchaus empfehlenswerter Film ist, für all die diejenigen die auf einen koreanischen Blockbuster mit einer gewissen speziellen Note aus sind.
DVD
Die koreanische DVD kommt in einen schwarzen Schuber daher, auf den irgendwelche Umrisse zu sehen sind, die aber kaum zu identifizieren sind und so mutet diese Verpackung ein wenig wie die eines Horrorfilmes an, was leicht in die Irre führt. Das Bild (Widescreen 2.35:1 (Anamrophic)) der DVD bietet passende Kontraste und Farben, was die Schärfe betrifft so ist diese solide, aber nicht ganz optimal. Die Dolby Digital 5.1 Tonspur ist sauber klar und weist sogar eine geringe Differenzierung auf, aber diese ist minimal – kurzum zufrieden stellend und gut. Die Untertitel sind in einen guten Tempo, klar sichtbar und meistens in einen verständlichen Englisch, bloß hier und da versteckt sich ein etwas verkorkstes Vokabular in den Sätzen. Die Extras sind wieder ohne Untertitel, aber dafür üppig und alle mal einen Blick wert.
Extras:
- Original Story
- Making Of
- Production Design
- Interview with art director
- CG
- Directors Comment
- 5/18 Day
- Kim Woo-Hyung Portfolio
- Poster Shooting
- Im Sang-Soo Film Festival
- San Sebastian Preview
- Premiere
- Still Gallery
- Trailer
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Titel: The Old Garden
aka: 오래된 정원 L/J: Südkorea 2007
Laufzeit: 112 Min
Regie: Im Sang-Soo(a)
Studio: MBC Production; Lotte Entertainment Kinematographie: Kim Woo-Hyung(a) Producer: Park Jong(a) Story: Hwang Seok-Young Genre: Melodrama
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Film
Bild
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Extras
Untertitel
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