Oasis ist einer dieser koreanischen Filme wo sich Kritiker, Zuschauer und die Presse mit Lob nur so überschlugen. Man kann also davon ausgehen, dass man so ein Werk unbedenklich Jedem weiter empfehlen kann. Dem ist aber definitiv nicht so. Der Film ist schwer verdaulich. Nicht das man mich falsch versteht, der Film ist gut, aber alles andere als schön. Hier stellt sich die Frage ob man so einen Film überhaupt gesehen haben muss? Meiner Meinung nach „Nein“. Ich schreibe dieses Review trotzdem auf die Gefahr hin das ich mich bei einigen Leuten unbeliebt mache. Der Film ist ein mutiger Ausnahmestreifen, für ein Ausnahme-Publikum, darum finde ich die Presse hier ein wenig verlogen.
Der Film ist unterm Strich ein sehr guter Dokumentarfilm, da er absolut real ist. Hier wird nichts verschönert oder übertrieben schlimm dargestellt. Auch wird der Film bei Keinem die Meinung zu diesem Thema grundsätzlich verändern. Behinderte an Rand unserer Gesellschaftssysteme sind ein großes Manko in Sachen Menschlichkeit. Die Akzeptanz ist nach wie vor immer noch bei den meisten Menschen gering und das liegt an der natürlichen Abscheu, die oft in Jedem von uns liegt. Ein Zuschauer der diese Abscheu überwunden hat, wird sein Hass förmlich auf die intoleranten Personen in Film herausschreien wollen, im Gegensatz dazu wird ein Zuschauer der nicht mit der irritierenden Andersartigkeit von so manchen Behinderungen zurecht kommt, die beiden Hauptpersonen der Geschichte weiterhin abstoßend finden. Wo liegt also der Wert in diesen Film, stellt sich mir die Frage? Er zeigt qualvoll lange das Leben zweier Behinderten, in einer Gesellschaft die sie nicht haben will und projiziert diese schreckliche Qual auf den Zuschauer. Man spürt förmlich die Missstände, die nun mal so sind wie sie da dargestellt werden, egal in welchem Land, an seinem eignem Leib. Ich war froh als der Film schließlich zu Ende war und ich diese Tortur hinter mir hatte. Nun kann man sich fragen: Kann man so eine Thematik überhaupt anders anpacken? Natürlich hier verweise ich einfach mal auf
Marathon, der sogar einer der erfolgreichsten Filme Koreas war. Marathon versucht weit aus gezielter Verständnis beim Zuschauer zu erzeugen und das hat er auch bei viel mehr Zuschauern in Korea erreicht als Oasis.
Wenn ein Film so real wirkt wie Oasis muss natürlich unheimliches Können von Seiten des Filmteams dahinter stecken. Die Bilder des Films wirken wie aus den Leben gegriffen. Da Oasis keine Filmmusik besitzt, wird auch niemals versucht den Zuschauer in irgendeiner Weise zu manipulieren.
Die größte Leistung die aber in diesen Film erbracht wird, geht von den beiden Hauptdarstellern aus. Es ist weiß Gott nicht einfach als „normaler“ Mensch überzeugend einen „Schwer“-Behinderten zu spielen. Die Schauspielerin Moon So-ri spielt die Spastikern so überzeugend, dass ich tatsächlich eine zeitlang dachte das sie wirklich diese Behinderung hat. Währen da nicht diese Traumszenen wo sie fließend von ihren realen Zustand in eine fiktiven Zustand gleitet, wie sie sich selber sieht. Die Übergänge sind so fließend das man als Zuschauer es manchmal gar nicht merkt. Hier sieht man das Moon So-ri eigentlich eine hübsche Frau ist und man sich hier fast ungläubig die Augen reibt. Als Spastikern ist sie Äußerlich genau das Gegenteil und dürfte auf viele abstoßend wirken. Die Seele natürlich bleibt dieselbe. Hier liegt mit die größte Genialität des Filmes, die nur allein durch die einmalige und mutige Leistung von Moon So-ri möglich ist, denn ich kann mir vorstellen das nicht gerade viele Schauspieler für so eine Rolle bereit währen. Auch der männliche Part gespielt von Seol Kyeong-gu ist absolut überzeugend. Er bringt seine Rolle unglaublich intensiv rüber. Natürlich ist seine Rolle nicht so anspruchsvoll wie die von Moon So-ri, aber trotzdem schon schwierig genug.
Am Ende bleibt ein sehr unangenehmer Film, den ich nur Leuten empfehlen kann die sich „intensiv“ mit diese Thematik des Films auseinander setzen wollen. Wer Unterhaltung oder neue Erkenntnisse sucht ist hier definitiv falsch. Wer denkt das Oasis mehr Akzeptanz schafft liegt leider auch falsch. Was Oasis schafft ist das er uns direkt und erbahmungslos mit unserer Einstellung gegenüber Behinderung konfrontiert. Wer Mut zur Selbstkritik hat und das aus eignen Antrieb, für den kann sich evtl. hier auch ein Blick lohnen. Ich glaube es liest sich beim bisher Geschriebenen heraus, dass ich persönlich den Film nicht mag. Die vier Punkte vergebe ich nur alleine darum, weil er handwerklich gesehen einwandfrei ist.