Im Jahre 2008 wird einen der größten Künstlern Koreas - Shin Yun Bok gleich zweimal Tribut gezollt, denn so entstanden in diesen Jahr die Serie „Painter of the Wind“ und eben der Film „Portrait of a Beauty“, die beide auf der erfolgreichen Novelle von Lee Jung Myung basieren. Lee Jung Myung`s Werk vertauscht aber die Geschlechtsrollen des Künstlers Shin Yun Bok und somit erklärt der Autor das künstlerische Verständnis Shin Yun Bok für den weiblichen Körper.
Die Geschichte wird auch recht interessant und reizvoll rübergebracht und verleiht den Film seine nötige Substanz. Der Gehalt der Geschichte ist nicht hoch aber auch nicht zu gering, so dass die Geschichte ergänzend zur visuellen Pracht des Filmes wirkt.
Für all diejenige die des Zeichnen mächtig sind oder gar einen Beruf darin ausüben ist der Film ganz klar eine Empfehlung, denn hier wird nicht nur eine Geschichte über den Zeichner erzählt mit allen drum und dran, und dabei rücken wie so oft die Bilder selber in den Hintergrund – nein hier sind die Bilder und eben ihre Erschaffung auch ein Bestandteil des Films, wenn nicht gar der schönste und das hat mein Herz als ehemaliger Zeichner erfreut.
„Portrait of a Beauty“ ist ein Film für Bild-Ästheten. Visuell ist der Film meisterlich und erinnert an
Duelist von Bildfetischist Lee Myung-Se, bloß das uns „Portrait of a Beauty“ etwas mehr bietet als nur einen herrlichen Bilderrausch. „Portrait of a Beauty“ ist schließlich ein Film der einen der größten Künstler Koreas Tribut zollt und somit steckt in den Film auch eine immense schöpferische Kraft, wie es sich für einen Film über einen Zeichner gehört. Wenn ein Bild geschaffen wird ist das einer der eindruckvollsten Momente im Film – von der Inspiration bis hin zum Endprozess, wo die Ideen und Gefühle zu Papier gebracht werden. Des Weiteren ist „Portrait of a Beauty“ vielleicht einer der Filme die das traditionelle Korea zur Zeit der Chosun Dynasty bisher am schönsten illustriert. Die Kostüme, die Kulissen, die dargestellten Traditionen und viele kleine Details sind hier atemberaubend. Hier und da steckt in den Bildern ein wenig Symbolik die zwar alles andere als dezent ist, aber ihre Wirkung trotzdem wegen ihrer Intensität nicht verfehlt. Von der Symbolik hätte ich mir gerne mehr gewünscht, denn sie war doch etwas rar im Film, aber wenn sie vorhanden war, hat sie Eindruck gemacht.
Wer einen erotischen Film in „Portrait of a Beauty“ sucht, sei gewarnt. Es kommt zwar reichlich viel nackte Haut vor und ein paar Sexszenen sind auch vorhanden, aber all diese Momente sind so stark ästhetisiert das man eher in den schönen Bildern schwelgt, der schönen Musik lauscht und sich der herrlichen Atmosphäre hingibt, aber die Erotik geht hier auf jeden Fall unter.
Die Bilder die der Film in der ersten Hälfte auf den Flimmerkasten zaubert sind einer der größten Reize des Films. Sie wirken aber nicht einfach nur schön und professionell, sondern vermitteln Gefühle und fangen stets eine gewisse Stimmung auf. Die Bildsprache wirkt sehr organisch, wie es ein Wong Kar-Wai nicht besser hin bekommen könnte. Zu dieser meisterlichen Cinematografie gesellt sich dann auch noch ein herrlicher Soundtrack, so dass von den Bildern und der Musik eine unglaubliche Poesie ausgeht. Allein wie die Bilder in ein herrliches Licht getaucht werden, lässt einen manchmal den Atem stocken. „Portrait of a Beauty“ lebt auch von seinen schönen Kulissen – die gekonnt bei Tag und Nacht, bei Sonne und Regen wirken. Hier und da bekommt man auch einen recht schönen Eindruck von der koreanischen Natur.
Gegen Ende verliert der Film leider einwenig von all dem, die Poesie rückt im Hintergrund und musst dem dramatischen Element Platz machen, was schade ist den die schöpferische Kraft der Bilder hätte ohne weiteres in den dramatischen Part einfließen können, aber der Fehler von Regisseur Jeon Yun-Su ist das das eine Element das andere ablöst. Regisseur Jeon Yun-Su verliert sich gegen Ende zu sehr in seiner Dramatik und wirkt zu theatralisch. Das dramatische Element wirkt zwar nicht richtig störend und auch der Übergang ist gut gemacht, aber man misst die Kraft und Poesie aus dem überwiegend ersten Teil des Films und somit verliert der Film in Sachen Bildsprache am Ende des Films eindeutig an Qualität.
Schauspielerisch beeindruckt in diesen Film am meisten Kim Young-Ho(a) in der Rolle des Mentors, weil sein intensives und starkes Spiel ist das einzige im Film was es vermag sich gegen die vorherrschende Bildkraft im Film zu behaupten. Seine majestätische und manchmal aufbrausende Art erinnert an die eines Tigers und beeindruckt. Die anderen Schauspieler wirken eher wie reine Statisten und schaffen es kaum sich in der visuellen Pracht des Filmes zu profilieren. Besonders die Hauptrolle Kim Min-Seon, als weibliche Shin Yun Bok, wirkt wie eine liebliche Puppe, aber die Emotionen die ihr Charakter vermitteln soll werden fast ausschließlich von der Kamera erledigt, denn diese rückt sie stets in den richtigen Winkel oder passende Licht, so dass ihr keine großartigen schauspielerischen Qualitäten abverlangt werden und ganz ehrlich es stört auch kaum. Negativ fällt somit auch kein einziger Schauspieler auf – auch nicht bei den Nebendarstellern, denn alle spielen hier sehr gekonnt und souverän, aber eben nicht auffallend bis eben auf Kim Young-Ho(a).
„Portrait of a Beauty“ ist kein Film der mit Künstlerfilmen wie
Chi Hwa Seon oder Kostümfilmen mit einer starken Brise Erotik wie
Untold Scandal mithalten kann. „Portrait of a Beauty“ ist zwar beiden Filmen sehr ähnlich und vereint sogar beide Elemente, aber ist dafür in seiner Qualität nicht gleich bleibend genug. Das Zeug dazu hatte „Portrait of a Beauty“ allemal, er hätte beide genannten Filme vielleicht sogar überflügeln können. Dennoch bleibt ein sehenswerter Film zurück, vor allem für Kunstliebhaber und Ästheten, denn der Film wirkt zu keiner Minute steril, sondern hat eine nötige Würze die ihn stets interessant macht. So hebt sich der Film doch angenehm von der Masse ab, da er doch irgendwie seine eigene Note vorweist. Von einen Regisseur wie Jeon Yun-Su konnte man auch kaum einen schlechten Film erwarten und so bleibt auch „Portrait of a Beauty“ vielleicht nicht sein bester Film, aber ein weiterer guter Film in seiner Karriere.