„Love Now“ ist ein Film der vielerorts wegen seinen edlen Look, seinen Stil und seiner Extravaganz gelobt wurde. Dies lies mich befürchten das „Love Now“ ein weiteres blutleeres Werk aus Korea mit edler Aufmachung ist und so schob ich diesen Film lange vor mich her, aber „Love Now“ hat mich positiv überrascht, denn der Film hat Schneid. „Love Now“ bietet uns nicht nur eine schöne Cinematografie sondern lässt uns richtig tief atmosphärische Stimmung einatmen und wenn dann passend zu ein paar Szenen der wunderbare Score durchs Wohnzimmer rauscht, hat das teilweise schon fast was magisches an sich.
„Love Now“ wirkt in seiner Ausstattung und auch seiner Erzählweise sehr filigran und vielschichtig wie ich es eher von chinesischen Filmen gewöhnt bin, aber nicht von koreanischen und hier fällt das positiv auf. Allein die Aufnahmen in Hongkong bei Nacht schaffen eine wunderbar exotische Atmosphäre in der „Fremde“ und fangen eine herrlich Nächtliche Stimmung der Großstadt ein.
Die Cinematografie im Film ist stets sehr erlesen und edel, aber wirkt niemals als allein stehendes Element im Film. Obwohl der Film sehr viele Szenen bei Nacht hat, ist die Beleuchtung, die dargestellte Kulisse und alles andere immer perfekt arrangiert. Überhaupt artet die Bildsprache in „Love Now“ in Perfektion aus, ohne das sie jemals dabei an Lebendigkeit verliert, ganz im Gegenteil die Bilder wirken sehr organisch, sind aber natürlich trotzdem präzise in ihrer Wirkung. Unterstützend zu den Bildern gesellt sich dann noch ein wunderschöner Soundtrack der zielgerichtet eingesetzt wird.
Wenn man die Handlungsbeschreibung zum Film liest mag man vermuten, das wir es hier wieder mit einen der vielen weiteren Fremdgeh-Filmen aus Korea zu tun hab, die in den letzen Jahren in Mode gekommen sind. „Love Now“ aber ist nicht einfach ein weiterer 0815 Vertreter dieses Genres sondern vielleicht sogar einer der besten. Regisseur Jeong Yun-Su zieht uns mit all seinen Mitteln in den Bann, so schafft er es das Geschichte, Musik, Bildsprache und Schauspielerisches Können perfekt miteinander harmonieren und ein wunderbares Ganzes ergeben – kurzum ein erlesenes Stück Film für Kenner und Genießer. Das schöne ist auch das hier Nichts ist so wie es zu sein schein, denn die Geschichte ist stets unvorsehbar, es werden Emotionen und Handlungen von verschiedenen Personen sehr gut dargestellt, aber die Gefühle gepaart in Widerstreit mit der Vernunft machen den Film zu einen unberechenbaren Werk, ohne das der Film dabei jemals seine Glaubwürdigkeit verliert.
Schauspielerisch ist der Film ein wahrer Genuss – denn unsere vier Hauptdarsteller spielen mehr als gut, vor allem das vermeintliche Liebespaar So Yeo und Min Jae, gespielt von Han Chae-Young und Park Yong-Woo, haben es mir angetan. Han Chae-Young redet nicht all zu viel im Film, aber das braucht sie auch kaum, denn wenn sie lächelt macht sie das mit so viel natürlichen Charme das beim Zuschauer schnell die Sonne aufgeht, ihre ruhige und dezente Art wirkt auf den Zuschauer manchmal wie ein tiefes Wasser auf den sich der Glanz der Sterne bei Nacht widerspiegelt, sie ist fast wie ein Sinnbild für Melancholie und Romantik. Park Yong-Woo schafft es überzeugend nicht in ihren Schatten zu verschwinden, in dem er selber seine Leidenschaft ruhig, humorvoll und charmant rüberbringt.
Das andere Liebespaar Yoo Na und Young Joon gespielt von Uhm Jung-Hwa und Lee Dong-Gun, spielt den ausgleichenden Gegenpol zu dem ersteren. Es ist wesentlich rabiater, unterkühlter, unromantischer und auf den ersten Blick wesentlich oberflächlicher als die Beziehung zwischen So Yeo und Min Jae, aber das täuscht. denn im Laufe des Films offenbart sich hier schnell eine ganz besondere Dynamik und Komplexität, genau dann wenn die des anderen Liebespaars beginnt abzuebben und droht uninteressant zu werden. Ein toller Schachzug von Regisseur Jeong Yun-Su. Somit sorgt Uhm Jung-Hwa mit ihren etwas lebhaftem, quirligen und emotionalen Auftreten im Film für den gewissen Pep und ihr Gegenpart Lee Dong-Gun für die glaubhafte Arroganz und Coolness, wo man anscheinend vergeblich Herz sucht. Das Charakterdesign in „Love Now“ ist vielseitig, ausgewogen, abwechslungsreich, realistisch, emotional, interessant und wunderbar umgesetzt worden von hochkarätigen Schauspielern.
Wer bei „Love Now“ einen prickelnden Erotikfilm erwartet, der könnte evtl. enttäuscht sein denn die Erotik ist hier nicht Vordergründig. Erotikszenen sind zwar vorhanden, aber der Fokus liegt mehr auf der zelebrierten Schönheit, der Geschichte und auf der Charakterbeleuchtung. Wer mehr Erotik haben will dem empfehle ich den ähnlich gelagerten Film
The Intimate. Die paar Erotikszenen die dann im Film vorkommen sind jäh nach Paar sehr verschieden, die Szenen zwischen Han Chae-Young und Park Yong-Woo lassen es dann doch schon einwenig knistern und wirken recht leidenschaftlich. Die zwischen Uhm Jung-Hwa und Lee Dong-Gun wirken auch hier wieder mal wie ein Gegenpol, da die gezeigten Erotikszenen eher aggressiv und ungestüm sind.
Gegen Ende des Filmes verliert der Film ein klein wenig die Klasse des Anfangs, da hier einige Handlungsstränge zu Ende geführt oder konsequent aufgeklärt werden, dass ist nötig um den Zuschauer nicht in der Luft hängen zu lassen, aber das Ende des Filmes ist wieder mehr als entlohnend und überraschend, denn es ist gleichzeitig ein Abschluss und Neuanfang, mit einen herrlich schelmischen Lächeln an den Zuschauer.
Abschließend kann ich sagen das „Love Now“ für mich einer der besten Filme aus den Kinojahr 2007 war und nach einer Reihe von unzähligen durchschnittlichen koreanischen Filmen mein Glaube an gute koreanische Filme wieder hergestellt hat, somit ist „Love Now“ eine absolute Empfehlung von meiner Seite.