Wow was für ein wunderschöner Film, denn nichts anderes ist „My Mother, the Mermaid“. Die DVD dieses Filmes lag bei mir ganze vier Jahre versteckt hinter den anderen ungesehenen Filmen. Ich wurde positiv überrascht – wie damals bei den Film
Wanee & Junah der ähnlich lange bei mir rum lag und langsam überkam mich das Gefühl „umso länger die DVDs rum stehen umso besser werden sie“.
Man merkt „My Mother, the Mermaid“ an das er ein schöner Film sein will und das ist ihn auch absolut gelungen, denn der Film bringt einen stets zum lächeln, erzeugt in einen ein wohliges Glücksgefühl oder aber manchmal stimmt er einen auch leicht betrübt und hier und da ist der Film einwenig dramatisch, so dass man den Tränen nahe ist. All das wirkt selten aufgesetzt und wenn es einwenig so wirkt, ist es in ein paar Szenen so beabsichtigt. Die wenigen kitschigen Elemente im Film sind absolut verzeihlich, weil der Film einen insgesamt berührt. Der Film gewinnt die Herzen der Zuschauer durch seine typische koreanische Art und vor allem durch seine sehr starke menschliche Komponente.
Regisseur Park Heung-Sik (
The Railroad; I Wish I Had a Wife; A Single Spark) präsentiert uns aber keinen Film der auf die breite Masse abzielt, auch kein Film der irgendwie auf biegen und brechen was besonderes sein will – nein der Film bewegt sich irgendwo zwischen Mainstream und Independent. Denn in einigen Punkten ist der Film einwenig unkonventionell. Der Film schwelgt in herrlich nostalgischen Momenten und klammert diese mit einer etwas härteren Realität bzw. Gegenwart ein. Der Anfang wirkt etwas trist und hoffnungslos, auch spielt der Teil im Winter und macht den Film somit gleich einwenig grauer. Der Übergang zum Mittelteil des Films ist gelungen und die Wirkung perfekt, denn der Mittelteil spielt nicht mehr in einer Stadt in Winter, sondern auf einer sonnigen Insel im Südwesten Koreas, auch ist das Leben dort wesentlich harmonischer. Durch den Kontrast zum Anfang, wirkt der Mittelteil (der die Vergangenheit darstellt) somit gleich noch mal schöner. Das Ende ist dann genau so wie der Anfang in der Gegenwart angesiedelt, bloß ergeben sich natürlich neue Ansichten durch die schöne Rückblende aus dem Mittelteil. Das ist ein guter Kunstgriff. Vor allem zeigt es auch einfach, dass sich Menschen ändern können. Der Film lebt gekonnt von Widersprüchen, die durchaus realistisch sind und die den Film seine Menschlichkeit verleihen. Man erkennt dass niemals immer nur alles schlecht im Leben sein kann, auch wenn die aktuelle Lage gerade nicht rosig ist, kann man sich vielleicht auf bessere Zeiten besinnen. Somit keimt neue Hoffnung am Ende des Films auf und das ganz behutsam. Die Botschaft die der Film vermittelt ist recht schön, aber auch bittersüß und wird einen ausschließlich über die dargestellten Gefühle im Film vermittelt. Wenn man aber zu diesen Gefühlen keinen Zugang findet, wird man recht wenig mit den Film anfangen können. Auch die Poesie des Films ist auf einer reinen Gefühlsebene aufgebaut, genauso die innewohnende Tiefe dieses Werkes.
Die Idee des Films an sich ist eigentlich auch recht interessant und bietet einen wirklich interessante Charakteranalysen, aber viel erklärt der Film einen nicht wirklich, er beantwortet viele Fragen nicht, aber er gibt einen die Mittel um sich die meisten Sachen selber zusammen zu reimen. Wer aber die Antworten selber nicht findet, die eben hauptsächlich unterschwellig durch viele Gefühle vermittelt werden, für den wird der Film recht belanglos erscheinen. Wichtig ist auch das man schnell einsieht das der Film nicht auf rein rationaler Ebene funktioniert, denn reine Logiker werden hier einen Schreikrampf bekommen. Die scheinbaren Logiklöcher kann man selber schnell mit ein wenig Fantasie stopfen, es kommt stets drauf an wie man das alles sieht. Ich habe z.B. das Ganze nicht als eine bewusste Reise zurück in Vergangenheit gesehen, wie z.B. bei
Go Go Sister, sondern eher als einen Traum, oder eine Rückbesinnung und unter diesen Aspekt spielt Logik so oder so eine untergeordnete Rolle.
Vor allem aber wirkt der Film durch seinen koreanischen Südseecharme, der eigentlich für das Land typisch ist, aber den ich in vielen Filmen aus Korea misse. Das mag daran liegen, dass die meisten Filmemacher zu sehr von Seoul geprägt sind. Der Film bezaubert einen mit wunderbaren Inselbildern Koreas und wer dort war weiß das es wirklich so schön sein kann. Die Bilder im Film wirken warm und schön und vor allem setzten sie gekonnt die Natur der Insel in Szene, was „My Mother, the Mermaid“ eine schöne Cinematografie beschert. Die Kulisse wird hier in Gegensatz zu
Love Wind Love Song, ein Film der auch in der koreanischen Südsee spielt, genutzt. Die meisten Bilder wirken ohne große Effekte schön, es sind allein die gut gewählten, aber schlichten, Kameraeinstellungen die hier schon viel ausmachen. Man lässt sich Zeit bei den Aufnahmen und präsentiert sie lange und genüsslich, so dass die Bilder wirken können. Dazu gesellt sich eine recht dezente und schöne Filmmusik, die zwar nicht allzu oft verwendet wird, aber dafür in den passenden Momenten eingesetzt wird.
Das wichtigste ist aber die schauspielerischen Leistungen im Film hervorzuheben, denn diese tragen den Film. Allen voran Jeon Do-Yeon beweist hier wieder mal das sie unumstritten einer der besten Schauspielerinnen Koreas und vielleicht weltweit ist. Ich bin zwar kein absoluter Fan von ihr, aber ihr Talent ist nicht zu leugnen, denn auch in diesen Film spielt sie nicht nur ihre Rolle, nein sie lebt ihre Rolle, sie ist ihre Rolle. Sie ist eine der wandelbarsten Schauspielerinnen und wenn man mehrere Filme mit ihr gesehen hat ist es manchmal schon fast beängstigend. Die Doppelrolle die sie in diesen Film hat unterstreicht des Weiteren ihr Können. Ihr Gegenpart gespielt von Park Hae-Il mag ihr zwar nicht das Wasser reichen, aber dafür spielt er absolut souverän, so dass er völlig in Einklang zur Geschichte spielt. Dann wehre noch die etwas ältere Schauspielerin Go Du-Sim zu erwähnen, die hier zwar nicht gerade den Sympathieträger als ungehobelte und gefühlskalte Mutter spielt, aber dafür recht intensiv und glaubhaft ihre Rolle rüberbringt. Schauspielerisch gibt es in diesen Film also kaum was Negatives zu finden.
„My Mother, the Mermaid“ hat mir auch sehr gefallen, weil ich mir schon immer einen Film über die berühmten Perlentaucherinnen Koreas gewünscht habe. Der Film setzt zwar keinen Schwerpunkt auf das Thema, sondern ist einfach ein kleiner Tribut an diese Frauen und vielleicht auch ein kleines Denkmal für sie. Denn die Haenyo-Frauen (so nennt man sie), sind ein Beruf der langsam aber sicher in Korea ausstirbt. Es ist eine raue und harte Arbeit die nur von Frauen ausgeübt wird. Diese Raue Art dieser Frauen wird in „My Mother, the Mermaid“ sehr gut abgebildet.
Ich denke bei den Film kann man kaum was falsch machen. Es kommt drauf an mit welchen Voraussetzungen man den Film anschaut, der eine wird in sehr gut finden, der andere weniger gut, aber ich kann mir nicht vorstellen das jemand diesen Film schlecht findet. Der Film bezaubert einen mit wunderbaren Momenten, die nur so vor zärtlichen Gefühlen strotzen und niemals aufdringlich wirken, dank der grandiosen Schauspieler und der dezenten Inszenierung drum herum. Man schwelgt mit der Tochter in der Vergangenheit der Mutter mit und beginnt selber zu träumen.