In Europa und Amerika, drücken Genre Liebhaber ihre Liebe zum Genre für den Eastern aus indem sie ihre westliche Hommage an den klassischen Eastern in eine Form pressen die auch das westliche Publikum und seine Geeks begeistert – man siehe z.B.
„Kill Bill“ und
„Iron Fist“ aber auch in Asien kann man das umgekehrte Phänomen beobachten indem Asiaten das westliche Kino huldigen und ihre asiatische Interpretation diverser westlichen Genres auf die Leinwand zaubern. Ein ganz extremes Beispiel ist der koreanische Western
„The Good, the Bad, the Weird“ der sogar ein Remake des alten Western Klassikers ist.
„Kundo“ ist anders – denn wir haben es hier nicht mit einer reinen Hommage an das westliche Genre zu tun, „Kundo“ drückt seine Liebe in erster Linie zu den guten alten Eastern aus und bedient sich dabei aber klassischer Western Elemente, wie unteranderen stimmungsvolle Italowestern Musik die einen stets an Ennio Morricone erinnert. Regisseur Yun Jong-Bin hat hier einen wunderbaren Swordsplay Film geschaffen, welcher ruppig, dreckig, mitreißend, dynamisch und durch seine Western Style Elemente überaus kultig ist. Aus China selber hat man sowas leider auch nicht mehr so oft gesehen, bis auf paar Ausnahmen, hier versinkt man zu oft in Pathos oder verliert sich in einen lieblosen 0815 Aufguss beim wiederbeleben alter Tugenden.
„Kundo“ ist weitaus mehr. Als Quentin Tarantino Jahre zuvor
„Django“ in die Kinos brachte, war die Begeisterung bei den Massen und der Presse groß, auch ich war voller Erwartungen und habe einen kultigen Rachewestern, mit Atmosphäre und der Härte im Stile von
"Il grande silenzio" ,
“ Once Upon a Time in the West“ bzw. was dem Stil von einen Sergio Leone nahe kommt mit schrägen Tarantino Humor erwartet. Stattdessen, zog sich der Film in langen Dialogen, die völlig uninteressant waren, den Film seine Dynamik nahmen und mich fast zum Einschlafen brachte – Django war zäher Trash mit schlechten Humor und Gewaltdarstellungen die ein bisschen zu genüsslich inszeniert worden sind.
„Kundo“ ist seltsamerweise genau das was ich von „Django“ erwartet habe, ein Rachefilm, mit kultigen Figuren, dynamisch und spannend erzählt, untermalt mit guter Musik, einer tollen Stimmung und eben einen richtig guten Sergio Leone Stil, gepaart mit dem schrägen und sympathischen Humor des koreanisch typischen Kinos.
„Kundo“ hat gewiss viele Referenzen auf die er sich bezieht, das wird den geneigten Fan auch beim Schauen sehr erfreuen, aber auch ohne deren Vorwissen ist „Kundo“ für sich allein Gesehen Kult und zugleich ein Meisterwerk. Bilder, Musik und die Charaktere schlagen so richtig gut beim Zuschauer ein – der Film ist unglaublich stimmungsvoll inszeniert worden. All Elemente im sind passend und mit Bedacht arrangiert worden und ergeben ein großartiges Kinoerlebnis.
So tritt Kang Dong-Won in wunderbar choreographierten Kampfkunstszenen auf, die einen sehr stark an Szenen von koreanischen Schwertanzfilm
„Duelist“ erinnern, in denen Kang Dong-Won ebenfalls die Hauptrolle des vollkommenen Schwertkämpfers gab – bloß ließen einen dort die schönen Bilder mit samt der wuchtigen Musik kalt, da es den gesamten Film an Substanz fehlte, dies muss wohl Regisseur Yun Jong-Bin wohl genauso gequält haben, wie so manchen Zuschauer auch der diese wunderbare Ästhetik in „Duelist“ dank fehlender Substanz als Verschwendung empfand – Regisseur Yun Jong-Bin greift nun diese Ästhetik erneut auf, aber verleiht ihr eben Substanz, Kraft und somit wahre Schönheit.
Während sich z.B. Regisseur Lee Myung-Se auf Slow-Motion Szenen im Schnee versteift hatte, ist da „Kundo“ weitaus vielseitiger und bietet uns eine Vielzahl an kultverdächtigen Szenen, von den obligatorischen Kampf im Bambuswald, Kämpfe in einen Rausch von Kirschblüten, Szenen im Schnee die evtl. einige Zuschauer an der überbewerteten japanischen Referenz ala „Lady Snowblood“ erinnert haben, Aufnahmen in einer verarmten und verdorrten Region ala Sergio Leone und und …
„Kundo“ inszeniert das alles locker, leicht, kultig, abwechslungsreich, überaus ästhetisch, charmant, dynamisch und mit einen steten Augenzwinkern.
Einige mögen sich die Frage stellen ob „Kundo“ auch als vollwertiger Material-Art Streifen durchgeht. Nun ich würde sagen in Anbetracht des heutigen Standards auf jeden Fall. Material-Art Filme der alten Schule findet man heutzutage kaum noch, da eher der Fokus auf das schauspielerische Können gesetzt wird – heißt man bringt nicht wie damals den Kampfkünstlern das Schauspielern bei, sondern umgekehrt. Diese Tatsache stellt die Actionchoreographen in den modernen Material-Art Filmen vor einer steten Herausforderung, welche sie aber in „Kundo“ mehr als gut meistern. Die Kämpfe sind sehr dynamisch inszeniert worden und somit schön anzusehen. Insgesamt liegen dieses Kampfszenen weit über den Durchschnitt, was man sonst so aus den koreanischen Kino kennt, selbst in aktuellen chinesischen Kino, findet man hier nicht allzu viele Genre Vertreter die es besser machen. Einige Szenen fetzen sogar so sehr dass sie einen an die Glanzzeiten des Hongkonger Material-Art Kino erinnern können.
Viele Zuschauer im Westen ziehen Vergleich zu den „Die Räuber vom Liang Schan Moor“ meets „Quinten Tarantino“ , oder eben japanische Klassiker ala „Lady Snowblood“ – das kann man machen, damit sich der Zuschauer hierzulande was unter „Kundo“ vorstellen kann, aber die filmische Inspiration muss hier nicht notgedrungen nur von äußerlichen Einflüssen beherrscht sein, denn Korea ist selber reich an Banditen Geschichten die hier zu Lande, eben kaum bekannt sind – um nur einer der berühmtesten aufzuführen: „Hong Gildong“ die koreanische Version von Robin Hood, welche sogar auf Deutsch erschienen ist. Aber man brauch auch nicht soweit zurückgreifen den „Kundo“ wirkt teilweise wie eine Verfilmung des koreanischen Manhwa Kultautoren Kwan Gay, von dem auf Deutsch
„Sonne und Mond“ erschienen ist, ebenfalls eine Banditen Geschichte im Mittelalter, bloß das „Kundo“ nicht gar so derb, dreckig und skurril ist wie Kwan Gay `s Geschichten. Auf jeden Fall ist „Kundo“ eine schöne Abwechslung zu den vielen anderen Historienstreifen Koreas die sich zumeist um den Adel oder die Intrigen rund um das Königsgeschlecht gedreht haben und somit zumeist sehr geschleckt wirkten.
Die dargestellten Figuren sind super in Szene gesetzt worden von einer Handvoll meiner koreanischen Lieblings-Schauspieler. Kang Dong-Won gehörte dazu nicht, denn mit diesem aufstrebenden koreanischen Superstar konnte ich bisher herzlich wenig anfangen, obwohl ich schon einige Filme mit ihm gesehen habe. Er war mir stets zu androgyn und vor allem sehr unsympathisch. Vielleicht sah das Regisseur Yun Jong-Bin genau so, denn in „Kundo“ hat er ihm die Rolle des Böswichten verliehen, die Kang Dong-Won meisterhaft, diabolisch aber dennoch überaus menschlich umsetzt, als ob ihn diese Rolle förmlich auf dem Leib geschrieben worden ist. Ich hätte mir in der Rolle des skrupellosen Adligen Joo-yon somit keinen anderen als Kang Dong-Won gewünscht. Über diese eigene Aussage bin ich erstmal selber erstaunt, denn ich hätte nicht gedacht das es noch einen Film geben wird indem ich dem Spiel von Kang Dong-Won was abgewinnen kann, aber „Kundo“ beweist einfach mal wieder das man Schauspieler nur richtig einsetzen muss. Kang Dong-Won ist hier somit in seiner bis dato besten Rolle zu sehen, in der er zu Recht beindrucken kann. Die Banditen Bande mag zwar nicht so im Fokus des schauspielerischen Könnens wie Kang Dong-Won sein und das obwohl es einige von den Banditendarstellern locker drauf haben ein Schauspielerisches Feuerwerk abzubrennen, – allen voran die Hauptfigur des Fleischer, gespielt von Ha Jung-Woo, der mir noch prägend mit seinen subtilen Spiel aus
„My Dear Enemy“ ist , aber dafür sorgen all diese Schauspieler für einen charismatischen Sturm, welcher schnell die Herzen der Zuschauer erobert, da unter ihnen für jeden eine coole Figur dabei ist. Ein jeder Darsteller in dieser illustren Bande sorgt für den stilistischen Flair seiner Figur. Bei so einen guten Cast wie „Kundo“ findet man dann auch kein overacting, wie es evtl. zu befürchten ist wenn der Film ein wenig humoristisch ist, aber Klamauk wie
„Pirates“ oder
„The Huntresses“ wird man hier nicht finden.
Dreckige Banditen, zu fetzigen Italowestern Musik in koreanischen Gewand, das sollte man sich nicht entgehen lassen. „Kundo“ ist die koreanische Version des Westerns sowie es die japanischen Chambarafilme waren – kurz „Kundo“ ist bisher der ultimative „Kimchi-Western“, mit seinen koreanischen Charme und Witz, aber auch voller wuchtiger Action, Tragik, starken Bildern und einen hohen Kultfaktor und somit ganz klar eine Empfehlung meinerseits.