The Host war bis zum Jahre 2006 der erfolgreichste Film der jemals in Korea gedreht worden ist. Bei über 13 Millionen Zuschauern, in einen Land mit einer Einwohnerzahl von 48 Millionen, war das eine sehr überraschende Sensation. Für Regisseur Bong Jun-Ho ist dieser Film sein zweiter großer Erfolg. 2003 feierte er zu Recht schon einen riesigen Erfolg, mit seinen Film „Memories of Murder“. Auch im Ausland erweckte der Film reges Interesse und somit wurden in Hollywood die Rechte für ein Remake schon gesichert.
Von Aufwand her haben wir hier einen lupenreinen Blockbuster. Die Spezialeffekte für das Monster wurden von demselben Team kreiert was für „Herr der Ringe“ verantwortlich war. Allein die Effekte verschlangen das halbe Budget des Films von ca. 11 Milliarden Won (ca. 9 Millionen Euro).
Interessant ist die Genrewahl des Films. Denn bei Monsterfilmen fallen einen in erster Linie Filme wie „Godzilla“ aus Japan ein und diverse amerikanische Monsterfilme. Für Südkorea ist das relatives Neuland, abgesehen von einer Billig-Produktion namens „Taekoesu Yonggari“ aus dem Jahre 1967, die nicht wirklich nennenswert ist. Hier konnte man bisher tatsächlich nur auf eine „nordkoreanische“ Produktion namens „Pulgasari“ verweisen, die sogar einen gewissen Kultstatus erreicht hat.
Aber mit The Host schafft Bong Jun-Ho nicht nur einen schlichten Unterhaltungsfilm, der die Massen erreichen soll, wie es bei Monsterfilmen eher typisch ist, sondern er hebt sich hier durch einige Aspekte ganz klar von der Masse ab.
Maßgebend für den Erfolg ist auch der Schauplatz des Films. Denn die Brücke am Han Fluss oder der Han Fluss überhaupt ist ein alltägliches Stadt-Bild von Seoul, dass somit ein Großteil der Bevölkerung Koreas jeden Tag sieht. Überhaupt verwischt der Film Fiktivität und Realismus sehr gekonnt. Auch greift der Film einen Skandal aus dem Jahre 2000 auf, den „McFarland-Skandal“, der als Grundlage für die Geschichte dient. McFarland war ein Angestellter der amerikanischen Armee, die in Südkorea stationiert ist. Er befahl damals seinen koreanischen Assistenten 470 Flaschen Formaldehyd in den Ausguss zu schütten. Das ganze brachte diverse Umweltschützer auf die Barrikaden, wirkliche ernst zu nehmende Folgen hatte das niemals für McFarland, auch wegen der Passivität der koreanischen Regierung. Mit diesen Geschehen leitet der Film seine Geschichte ein. Die Kritik an die amerikanische Arroganz ist ziemlich offen und wird stets mit einen sehr zynischen Humor präsentiert. Vor allem wird aber auch die Passivität der koreanischen Regierung gegenüber den Amerikanern angeprangert. Diese Einstellung reflektiert das momentane Gefühl der koreanischen Bevölkerung sehr gut wieder, denn die Toleranz gegenüber Amerika sinkt immer weiter. Der Film setzt somit mehr oder weniger dezente Signale.
Interessant ist auch das unsere Hauptfiguren bzw. unsere Monsterbekämpfer alles andere als strahlende Helden sind wie üblich. Der Zuschauer muss sich hier mit einer Familie identifizieren die in einer gewinnorientierten Konsumgesellschaft am Rande dieses Systems steht und sich eben aus einer Anhäufung von Verlieren zusammensetzt. Da diese Familie mehr oder weniger von der Gesellschaft als Abschaum angesehen wird, kann sie hier auch keine großartige Hilfe im Kampf gegen das Monster erwarten, eher im Gegenteil. The Host führt uns das Klassensystem, was wir in jeder Demokratie haben, mit diesem Beispiel sehr gut vor Augen. So muss die Familie zum großen Teil gegen ein scheinheiliges System kämpfen an statt gegen ein Monster, um ihr verlorenes Familienmitglied zu befreien.
Wie man sieht haben wir hier ein sehr vielschichtiges Werk, was Kritik, Humor, Action, Horror und vieles mehr in einen Film vereint. Das ganze gelingt auch sehr gut. Von seiner Machart ist der Film aller erste Sahne. Die Effekte sind einwandfrei und brauchen sich nicht vor großen Produktionen aus Amerika verstecken. Die Cinematographie ist sehr gelungen, und fängt mit ihren oft sehr düsteren Bildern die trostlose Atmosphäre des Films gut ein. Überhaupt wirkt der Film trotz seines stellenweise lockeren Humor sehr düster und das fast ausnahmslose schlechte Wetter im Film verstärkt diese Stimmung nur noch.
Was die Besetzung der Rollen betrifft kann man genau so wenig meckern. Die Zusammenstellung der Familie ist optimal. Diese spielen alle samt sehr menschlich. Vor allem die jüngste Schauspielerin Go A-Seong in der Rolle als vermisste Tochter, sticht hervor. Ihr Spiel ist so unglaublich intensiv und charismatisch das es einen sofort in den Bann zieht. Kein Wunder, denn ihre älteren Kollegen sind alle samt gestandene Stars in Korea. Da muss man sich behaupten können. Allen voran Song Gang-Ho der vielen aus „Memories of Murder“ oder aus
J.S.A bekannt sein dürfte. Sein Spiel ist gut und routiniert. Seine beste Rolle ist es bestimmt nicht, dazu bleibt einfach zu wenig Platz im Film. Wichtig ist das man ihn seine Rolle, als etwas unterbelichteten aber herzlichen Vater, voll und ganz abnimmt. Dasselbe gilt für die anderen auch. Ich würde auch sagen das The Host der koreanische Film mit den besten amerikanischen und englischen Nebendarstellern ist. Denn oft hat man in anderen Filmen gemerkt, dass diese irgendwo aus Bars rekrutiert worden sind. Hier wird aber das Qualitätsniveau gehalten.
Wer ein Tiefsinniges Werk sucht ist hier falsch. Die Botschaften die der Film vermitteln will sind immer stets klar und eindeutig. Des Weiteren versucht der Film in erster Linie zu unterhalten und das gelingt in vorzüglich. Am Ende bleibt ein wohl durchdachtes und leicht skurriles Unterhaltungskino auf höchstem Niveau übrig. Viel falsch machen kann man bei dem Film nicht, denn hier ist für jeden was dabei. Der Erfolg des Films ist also aus meiner Sicht verständlich und durchaus gerechtfertigt. Wir haben hier ganz großes Kino aus dem kleinen Südkorea.