Schade – „State Of Violence“ ist ein Film mit offensichtlichen Qualitäten, aber diese werden erbarmungslos in Pathos und überzogener Melodramatik ertränkt. Am Anfang hält sich die Melodramatik in Grenzen, aber sie nimmt mit der Laufzeit des Filmes kontinuierlich zu, bis es einfach nur noch unerträglich wird, vor allem gegen Ende – denn hier wird nur noch geschluchzt, dramatisch gestorben und die Charaktere suhlen sich in Selbstmitleid und all das über eine halbe Stunde. Die Botschaft und Intension des Filmes mag sehr gut sein, aber das sie „nur“ über die Selbstmitleidschiene vermittelt wird, nimmt der Botschaft und vor allem dem Film die Kraft.
Des Weiteren muss sich Regisseur Yang Yun-Ho den Vorwurf der Einfallslosigkeit gefallen lassen, denn die Geschichte, und wie sie erzählt wird, all das kennt man schon von irgendwo her, ich will es genauer auf den Punkt bringen, „State Of Violence“ gleicht in seinem Aufbau sehr dem koreanischen Blockbuster
Silmido aus dem Jahre 2004, aber ohne dessen Qualität zu erreichen. Wenn man „Silmido“ kennt, kann man sich den Film eigentlich getrost sparen. Und auch wenn nicht, sollte man lieber zu „Silmido“ greifen, der zwar auch vor Pathos und Kitsch trieft, aber darüber hinaus weitaus mehr zu bieten hat. Die Geschichte die Figuren, die Dramaturgie all das gleicht „Silmido“ wie ein Ei dem anderen, bloß dass das Grundszenario ein anderes ist.
Ein weniger überzogeneres und ein eigenständigeres Drehbuch hätten für ein Meisterwerk sorgen können, denn die restlichen Komponenten des Filmes sind sehr intensiv – so weiß der Film vor allem durch seine starken Bilder zu überzeugen. Allein wenn der durchtrainierte Körper von Lee Seong-Jae in Szene gesetzt wird, welcher nur aus Muskeln und Knochen zu bestehen scheint, hat das was, weil so was hat man bisher selten gesehen und ich habe mich teilweise gefragt, wie so was anatomisch nur möglich sein kann. Aber auch so hat die Cinematografie viele Momentaufnahmen, die wunderbar inszeniert worden sind und sehr schön aussehen, aber leider auch sehr konstruiert wirken, sprich die erzeugte Atmosphäre durch die Bilder ist so offensichtlich manipulativ das die Wirkung verpufft und die Bilder nur noch schön aussehen – die Absicht dahinter ist leider alles andere als dezent.
Die Schauspieler im Film machen ihre Sache gut. Sie verleihen ihren Figuren einen intensiven Charme und eine starke menschliche Komponente, die sich darin äußert, dass wir es mit einfachen, aber herzlichen Menschen zu tun haben. Leider wird die gute Performance der Schauspieler extrem strapaziert für elenlange melodramtische und selbstmitleidige Inszenierungen, so dass jedwede Glaubwürdigkeit verloren geht. All das tut umso mehr weh, weil man sieht, dass die Schauspieler allesamt ihr Bestes geben und man begreift schnell, dass das vergebliche Liebesmühe ist, da sie die Unzulänglichkeiten des Drehbuches nicht wettmachen können.
„State Of Violence“ ist ein frustrierendes Werk, da einen ständig vor Augen gehalten wird, was für Potential in diesem Film steckt, welches gnadenlos von Regisseur Yang Yun-Ho gegen die Wand gefahren worden ist. Richtig schlecht ist der Film gewiss nicht, aber meiner Meinung nach muss diesen Film keiner gesehen haben.