Der Film „Hello, Schoolgirl!“ (aka Sunjeong Manhwa) von Ryu Jang-ha (Springtime) basiert auf einem in Südkorea beliebten Internet-Comic des gleichen Titels von Internet-Autor Kang Pul. Die Thematik des Comics und damit auch die des Films könnte man kurz als „unschuldige Liebe mit Altersunterschied“ beschreiben.
Der Film erzählt zwei Liebesgeschichten, die lose dadurch verknüpft sind, daß einige der Charaktere miteinander bekannt sind. Im Jahr 2008 hat es in Korea mehrere solcher Liebesfilme mit verwobenen Geschichten gegeben – in
Romantic Island geht es zum Beispiel um drei Paare und in „Crazy Waiting“ haben wir sogar vier Pärchen – und, um es gleich vorneweg zu sagen, „Hello, Schoolgirl!“ war hier nicht gerade der Film, in dem diese Eigenschaft am Besten gehandhabt wurde: Es liegt viel zu viel Gewicht auf der Geschichte von Yeon-u und Su-yeong, sodaß die Geschichte von Suk und Ha-gyeong nicht nur zu kurz kommt, sondern man sie als Zuschauer manchmal sogar fast als störend empfindet und sich wieder zum „Hauptpärchen“ zurückwünscht.
Auch wenn beide Geschichten nicht hintereinander erzählt werden, sondern zwischen ihnen hin-und hergesprungen wird, werde ich im nachfolgenden Text die Liebesgeschichte zwischen Yeon-u und Su-yeong als „erste“ Geschichte und die zwischen Suk und Ha-gyeong als „zweite“ bezeichnen.
Die erste Geschichte von „Hello, Schoolgirl!“ hat mit dem Alters- und vor allem dem Reifeunterschied der zwei Hauptdarsteller eine interessante Thematik und vor allem eine, die man nicht so oft in eher seichten Unterhaltungsfilmen zu sehen bekommt. Zuviel kann man dabei als Regisseur und Drehbuchautor falsch machen.
In „Hello, Schoolgirl!“ wurde das Thema sehr feinfühlig angegangen. Su-yeongs Charakter erscheint nicht frühreif und sie hat nichts von einer Lolita. Sie wirkt und handelt den gesamten Film über altersgemäß. Auch bei Yeon-u`s Charakter wird der Zuschauer sich höchstwahrscheinlich nicht fragen, ob er es vielleicht doch mit verkappter Pädophilie zu tun habe. Die Figur ist sich der Situation, in der sie sich befindet, den größten Teil des Films über bewußt.
Die Anziehung zwischen den Beiden hat im Film auch weniger eine erotische Komponente, sondern ist viel mehr eine Folge aus der Zeit, die die Beiden miteinander verbringen und erklärt sich aus ihren sich ergänzenden Charakteren und ihren familiären Hintergründen.
Wie gesagt, in „Hello, Schoolgirl!“ soll es um unschuldige Liebe gehen und diese wird im ersten Teil, trotz der schwierigen Vorraussetzun, erfolgeich dargestellt.
Die Geschichte präsentiert sich uns auf amüsante Weise und ohne große Längen. Das ist vor allem dem Charme und der Ausstrahlung zu verdanken, welche die Schauspielerin Lee Yeon-Hee ihrer Figur zu verleihen vermag. Dieser Teil des Films lebt von ihrem Spiel und der Art, wie sich Yu Ji-Tae zurückhält, um diesem Spiel Raum zu geben. Die Interaktion zwischen den Beiden ist sehr zurfriedenstellend.
Insgeamt kann man sagen, daß dieser Teil des Films alle Ansprüche erfüllt, die man an eine leichtherzige Liebegeschichte stellen kann.
Die zweite Geschichte des Films tut sich erheblich schwerer. Zum einen, weil ihr weniger Raum zur Verfügung gestellt wird, zum anderen weil die Altersproblematik hier im Grunde keine wirklich große Problamtik mehr ist. Vielleicht war das Thema „jüngerer Mann und etwas ältere Frau“ im Jahr 2003, also als der Comic erschien, noch neu, aber seitdem ist diese Konstellation in Südkorea Mode geworden, man hat sie dutzend Mal gesehen und man kann sie im Grunde genommen gar nicht mehr als Problematik bezeichnen. Wir haben es also mit einer simplen Liebesgeschichte zu tun, die zwar einen Zwist hat, der aber weder besonders überrascht, noch so originell ist, so dass er die Geschichte wieder auf das inhaltliche Level der ersten Geschichte bringen könnte.
Trotzdem ist auch diese Geschichte durch ihre Figuren liebenswert und auch diese sind mit Kangin, einem Sänger der koreanischen Boyband Superjunior und Chae Jeong-An gut besetzt. Chae Jeong-An hat das Aussehen, die feminine, sowie leicht verletzliche Art, die es einem verständlich machen, warum sich ein jüngerer Mann Hals über Kopf in sie verliebt. Und Kangin hat keine Probleme seine Rolle als einen durchschnittlichen, etwas starrköpfigen, aber auch etwas fürsorglichen jungen Mann umzusetzen. Bis zu einem gewissen Grad brauchte es hier auch kein großes Schauspiel, sondern seine persönliche Art sorgte dafür, dass man einige dieser Aspekte in seiner Figur sieht.
Im Grunde genommen wäre auch die zweite Geschichte ein nettes, gelungenes Stück Film geworden, wäre sie nicht einfach von der thematisch sowieso schon stärkeren, ersten Geschichte zu sehr überschattet worden!
Das ist bedauerlich und macht die einzige größere Schwäche in einem ansonst gelungenen Unterhaltungsfilm aus.