„Happiness“ war einer jener Filme aus dem Jahre 2007 um den ich lange Zeit einen großen Bogen gemacht habe. Dafür gab es zwei Gründe zum einen weil der Film von Regisseur Heo Jin-Ho war und weil einer der Hauptdarsteller im Film Hwang Jeong-Min war.
Ich hab eine leichte Abneigung gegen Heo Jin-Ho entwickelt, obwohl bzw. gerade weil ich fast alle Filme von ihn gesehen habe. Ich empfand seine Filme oft zu zäh, zu traurig, zu grau, behäbig und vor allem fand ich selten einen Zugang zu seinen Filmen. Nur sein Film
Christmas in August konnte mich haarscharf überzeugen. Die anderen Filme fand ich weder schlecht noch gut und so wusste ich kaum was ich davon halten sollte, somit habe ich sie auch nicht rezensiert.
Der zweite Grund der mich im gleichen Masse den Film skeptisch betrachten ließ, war wie gesagt der Hauptdarsteller Hwang Jeong-Min, zu den ich im Gegensatz zu Heo Jin-Ho bis jetzt überhaupt gar keinen Zugang finden konnte und ich habe bis jetzt einige Filme von ihn gesehen. All die Filme die ich von ihn gesehen habe wurden vor „Happiness“ produziert, unter anderen
Bloody Tie,
You are My Sunshine! und General of Heaven. Somit ist es für mich umso überraschender gewesen das ich nun sagen kann dass er hier fantastisch, ja gelinde gesagt, genial spielt.
Aber auch Regisseur Heo Jin-Ho liefert mit diesem Film in meinen Augen seine bisher beste Arbeit ab, denn im Gegensatz zu seinen anderen Filmen wirkt dieser Film weder zu lasch oder gar zäh, sondern ist wesentlich dynamischer und emotionaler.
Happiness ist bisher von seinen Bildern und seiner Musik der attraktivste Film von Heo Jin-Ho. Die Bilder bezaubern, die Musik ist träumerisch, die Geschichte melancholisch und traurig, so dass man oft den Tränen nahe ist und sie hat Substanz – sie ist abwechslungsreich und hat mehrere Etappen und Phasen die beleuchtet werden. Trotzdem bleibt der Film wie alle Heo Jin-Ho Filme nur ein Film für Leute mit etwas Geduld.
Ohne von den schlummernden Qualitäten dieses Filmes ahnend, lockten mich dann doch wiederum zwei Aspekte bei „Happiness“. Zum einen war es die Darstellerin Im Su-Jeong, die bis jetzt ein Garant für gute Filme war, so auch hier, und die Thematik des Filmes. Wer mal in Korea war weiß, dass dort der exzessive Konsum von Alkohol ein ernstzunehmendes Problem ist und dass das Volk deswegen Unmägen von Krankheiten und Todesfällen zu verzeichnen hat. „Happiness“ ist leider einer der wenigen Filme die sich diesem Thema endlich kritisch annimmt und somit eigentlich ein sehr wichtiger Film für die Koreaner ist. In Korea ist Rauchen (O.K das ist es fast überall) und das übermäßige Trinken von Alkohol ein Synonym für Leben und eine absolute Selbstverständlichkeit, das gar nicht groß über die massiven Folgen nachgedacht wird.
Das koreanische Publikum bescherte den Film mit über eine Millionen Besuchern zwar keinen kommerziellen Hit, aber doch einen kleinen Erfolg. Letzen Endes inszeniert Heo Jin-Ho das Thema auch nicht allzu abschreckend sondern ruhig und bedacht. Die Momente des Glücks im Entzug jenseits von Alltag und der Selbstzerstörung inszeniert er herrlich poetisch. Man kann den Film natürlich vorwerfen das er evtl. zu leicht bekömmlich ist und zu wenig auf die Schattenseiten sowohl des Entzugs als auch das Leben mit den gesundheitlichen Schäden zeigt – es kommt zwar vor aber vielleicht ein kleinwenig zu dezent. Der Film bleibt dann letzen Endes doch vorrangig ein Liebesfilm, mit stark melodramatischen Elementen, ohne aber all zu stark in die Kitsch Kiste zu greifen.
Neben der Geschichte überzeugt der Film mit herrlichen Naturaufnahmen und insgesamt sehr schönen Bildern die mit einer klassisch schönen Musik untermalt werden. Was die Inszenierung betrifft so liefert Heo Jin-Ho hier seine hochwertigste Arbeit ab und passt sich den hohen Standart der koreanischen Filmindustrie in Sachen Cinematografie an, denn der Film spielt was seine Machart betrifft auf jeden Fall in der oberen Liga. Die Beleuchtung, das in Szene setzen der Darsteller, die Kombinierung von Bild und Musik gepaart mit dem Rhythmus des Drehbuches – all das bewegt sich auf sehr hohem Niveau und weiß die Sinne zu betören.
Aber das Beste an den Film ist ganz klar Hwang Jeong-Min, bei den ich immer angeprangert habe das er mir oft zu plump und einfach spielt. Hier spielt er aber überaus feinfühlig und sehr charismatisch, sodass er sowohl seine Rolle als Playboy als auch die Rolle als sensibler Mensch glaubwürdig rüber bringt. Er stellt einen Menschen da der seinen Frieden weit ab von Party-Leben und Konsum findet, aber auch jemand der den Spaß des exzessiven Lebens, wie er in Seoul bekannt ist, nicht abgeneigt ist. Seine Gesten, seine Mimik gehen hier einen wahrlich unter die Haut und wirken unglaublich echt wie ich es selten gesehen habe. Dieser Mann erzeugt Emotionen in hoher Dosis – ich muss es noch mal wiederholen ich bin wirklich erstaunt von Hwang Jeong-Min und revidiere Meine Meinung gegenüber ihn, denn dieser Mann beeindruckt und ist ein Grund das man sich diesen Film anschauen sollte.
Was Im Su-Jeong betrifft, so liefert sie uns wie erwartet nichts anderes als „High-Performance“ wie wir es von ihr seit ihren ersten Film gewohnt sind. Sie überzeugt auf der ganzen Linie – aber auch so eine tolle Schauspielerin wie sie wird in „Happiness“ von den schauspielerischen Können Hwang Jeong-Min`s überschattet – obwohl sie diejenige ist die konstant Qualität liefert, im Gegensatz zu ihm.
Die Nebendarsteller sind dafür nicht die Wucht, aber stets akzeptabel und niemals störend, sodass niemand negativ oder positiv auffällt.
„Happiness“ ist ein herrlich schön trauriger Film, bei den man sich auch nicht unbedingt manipuliert fühlt – vor allem wenn der Film so feinfühlig ist, mit einen interessanten Thema aufwartet und so Qualitativ hochwertig ist. Am Ende hat man erstmal keine Lust mehr eine Zigarette oder eine Flasche Bier anzulangen und das ist gut so. Das einzige was man den Film vorwerfen kann das er manchmal ein kleinwenig zu koreanisch melodramatisch ist und eben typisch Heo Jin-Ho zu sehr in triste Hoffnungslosigkeit abrutscht. Gott sei dank fängt sich Heo Jin-Ho dann wieder und beschert uns genügend schöne Momente des Glücks. Letztenendes bleibt ein schöner und klassischer Liebesfilm zurück, der auch einigermassen bekömmlich bleibt. „Happiness“ ist ein Schritt nach vorn für Heo Jin-Ho und das ist erfreulich, zwar mag der Film kein Meisterwerk sein, dafür bleibt er dann doch noch ein kleinwenig zu behäbig, aber es bleibt ein guter Film zurück vor allem weil dieser Film einen typischen (vielleicht einwenig zu typisch), guten, sowie klassischen koreanischen Melodrama darstellt.