Auf meiner Koreareise 2009 war ein Film stets in aller Munde – „Haeundae“. Man konnte sich diesem medialen Ereignis kaum entziehen, denn alle sprachen davon, es wurde unterbrochen Werbung in Fernseher, Radio und unzählige Plakatwerbung gemacht. Vielleicht war es somit kein Wunder das dieser Film sich somit zu einen der erfolgreichsten Filme der koreanischen Filmgeschichte entwickelte und vor allem da es auch der erste große ernst zu nehmende Katastrophenfilm aus Korea war schenkte man diesen Film natürlich gleich doppelte Aufmerksamkeit. Hinzu kommt noch das in diesen Film eine ziemliche große Anzahl an koreanischen Superstars zusammenfinden und diese bekannten Gesichter, dürften nicht unerheblich dazu beigetragen haben um viele potentielle Zuschauer in das Kino zu locken. Kurzum mit seinen über 11 Millionen Kinobesuchern schaffte es „Haeundae“ der fünfte Film zu sein dem es gelungen war die zehn Millionenhürde, neben
The Host,
Taeguki,
Silmido und
King an The Clown, zu durchbrechen – und trotzdem ist er von all diesen fünf Filmen wie erwartet der schwächste Big-Blockbuster aus Korea.
Das heißt nicht das der Film schlecht ist – nein für einen Film von Regisseur und Drehbuchautor Yun Je-Gyun ist „Haeundae“ überraschend unterhaltsam und sogar einer seiner besten Werke, neben seinen diversen mittelmäßigen bis schlechten Filmen die er bisher, bis auf paar Ausnahmen, zustande brachte.
Zwar sind Katastrophenfilme nicht unbedingt so mein Fall, aber „Haeundae“ ist auch nur bedingt als ein solcher einzustufen, denn die erste Hälfte des Filmes verbringt der Film allein damit in die Geschichte seiner Charaktere zu investieren. Diese Herangehensweise mag sich für einige enttäuschend anhören, da der geneigte Käufer bei so einem Film schließlich auf schön gemachte Zerstörung aus ist anstatt auf eine 0815-Soap. Regisseur Yun Je-Gyun hat das aber sehr wohl kalkuliert, denn wenn dann die große Welle kommt und es ans Sterben geht, lassen einen die diversen Schicksale einen nicht mehr so kalt, weil wir eben all die Figuren, die da um ihr Leben kämpfen, vorgestellt bekommen haben und wir so mit den ein oder anderen mitfühlen können. Richtig nahe gehen einen die Schicksale zwar nicht, dafür wurden einen einfach zu viele Figuren präsentiert, aber dieser Kniff haucht den Film auf jeden Fall Leben ein. Gut ist auch das der Film sich selten ernst nimmt, was auch nicht verwunderlich bei einen Regisseur wie Yun Je-Gyun ist, denn dieser hatte bisher nur Filme gedreht die alle irgendwo im komödianten Bereich angesiedelt waren und „Haeundae“ bildet da keine Ausnahme. Hier und da bietet der Film auch einige wirklich lustige Slapstick Einlagen gut verteilt über den Film, aber wie es auch bei Regisseur Yun Je-Gyun üblich ist gesellt sich dazu auch viel durchschnittlicher bis schlechter Klamauk.
Schauspielerisch ist dann auch kaum einer der vielen großen Stars in „Haeundae“ gefordert, trotzdem ist es nett den einen oder anderen Lieblingsstar hier wieder zu sehen. In Großen und Ganzen spielen die Schauspieler recht routiniert, ohne irgendwelche Glanzleistungen abzugeben, aber das was sie bieten ist dann auch meistens völlig ausreichend. Bloß manchmal wird einfach etwas zu viel geplärrt und rum geschrieen, so dass es einen eher auf die nerven geht als das es einen mitreißt, insbesondere was den Liebesdrama-Part der beiden Schauspieler Ha Ji-Won und Seol Kyung-Gu betrifft.
Was die Cinematographie betrifft so gibt sie sich den aktuellen Standards der koreanischen Filmindustrie hin – heißt man bekommt eine saubere und mehr als professionelle Gesamtinszenierung wie man es erwartet hat. Die dargestellte Katastrophe wurde auch recht nett in Szene gesetzt, auch wenn man die CGI Effekte zu jeder Sekunde erkennt. Die dargestellte Zerstörung macht dennoch Spaß, auch wenn alles einwenig zu sehr nach Computerspielerei aussieht ist es stets im Bereich des erträglichen, sprich die Effekte wirken immer noch aufwendig genug um in unserer Zeit zu überzeugen.
Insgesamt ist „Haeundae“ bestimmt kein besonders guter Film, aber dank diverser Auflockerungen des 0815-Katastrophenfilm-Schemas doch wesentlich unterhaltsamer als fast alle anderen Genrevertreter der letzten Jahre weltweit. Dank seiner etwas skurrilen Figuren, seiner witzigen Elemente und seinen leider etwas zu geringfügig vorhanden koreanischen Charmes weis der Film ohne große Längen zu unterhalten - nicht mehr und nicht weniger - eben genau das was man erwartet hat. Massentauglich ist schließlich genau so ein Film, denn hier ist für jeden was dabei, auch wenn es in allen Belangen nicht in vollendeter Qualität ist.