Family Ties war einer dieser Filme die im Jahre 2006 neben diversen koreanischen Kinohits wie
The Host,
Tazza und
200 Pound Beauty ein wenig untergegangen waren und mit seinen 221.925 Besuchern auch nicht all zu große Aufmerksamkeit bei dem Publikum fand.
Trotz alle dem kann man sagen das Family Ties einer der interessanteren Filme aus dem Jahre 2006 war, hier und dort mehrere Botschaften bereithält und sozialkritisch auf mehreren Ebenen ist. Auch gewann der Film einige Film-Awards. Regisseur Kim Tae-Yong der einigen durch Memento Mori ein Begriff sein wird, präsentiert uns hier ein Werk mit einer gewissen Tiefe und das angenehm fernab von jeglichen Kitsch. Am Anfang ist einen als Zuschauer noch nicht ganz klar auf was der Film hinaus will, aber nach und nach wird einem klar in welche Richtung der Film steuert. Family Ties lässt sich Zeit und ist auch nur was für geduldige Zuschauer, denn immerhin versucht er die Entstehung zweier Familien darzustellen, somit trifft der originale koreanische Filmtitel „Birth of a Family” es eigentlich sehr gut.
In Korea hat die Familie einen ziemlich hohen Stellenwert, besonders was die Blutlinie in der Familie betrifft. Familien in denen der Vater oder dir Mutter fehlt oder irgendwie die Familie nicht ganz komplett ist, haben es in der Gesellschaft dort wesentlich schwerer. Kinder die z.B. ohne Vater aufwachsen haben es wesentlich schwieriger von der Gesellschaft aufgenommen zu werden, da sie gleich ein wenig abgestuft werden. Gerade aber in diesen Bereich ändert sich zurzeit einiges in Korea. Das soziale Denken ist im Umbruch, Tabus werden in halsbrecherischer Geschwindigkeit gebrochen und mit dem wirtschaftlichen Wohlstand verändern sich auch wie hier in Deutschland die familiären Werte, ob zum Guten oder zum Schlechteren sei mal dahin gestellt. Auf jeden Fall ergeben sich durch die diversen Mentalitätswandel und eben Wirtschaftswandel viele neue Familienbilder, die nun keine Seltenheiten mehr sind und mit diesem Thema beschäftigt sich Family Ties primär.
Wir haben hier viele Figuren die ein wenig isoliert von der Gesellschaft erscheinen und eine Familie in der sie Geborgenheit finden haben sie auch nicht, denn meistens wenn überhaupt vorhanden ist das Familienverhältnis gestört. Daraus resultieren Menschen die gefühlskalt und egoistisch erscheinen und ihre Gefühle vergraben. Hier spielen dann die Kinder eine besondere Schlüsselrolle, sie befreien diese Leute aus ihrer Isolation bzw. zwingen sie dazu ihre gesellschaftliche Kälte zu überwinden und natürlich ihren Egoismus. Nicht nur das, die zwei Kinder, aus den zwei Familien die hier beleuchtet werden, verknüpfen letzten Endes die zwei Geschichten im Film und erzeugen somit eine dritte eigenständige Geschichte die die beiden davor vereint. Was mir auch gut gefallen hat ist das der Film sich keine Einseitigkeit vorwerfen lässt, denn er stellt den egoistischen und scheinbar gefühlskalten Charakter, gespielt von Gong Hyo-Jin, den selbstlosen und emotionalen Charakter, gespielt von Jeong Yu-Mi, gegenüber. Hier zeigt Regisseur Kim Tae-Yong wunderbar das auch ein selbstloser Charakter der jeden hilft teilweise genau so egoistisch sein kann wie jemand der nur an sich denkt, wenn er sich um alles und jeden kümmert bloß nicht um seine Nächsten.
Man merkt dass man sich bei der Erzählstruktur und überhaupt beim Inhalt sehr viel Mühe gegeben hat. Man ist hier förmlich minutiös und sehr durchdacht vorgegangen, aber leider ist das dann auch oft ein wenig zu behäbig. Hier liegt meiner Meinung auch der ganz große Schwachpunkt des Films. Durch seine Schwerfälligkeit gelingt es ihn darum auch nicht immer den Zuschauer voll einzubinden und dort wo er einen emotional treffen sollte kann es sein das einen ein leichtes Gähnen raus rutscht, ich denke der Effekt ist nicht gewollt. Wenn man einen Film glaubwürdig und realistisch gestalten will muss der nicht zwangsläufig zäh und langatmig sein. Trotz alle dem weiß der Film durch seine interessante Thematik und seiner an sich sehr guten Struktur, den Zuschauer wenigstens interessiert diese Gesellschaftsanalyse zu verfolgen.
Es ergeben sich aber auch paar schöne Momente, die dann auch von der Cinematographie besonders hervorgehoben werden. Der Film hat ordentliche Bilder und weist hier und dort wunderbare Aufnahmen auf, aber die sind nur sporadisch, der restliche Film gibt sich, was die Cinematographie betrifft, eher zweckmäßig und den nüchternen Realismus hin. Wenn die Bilder in Schönheit schwelgen dann nur weil dieser Moment meistens eine Schlüsselszene im Film ist.
Was die schauspielerische Leistung betrifft kann man hier keine besonders hervorheben, weil hier alle Schauspieler durch die Bank, sehr gut spielen. Der Cast von Family Ties ist wahrlich erlesen, hier hat sich Regisseur Kim Tae-Yong bei den talentiertesten Schauspielern Koreas bedient und ich denke für einige dürfte das schon Grund genug sein den Film zu sehen. Das ganze Team spielt meistens sehr dezent und vor allem wie aus dem echten Leben gegriffen, was zum Stil des Films sehr gut passt.
Family Ties ist ein sehr ruhiger Film mit einer schönen Botschaft, aber ein Film den ein wenig der nötige Biss fehlt. Ein Blick lohnt sich, aber zu viel sollte man sich nicht erwarten und unbedingt muss man den Film meiner Meinung auch nicht gesehen haben.