Was für ein opulentes und ausladendes Werk! Welch großes Kino! „The Face Reader“ war mit seinen über 9 Millionen Kinobesuchern einer der erfolgreichsten Filme Südkoreas aus dem Jahre 2013 und das absolut zu Recht. Regisseur Han Jae-Lim zaubert hier einen Film mit großartigen Bildern an die Wand, die einen schnell gefangen nehmen, vor allem da sie mit einen herrlichen Soundtrack untermalt sind. Schauspielerisch ist der Film aller erste Güte, denn der Film fordert viel Können von allen Beteiligten und diese geben alles was sie können. Das beindruckt umso mehr bei so großen, talentierten und fähigen Schauspielern wie Song Gang-Ho, Kim Hye-Su(a), Lee Jeong-Jae und einigen mehr, welche allein schon ein Grund sind sich diesen Film anzuschauen.
Dennoch hat der Film in meinen Augen ein Makel. Der Verlauf und der Spannungsbogen des Filmes ist sehr klassisch gehalten, sprich wie viele koreanische Historienepen, ist der am Anfang leicht, unbeschwert, sogar lustig und kippt ab der zweiten Hälfte sehr in das absehbare melodramatische Ende, welches hier ein wenig ausufernd ist und gewiss gestrafft hätte werden können, aber die grandiosen Schauspieler federn diese Schwäche im Drehbuch gekonnt ab und münzen das Ganze schon fast wieder in einige tolle und denkwürdige Szenen um.
Was aber „The Face Reader“ neben seinen guten Darstellern und opulenten Bildern noch sehr sehenswert macht, sind seine interessanten Figuren, die wunderbar inszeniert worden sind, seine stets spannende Erzählweise und seine guten Dialoge. Der Film zieht einen gleich zu Beginn in seine Welt hinein und alle Figuren in Film haben ihren eigenen Charakter und somit ihren ganz eigenen Charme.
Die Geschichte rund um den „Face Reader“ und sein Talent ist eine interessante Idee, aber letzten Endes wendet sich der Film ab der zweiten Hälfte zu einen typischen Intrigen Film am Königspalast hin, wie wir sie schon all zu oft gesehen haben, was dann nicht all zu sehr stört da dies schließlich weiter auf sehr hohen Niveau gespielt wird, aber mir persönlich hätte eine kleinere Geschichte rund um den „Face Reader“ weitaus mehr zugesagt, als eine weiteres Königsdrama aus der Joseon-Dynastie, denn man muss ehrlich sein auch „The Face Reader“ gewinnt diesen etablierten Genre in Korea nichts mehr Neues ab.
Das ist aber meckern auf sehr hohem Niveau, weil ich trotz alle dem sehr begeistert vor meinen Fernseher saß und diesen handwerklich rundum gelungenen Film doch sehr genossen habe. Vor allem hat „The Face Reader“ seinen Genrekonkurrenten eins voraus, das er ihnen zumeist was die Diversität der Kulissen und Figuren betrifft oft überlegen sein dürfte, denn die meisten Filme spielen oft nur am Königshofe, aber „The Face Reader“ ist hier nicht gerade geizig und überschwemmt einen mit einer Flut von schönen Kostümen, verschiedenen Schauplätzen und diversen schillernden Figuren – und all das bringt Regisseur Han Jae-Lim wunderbar unter einen Hut.
„The Face Reader“ ist für all jene eine Empfehlung die Kostümfilme mögen und den großen koreanischen Kino zugeneigt sind. Aber an seinen Genrekollegen aus dem Kino-Vorjahr 2012
Masquerade oder
The Concubine reicht „The Face Reader“ nicht ganz heran, aber er ist würdiger Nachschub. Viel falsch machen kann man bei diesen Film auf jeden Fall nicht, denn er ist voller Qualitäten, die alle zur Geltung kommen und einen schnell über die Schwächen des Filmes hinweg sehen lassen.