Regisseur E J-Yong letzter Film vor „Dasepo Naughty Girls“ war
Untold Scandal und dieser war damals in aller Munde. Somit hat man natürlich mit Spannung seinen neuen Streifen erwartet und gehofft, dass E J-Yong einen weiteren außergewöhnlichen und höchstwahrscheinlich wieder mal skandalösen Klassiker für das koreanische Kino definiert. Skandalös und außergewöhnlich ist sein neustes Werk dann auch, aber das Zeug zu einem Klassiker hat der Film leider nicht.
Genau wie „Untold Scandal“ basiert auch „Dasepo Naughty Girls“ auf einer Vorlage, aber diesmal nicht auf hochtrabenden Literatur, sondern auf einen recht beliebten koreanischen „Internet-Comic“. Was erwartet einen eigentlich bei diesem Film?
„Dasepo Naughty Girls“ ist ein bitterböser Abgesang auf die aktuelle koreanische Gesellschaft und Kultur und dürfte somit sicherlich einigen Koreanern sauer aufstoßen. Regisseur E J-Yong greift fast nur sensible Themen auf, über die man in Korea eher nicht so gerne redet und diese Themen werden in seinen Film „erbarmungslos“ parodiert.
Am Anfang mag man über den Humor noch schmunzeln, oder hin und wieder sogar Lachen – aber diese knallharte Demontierung des koreanischen Wesens ist hier sehr konzentriert und gibt somit dann doch Anlass zum nachdenken, so dass einem das Lachen wahrlich im Hals stecken bleibt.
Ich will hier kurz ein paar Themen anschneiden bzw. aufzählen die in „Dasepo Naughty Girls“ thematisiert werden. Da hätten wir zum einen das Thema
Nationalismus.
Der Nationalstolz in Korea wird hier ziemlich durch den Kakao gezogen und gezielt angegriffen. Auch das Thema
Kapitalismus kommt wieder vor, da materiale und eben kapitalistische Werte immer mehr das alte koreanische Denken übertünchen.
Sexuelle Gesinnungen spielen hier auch eine permanente Rolle als Thema, denn in „Dasepo Naughty Girls“ findet man alle möglichen sexuellen Gesinnungen unter anderem normale Hetros, Homos, Bisexuelle, Männer die gerne Frauenkleidungen tragen, Transvestiten und vieles mehr. Die Toleranz gegenüber solcher Freizügigkeit ist in Korea noch sehr jung und darum noch immer ein etwas heikles Thema.
Der allgemeine gesellschaftliche
Leistungsdruck der besonders stark bei den Schülern präsent ist, wird hier ebenfalls aufs Korn genommen.
Dann haben wir ein Thema was meiner Meinung nach nicht in den Film gepasst hat und in seiner Darstellung unter der Gürtellinie war -
Adoption von koreanischen Kindern.
Man kann sagen, dass bis vor paar Jahren koreanische Kinder in das Ausland regelrecht verscherbelt worden sind. Erst 1988 begann man aktiv die Zahl der Kinder, die vom Ausland adoptiert worden sind zu beschränken. Die Gründe hierfür sind viele, sie haben in der Mentalität, der Geschichte Koreas und vielen anderen Dingen ihren Ursprung, darauf genauer einzugehen würde den Rahmen eines Filmreviews sprengen. – Heute gibt es viele adoptierte koreanische Kinder die ihre echten Eltern suchen und auch diese Suche wird teilweise auf kommerzielle Weise ausgeschlachtet – so gibt es einige Unternehmen die sich in Korea darauf spezialisiert haben hochdramatische Sendungen auszustrahlen, in denen die verlorenen Kinder in die Kamera pathetisch heulen müssen: „Mama und Papa, wo seid ihr?“. Unter anderem ist das eine Szene im Film, die vielleicht sehr komisch wirkt, aber der Realität verdammt nahe kommt.
Diese paar Themen sind nur ein paar von vielen die in „Dasepo Naughty Girls“ eine Rolle spielen.
Oberflächlich mag der Film bunt, skurril, lustig und schräg wirken, aber das ist nur die Oberfläche, denn wer den wahren Kern des Films erkennt – der sieht, dass der Film genau das Gegenteil von lustig ist und er ein düsteres und krankes Bild der modernen koreanischen Gesellschaft zeichnet. Die immer schnelleren Entwicklungen und Umbrüchen hinterlassen Spuren in der Psyche der Gesellschaft. Für einen Koreaner ist dieser Kern klar zu erkennen, aber viele Nicht-Koreaner im Ausland werden den Film einfach nur als schrägen und lustigen Film abtun der unterhält – dabei ist dieser Film weitaus mehr. Somit kann der Film auf einen also auch eher depressiv wirken, trotz seiner knallig bunten Erscheinung.
Die Bilder im Film sind sehr intensiv und wirken stets verspielt. Der Film sieht durch seinen bunten Look dann auch tatsächlich wie eine waschechte Comicverfilmung aus. „Dasepo Naughty Girls“ sieht von der ersten bis zur letzten Minute einfach perfekt aus. Die diversen verrückten Ideen die Regisseur E J-Yong in den Film hinein gepackt hat, werden sehr gut visuell umgesetzt. Für Schuluniformfetischisten wird dann auch einiges geboten, denn hier hat man fast ausnahmslos recht hübsche Damen engagiert, die in recht knappen Schuluniformen über den Bildschirm hüpfen. Also für eine gewisse Portion Erotik ist auch gesorgt. Insgesamt bietet uns der Film eine astreine visuelle Inszenierung, die viel für das Auge bietet. Die Cinematografie hat dann auch stets einen leicht surrealen Touch, allein schon wegen seinen knallig bunten Bonbon-Look.
Was die schauspielerische Leistung betrifft, kann man hier diesmal tatsächlich kaum einen einzelnen Schauspieler hervorheben, weil die Gesamtleistung durchwegs auf ein sehr hohes Niveau ist. Klar, meistens agieren die Schauspieler, wie der ganze Film, sehr überdreht aber die Qualität der Schauspieler ist immer präsent und spürbar. „Dasepo Naughty Girls“ bietet uns also in diesen Bereich eine absolut lupenreine Performance.
Regisseur E J-Yong packt viel in seinen Film rein, trotzdem fehlt es den Film ein wenig an Konsequenz, denn vieles wird in Eiltempo stark überzogen dargestellt – so hetzt man im Film von einer verrückten Idee und Handlung zur anderen, so dass das Ganze sich nie so richtig entfalten mag und manche Momente nicht richtig wirken können. Der Film ist ein wilder Cocktail aus Unmengen von verschiedenen Elementen, die eine gewisse Tiefe beherbergen, verrückte Ideen, visuelle Spielereien, Gesellschaftskritik, tausende von Anspielung auf divers Themen, Witze in allen Bereichen – dieser Cocktail macht den Film auf jeden Fall „Sehenswert“ und „Einzigartig“, aber nur das, denn es fehlt ein gewisser Schwerpunkt, eine gewisse Fokussierung, denn das Ganze mag nicht so recht auf einen wirken. Vielleicht wäre hier wieder der Spruch angebracht „Manchmal ist Weniger Mehr“. Abschließend kann ich nur sagen das für mich persönlich „Dasepo Naughty Girls“ kein leicht verdaulicher Film war. Wenn ein Film in Eiltempo alles Mögliche in einer Gesellschaft ohne Punkt und Komma reflektiert und uns am Ende eine seltsame utopische Botschaft vor den Latz knallt, ist das ein wenig anstrengend und auch nicht immer unterhaltsam. Mir hat auch die Art und Weise, wie die durchaus angebrachte Kritik rübergebracht wird nicht wirklich gefallen.