Einst gelobte ich nach den Schauen von
My Dear Enemy das ich mehr von Regisseur Lee Yun-Gi sehen muss, dies habe ich nun sehr spät mit seinen Debut Film „This Charming Girl“ getan. Bei „My Dear Enemy“ war ich sehr beindruckt von der feinfühligen Art wie Regisseur Lee Yun-Gi seinen Film drehte – Bei „This Charming Girl“ ist das nicht anders, er ist sogar noch ein Stück feinfühliger, persönlicher, intimer, zarter und auch wenn man es am Anfang nicht ahnen will, er birgt in sich eine ungeahnte Tiefe, die sich erst sehr spät im Film offenbart.
Eine Rezension über das Erstlingswerk von Regisseur Lee Yun-Gi ist nicht einfach, denn sein Film ist doch sehr speziell, wie ich es erwartet habe fernab von jeglichen Kitsch und somit so speziell das man diesen Film gewiss nicht uneingeschränkt jeden empfehlen kann, kurzum „This Charming Girl“ ist genauso wie „My Dear Enemy“ alles andere als massentauglich.
Zum Großteil beleuchtet der Film das alltägliche Leben einer sehr ruhigen, ja auf jeden Fall schon fast introvertierten, Postbeamtin. Dieser dargestellte Alltag spielt sich in Hochsommer Koreas ab und fängt auch perfekt die Atmosphäre dieser Zeit ein. Überhaupt ist der Film atmosphärisch sehr dicht, er strotzt nur so vor Kleinigkeiten und Gefühlen, die manch einen evtl. nichtig vorkommen mögen, aber wenn man ein wenig Gespür dafür hat und Empathie aufweist, wird man diese gewisse Atmosphäre gleich von Anfang an spüren, wenn dies nicht der Fall ist, kann man den Film beruhigt nach zehn oder zwanzig Minuten weg legen. Den Funken muss gleich überspringen, sonst funktioniert der Film nicht.
So verhält es sich gewiss auch mit der hübschen und charmanten Hauptdarstellerin Kim Ji-Soo(a). Ihr Spiel ist sehr dezent und wirkt am Anfang fast unspektakulär, gegen Ende des Filmes wird aber einen ihre ungeheure Leistung bewusst, kurzum sie spielt einfach wunderbar und man mag sie am Ende am liebsten in die Arme schließen. Die vielen Nebendarsteller spielen, sehr natürlich, realitätsnah und wirken ungemein koreanisch, sodass sie das koreanische Lebensgefühl, zu jener Zeit in der der Film gedreht worden ist, gut einfangen.
Die Cinematografie schlägt im Gleichklang mit der Schauspielkunst und der erzählten Geschichte, sprich, sie ist dezent, unauffällig aber dennoch schön. Man merkt bei jeden Bild, das hier gekonnt Stimmung eingefangen wird, wie unscheinbar die Szene auch sein mag und hier liegt einer der größten Stärken des Filmes. Die Bilder erzählen in „This Charming Girl“ mehr als viele Worte, es ist die Stimmung die von ihnen ausgeht und die die Gefühlswelt unserer Hauptprotagonisten zum Teil wiedergibt – das ist überaus subtil gemacht und in meinen Augen eine sehr hohe Kunst des Kinos.
Man sollte auf jeden Fall Geduld, ja fast schon eine meditative Ruhe mitbringen und natürlich viel Gefühl, und dann entfaltet sich gewiss ein wunderbarer, aber auch ein wenig erschütternder Film. Für mich ist „This Charming Girl“ genauso wie „My Dear Enemy“ was ganz Besonderes und ich bin froh das ich so einen Film entdecken durfte. Ich hoffe dass die anderen Filme von Regisseur Lee Yun-Gi dieselbe Güte haben. „This Charming Girl“ ist auf jeden Fall ein Film der leisen Töne, mit welchen er einen ganz zart verzaubern kann…