Nachdem Ende der
Koreakrieg wurden sehr viele koreanische Waisen in den Westen adoptiert, aber auch viel später setzte sich in Südkorea eine gewisse Selbstverständlichkeit im Thema Adoption in der Gesellschaft fest, so dass viele Familien ihre Kinder frei zur Adoption frei gaben, mit dem Hintergedanken das es ihren Kindern in einen anderen Land besser gehen würde. Da asiatische Kinder im wohlhabenden Westen mit die beliebtesten Kinder sind „boomt“ hier teilweise die Adoption von koreanischen Kindern. Dies geschieht sehr oft auf nicht legalem Wege. Erst 1988 mit den Olympischen Spielen in Südkorea wurde man international aufmerksam auf diesen absoluten Missstand und es gab Kritik, man probierte nun aktiv gegen diese ausufernde internationale Adoption vorzugehen, die bisher in dieser Art und Weise einmalig war und in Südkorea wohl teilweise ihren Ursprung hat. Dass das Verhältnis dieser Kinder zu ihrem Land und vielleicht noch zu vielen anderen Dingen gestört wurde, ist ein mehr als trauriges Kapitel der Menschheit. ich selber kenne viele adoptierte Koreaner, die ihre Eltern verzweifelt gesucht haben. Das schlimmste an der ganzen Sache ist das viele Scharlatane dieses Unglück ausnützen und z.B. sich als deren Eltern ausgeben. Das ist insofern lukrativ, da die adoptierten Kinder meistens von recht wohlbetuchten Eltern aus den Westen adoptiert wurden sind. Auch in Korea hat sich hier ein richtiges Geschäft um die Suche nach den echten Eltern entwickelt und das Problem mit der Adoption ist noch lange nicht Geschichte in Korea – umso besser das es Filme gibt die sich ernsthaft mit dieser Thematik auseinandersetzen wie „A Brand New Life“.
Die Regisseuren Ounie Lecomte ist selber eine Südkoreanerin die von Franzosen adoptiert worden ist und hier somit lose ihre eigene Geschichte erzählt. Dies tut sie ohne dieses ohnehin schon schwierige Thema dramatisch auszuschlachten. „A Brand New Life“ berührt einen dann aber trotzdem und ich gebe zu mir sind des Öfteren die Tränen gekommen, aber vor allem eben da Ounie Lecomte das Schicksal der von Eltern verlassenen Kindern so natürlich beleuchtet. Dennoch wird ganz leise im Film angeklagt und meiner Meinung nach genau die richtigen. Hauptsächlich wird den Eltern der Vertrauensbruch zu ihren Kindern vorgeworfen und der damit einhergehende Verstoß, der durch kaum irgendwas in dieser Welt zu rechtfertigen ist. Sie zerstören durch diesen Schritt schon in frühen Jahren das Vertrauen der Kinder in die Welt fundamental , welches die Kinder verstört zurück lässt, so dass sich gewiss nicht alle davon erholt haben werden. Die zweite Partei sind die vor allem westlichen adoptierenden Eltern, die die Lage in Südkorea zuweilen schamlos ausgenutzt haben, und nicht selten gleich mehrere „Babys“ mitgenommen haben. Dies wird auch am Ende des Filmes dargestellt. In Siemens z.B. gab es ganze Cliquen/Netzwerke die sich organsiert haben und Baby aus Korea geholt haben, da diese asiatischen Kinder ja so niedlich aussahen.
Im Prinzip in meinen Augen harter Tobak, aber Ounie Lecomte erzählt diese Thematik eben aus den Augen eines Kindes, dem all das geschieht. Dabei geht Ounie Lecomte sehr sanft vor, so ist auch ihre Kritik niemals die mit einen erhobenen Zeigefinger, nein sie erzählt ihre traurige Geschichte ruhig und auch mit voller Liebe und Wärme, denn auch diese fand sie anscheinend zum Teil im christlichen Waisenheim wieder, was wiederum evtl. erklärt warum so viele adoptierte Koreaner sehr stark über christliche Organisationen organsiert sind.
Der Film spielt zwar Ende Herbst, aber die Cinematography kleidet den Film dennoch bisweilen in sehr schöne Bilder und verleiht diesen eine gewisse Atmosphäre, die eben wie Ounie Lecomte Erzählung auch eine gewisse Wärme ausstrahlt, vor allem dann wenn ganz zart die recht poetischen Bilder Klaviermusik untermalt. Trotzdem wird durch die Bilder niemals die ganze Thematik verklärt, denn sie ist auch nicht immer nur schön sondern auch teilweise schnörkellos und somit einfach nur realistisch, was aber Hand im Hand mit einigen anderen verträumten kindlichen Momenten einhergeht. Das gibt den Film in meinen Augen nochmal ein wenig mehr Kraft als ohnehin schon – eine Kraft die von sanften Bildern und einer sanften Erzählung ausgeht, die dann plötzlich aufgrund ihrer Thematik doch immer wieder erschütternd ist.
Das gute an den Film ist das keine Figur, noch der Vater der zurückgelassenen Jin-hee, die adoptierenden Westler oder gar die Arbeiter im christlichen Waisenheim verurteilt werden, nein Ounie Lecomte stellt all diese Figuren sehr menschlich da und niemals böswillig. Und gerade das ist es woran unsere Hauptfigur zerbricht, diese Selbstverständlichkeit, Hilflosigkeit und Relativierung ihres Schicksals.
All das muss natürlich mehr als gut von den Darstellern dargestellt werden, was wahrlich keine einfache Aufgabe ist, aber in „A Brand New Life“ mit überwältigender Leistung aller beteiligten vollbracht wird. Insbesondere die starke Hauptdarstellerin mit ihren gerade mal acht Jahren - Kim Sae-Ron. Sie ist mir schon damals in
"The Man from Nowhere" aufgefallen, wo diese kleine Person förmlich alle anderen Schauspieler an die Wand gespielt hat. Ja Kim Sae-Ron beweist auch in ihren Debut Film das sie wohl einer der besten Kinderdarsteller Asiens zu unserer Zeit sein dürfte. Aber anders als in „The Man from Nowhere“ hebt sich ihr gutes Spiel nicht allzu stark von den vielen anderen Schauspielern in „A Brand New Life“ ab, denn diese ziehen fast gleich und überzeugen durch die Bank mit einen sehr menschlichen und überaus natürlichen Spiel.
„A Brand New Life“ ist ein Film auf den bestimmt viele Leute keine Lust haben werden, aber man muss diesen Film meiner Meinung nach eine Chance geben, denn er ist nicht nur ein sehr wichtiger Film, er ist auch einfach ein sehr guter Film, dank der von mir erwähnten feinfühligen und meisterlichen filmischen Umsetzung. „A Brand New Life“ ist ein Film der berührt…