„Bloody Tie“ hatte ich mir eher durch ein Missverständnis zugelegt, ich wollte mir eigentlich
A Bloody Aria zulegen. So rutschte der Film seit über einen Jahr immer weiter runter in meinen Stapel der ungesehenen DVDs. Die vielen 0815 Korea-Gangster-Streifen die ich mittlerweile gesehen habe, motivierten mich somit auch nicht unbedingt diesen Film mal auszugraben. Irgendwann überkam mich dann doch aus unerfindlichen Gründen das Bedürfnis diesen Film anzuschauen – und ich wurde wiedererwarten positiv überrascht.
Mit seinen 2.104.716 Kinobesuchern hängte er locker einige Genre Vertrete aus denselben Jahr wie z.B.
Running Wild (1.016.152 Besucher) oder
The City of Violence (1.196.520 Besucher) ab, und das zu Recht, denn „Bloody Tie“ hebt sich von fast allen Vertretern diesen Genres, der letzten Zeit, positiv ab. Ich erinnere mich noch mit einem Schauer an den Film „Three Fellas“, welcher so schlecht war das ich ihn nicht bis zum Ende anschauen konnte und somit auch kein Review entstand. Den meisten Gangsterfilmen fehlte es einfach an Biss und einer einigermaßen ordentlichen Erzählweise. Auch „Bloody Tie“ ist hier alles andere als perfekt – denn die Erzählweise ist hier zum einen wesentlich besser als bei den meisten anderen Filmen seiner Art, aber hat auch einige elementare Schwächen. Man präsentiert uns einen Wust von diversen Handlungssträngen und Charakteren die nicht wirklich optimal miteinander verknüpft worden sind, so passiert es dass der Film des Öfteren seinen roten Faden verliert. Andererseits lebt der Film von seiner lebendigen und temporeichen Erzählweise, die sich angenehm abhebt von sterilen Filmen wie z.B.
A Bittersweet Life oder
Tazza, denn „Bloody Tie“ ist ein wolliger Rausch aus bunter Gewalt und Sex.
In Korea erregte der Film auch aus einem ganz besonderen Grund Aufsehen. Die Darstellung von der Drogensucht in „Bloody Tie“ ist ein recht großer Tabu-Bruch, was das koreanische Kino betrifft. Diesen mutigen Part übernimmt die hübsche Schauspielerin Chu Ja-Hyeon. Chu Ja-Hyeon Rolle ist sehr kurz, aber sie bringt als Junkie die Drogenabhängigkeit richtig beängstigend rüber – besser als es z.B. der amerikanische Blockbuster „American Gangster“ vermocht hatte. Wer hier aber nun einen sozialkritischen Film erwartet, sollte lieber die Finger von „Bloody Tie“ lassen, weil dafür ist der Film zu überzogen, zynisch und eben zu sehr Film.
Einige Zuschauer werden vielleicht mit diesen Film nicht ganz zu recht kommen, weil es keinen wirklichen moralischen Anker gibt – also keine Person dessen moralischer Kompass noch richtig funktioniert. Der Film ist hart und dreckig und das betrifft sowohl seine Geschichte als auch seine Charaktere. Einzig und allein das Bedürfnis in Würde zu leben ist klar nachvollziehbar, aber ansonsten sind unsere beiden Hauptcharaktere unglaublich vorbelastet – besonders der Drogendealer Sangdo. Seine Kindheit schien ihn schon keine andere Möglichkeit zu bieten als eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen. Sein Leben war schon immer von Gewalt und Kriminalität bestimmt, trotzdem versucht er verzweifelt sich von all dem abzuheben und in sich einen Geschäftsmann zu sehen. Das Problem ist das sein Wesen so voller schlechter Dinge geprägt ist das er eben logischerweise ein Produkt all dieser Einflüsse ist. Somit ist uns als Zuschauer auch von Anfang an klar, dass es für ihn keinen anderen Weg geben kann – und das macht den Film irgendwie trotz seiner Überzogenheit auf einer gewissen Ebene glaubwürdiger, denn hier wird einfach nichts glorifiziert.
Für mich war also die Figur des Drogendealer Sangdo durchaus nachvollziehbar, das mag aber auch an den guten Schauspiel von Ryu Seung-Beom liegen. Es ist einfach sein energiegeladenes Spiel was überzeugt, welches zwischen Resignation, Freudenausbrüchen und Hass gekonnt hin und her pendelt.
Jenseits von allen moralischen Werten bewegt sich aber die Figur des Drogenfahnders Doh. Dieser befolgt einfach den Grundsatz, dass die Drogen- Kriminalität mit legalen Mitteln nicht bekämpft werden kann, so dass er teilweise schlimmer ist als so manch Krimineller. Somit dreht sich also das Karussell der Gewalt unaufhaltsam weiter. Auch Drogenfahnders Doh ist vorbelastet, beseelt von Rache und weiter hat er mit diversen Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen. Das biete die Basis für die Rolle des durchgeknallten, cholerischen und bösen Gesetzeshüters. Eine Figur die wir aus vielen Gangster-Filmen kennen. Mich hat diese Figur z.B. im Gegensatz zu der Rolle von Ryu Seung-Beom nicht überzeugt. Zum einen liegt es daran das sein asozialer Charakter bei weiten nicht so begründet ist wie der von Drogendealer Sangdo und man somit auch kaum Sympathie für diese Figur entwickeln kann und zum anderen liegt es auch an der eher durchschnittlichen Leistung von Hwang Jeong-Min. Hwang Jeong-Min spielt mir einfach wieder mal zu plump. Dass man den wilden und durchgeknallten Polizisten weitaus besser spielen kann hat Kwon Sang-Woo in Running Wild bewiesen. Wenn hier also Kwon Sang-Woo dieselbe Rolle aus Running Wild in „Bloody Tie“ gespielt hätte, wäre der Film noch mal um einiges besser gewesen.
Der Film mutet ein wenig wie eine Comicverfilmung an. Das liegt natürlich zum größten Teil an der überzogenen Erzählweise, aber auch an den sehr stilistischen Bildern. Die Cinematography gibt sich sehr bunt und jedes Bild hat was ganz intensives an sich. Die Bilder wirken sehr organisch und passen somit perfekt zu der lebendigen Erzählweise. Diese stilistischen Bilder werden dann von einem passenden Soundtrack untermalt, der kultig rüber kommt und zusammen mit der guten Cinematography und den durchgeknallten Figuren richtig fetzt. „Bloody Tie“ profitiert von dieser sehr guten Inszenierung, fast, am meisten und schafft somit Atmosphäre. Im Film wimmelt es praktisch nur so von Bildern die sich direkt in den Kopf einprägen.
„Bloody Tie“ endet dann in einen gewaltigen und spannenden Showdown, welcher den Film noch mal ungemein aufwertet. Sobald die Credits kommen sollte man nicht gleich ausschalten, denn wenn die Schrift verschwunden ist – hält der Film für uns noch eine kleine und witzige Überraschung parat. Das Ende des Films ist wie gesagt furios, hart und dreckig, so bleibt der Film bis zum Ende sein Stil treu. „Bloody Tie“ hat durchaus seine Schwächen und wirkt ein wenig wie ein ungeschliffener Diamant, aber er überzeugt einen mit viel Stil, viel Tempo, Emotionen und durch seine Abgefahrenheit, so dass man hier seinen Spaß hat. Manchmal habe ich mir aber auch oft gedacht „Weniger ist manchmal Mehr“, denn „Bloody Tie“ wirkt ein wenig überladen. Ein Blick lohnt sich hier trotzdem alle mal und von mir bekommt der Film knappe 7 von 10 Punkten.