Regisseur Choi Dong-Hun ist in Südkorea schon fast ein Garant für koreanische Kinohits, was er anfasst wird fast immer ein Erfolg – und mich haben all diese vergangen Erfolge wie „The Big Swindle“,
Tazza und
Jeon Woo Chi relativ kalt gelassen. Bisher konnte ich keinen seiner Filme wirklich was abgewinnen, bis auf seinen neusten Hit aus dem Jahre 2015 – „Assassination“.
Vor allem hat mich an seinen bisherigen Filmen sein plattes Charakterdesign und sein überaus durchschnittlicher Erzählungsstil gestört. Diese Makel hat „Assassination“ ebenfalls, aber nicht so ausgeprägt wie sonst. Diesmal schafft es Regisseur Choi Dong-Hun das Ganze mit ein wenig mehr Herzblut anzugehen, das mag daran liegen weil „Assassination“ ein Tribut und Denkmal an alle vergessenen koreanischen Freiheitskämpfer, gegen die einstige grausame Besatzungsmacht Japan, ist. Somit schleicht sich aber auch immer wieder ein kleinwenig der Pathos und stolze Patriotismus ein, was sich aber Gott sei Dank immer stets in Grenzen hält und auch durch diverse Ereignisse, Dialoge und anderen Figuren ein kleinwenig entschärft wird und sogar hin und wieder ein bisschen kritisch dargestellt wird, aber der Freiheitskampf gegen Japan mit all seinen Mitteln, kommt hier natürlich weitestgehend positiv weg, wobei hier auch die Grenzen der Gewalt aufgezeigt werden, wie z.B. das zivile Opfer bei Anschlägen Tabu sind. Eine Verherrlichung des Widerstandes bleibt es dennoch, was aber in diesem Falle aufgrund der tatsächlich sehr grausamen Besatzung Japans vertretbar ist, obwohl Gewalt in all ihren Formen stets kritisch zu beurteilen ist, vor allem wenn sie nationalistisch ist. Hier trifft eben der nationalistische koreanische Freiheitskampf auf die faschistische/nationalistische Besatzung Japans.
Was den Film aber wirklich ausmacht ist seine opulente Aufmachung und seine Ereignis getriggert Erzählung, die für Unterhaltung sorgt. Hinzu kommen die vielen guten Darsteller die leider niemals wirklich gefordert sind, da ihnen Regisseur Choi Dong-Hun wie schon gesagt eine relativ platte Charaktergestaltung verpasst hat, aber die Darsteller holen dennoch das Beste aus ihren zugewiesenen Rollen heraus.
Bei den Schauspielern hat sich Regisseur Choi Dong-Hun bei einigen der besten und gefragtesten Schauspielern Koreas bedient, aber aufgrund der rudimentären Charaktergestaltung, bekommt der Zuschauer nur sehr routiniertes Schauspiel geboten. Kurz die meisten Schauspieler sind hier hoffnungslos unterfordert und ihr Können wirkt ein wenig wie die Perlen vor die Säue geworfen, aber manchmal schaffen sie es dennoch ihren eigenen Charme mit in ihre Darstellung einzubringen, genau das wertet den Film wieder ein wenig auf und lässt die Figuren nicht ganz so uninteressant wirken, wie sie eigentlich im Drehbuch beschrieben worden sind. Einer der wenigen Figuren im Film die sich von den klassischen Stereotypen abhebt ist die weibliche Hauptrolle in Form der Scharfschützin Ok-yun gespielt von Jeon Ji-Hyeon. Diese Figur hat durchaus ein wenig mehr Facetten als alle restlichen Figuren und das nimmt Jeon Ji-Hyeon dankbar an und somit liefert sie hier in meinen Augen ihre beste Rolle seit ihrem Comeback ab. Meiner Meinung war ihr Spiel seit
My Sassy Girl austauschbar, was aber evtl. auch an den ihr zugedachten Rollen gelegen hat. In „Assassination“ zeigt sie aber das man durchaus noch mit ihr rechnen kann. Man muss Jeon Ji-Hyeon eben nur richtig einsetzen. So werten ihr Spiel und ihre Figur den Film ungemein auf, aber ein paar Figuren mehr wie die ihre hätten dem Film gewiss nicht geschadet.
Dass die Cinematographie überdurchschnittlich gut ist überrascht nicht, denn meistens war genau diese Komponente auch das einzige was mich in den Vorgängerwerken von Regisseur Choi Dong-Hun restlos überzeugen konnte, so auch hier. „Assassination“ ist schon allein aufgrund seiner schönen Kostüme, den alten Autos und den diversen Retro-Kulissen ein absoluter Hingucker. Die Bilder sind oft in einem wunderbaren Licht getaucht und erzeugen dabei mit samt der schönen Kulisse eine nostalgische Atmosphäre von jener Zeit. Die Cinematographie wirkt aber nicht losgelöst vom restlichen Geschehen oder ist gar der Alleindarsteller, nein diesmal vermag es Regisseur Choi Dong-Hun das sie dem Erzählten Atem einhaucht, die Darsteller in das beste Licht rückt und zusammen mit dem restlichen Komponenten harmoniert und verwoben ist.
Regisseur Choi Dong-Hun ist es endlich gelungen Dynamik in seine Erzählung mit einzubringen und sogar ein wenig Herzblut, all das habe ich in seinen vorigen Werken vermisst und macht für mich „Assassination“ zu seinen bisherigen Schaffen absolut überlegen. In „Assassination“ funktionieren alle eingebrachten Komponenten miteinander und so vermag dieser Film zu begeistern. Die Stärken des Filmes schaffen es diesmal auch die diversen Schwächen wie eben die vielen Stereotypen bei der Charakterzeichnung die für Regisseur Choi Dong-Hun typisch sind auszugleichen. Des Weiteren sorgt Regisseur Choi Dong-Hun stets für Abwechslung. Am Ende gelingt es das „Assassination“ den Zuschauer über eine Spieldauer von 140 Minuten einfach gut unterhält, dabei fast immer visuell beindruckt und einen atmosphärisch mitnimmt.