„Architecture 101“ ist eine kleine und ganz zarte Romanze, die an einen wie eine angenehme zarte Brise im Hochsommer vorbeiweht, also durchaus willkommen, aber auch nicht zum überbewerten, darum ist es für mich umso erstaunlicher das diese nette und überaus kurzweilige Romanze im Jahre 2012 über vier Millionen Zuschauer in das Kino lockte und somit einer der erfolgreichsten Filme des Jahres war. Evtl. kann man das darauf zurückführen das Regisseur Lee Yong-Joo(a) gekonnt sehr viel auf den Nostalgie Faktor setzt, der auf die Jugendzeit seiner Hauptfiguren setzt und kurz somit eine ganz bestimmte Altersgruppe anspricht, nämlich meinen Jahrgang 1970~85. Dies ist in Südkorea so oder so gerade ein sehr beliebter Trend und die Südkoreaner sind nun mal ein sehr nostalgisches Völkchen.
Der Film spielt somit in zwei Zeiten – die erste ist die Gegenwart in der sich unsere erwachsenen Hauptfiguren an die zweite Zeit zurückerinnern, ihre Jugend. Hier hat mich die zu starke Diskrepanz zwischen Jugendlichen und Erwachsenen – sowohl Äußerlich als charakteristisch gestört. Die Schauspieler sind in beiden Zeiten gut, passen aber charakterlich und äußerlich nicht wirklich zusammen und das lässt den Film ein wenig unglaubwürdig wirken, vor allem da das andere Nostalgie Filme weitaus besser hinbekommen haben siehe z.B.
„Miss Granny“ oder
„Go Go Sister“. Man hat sich nicht mal bemüht das die Figuren dieselbe Mimik, den selben Gang oder überhaupt irgendwelche Ähnlichkeiten haben.
Aber über diesen Schnitzer kann man hinweg sehen, da sich der Film eher bemüht eine schöne sowie seichte Wohlfühl-Atmosphäre zu erzeugen, was ihm auch gelingt, so dass der Zuschauer ziemlich schnell in Zuckerwatte eingetaucht wird. Dies geschieht völlig unaufgeregt und man kann sogar sagen das der Film teilweise einfach nur gemächlich vor sich dahin plätschert, während „Architecture 101“ den Zuschauer mit wunderschönen Bildern berieselt, in denen man allzu gern mit den Figuren des Filmes zusammen verweilt.
Es sind die Bilder des Filmes die den Hauptsächlichen Reiz dieses Werkes ausmachen. Man wird hier förmlich von Farben, Kontrasten und vor allem schönen Lichtspielen nur so überflutet. Interessant ist auch das sich diese in Licht getauchten Bilder meistens genug sind, weil Filmmusik hier äußerst sparsam bis gar nicht eingesetzt wird.
Die Schauspieler werden somit im wahrsten Sinne des Wortes in das beste „Licht“ gerückt und sind neben den schönen Bildern maßgeblich für das schöne Wohlfühlgefühl im Film mit verantwortlich, allen voran der junge Schauspieler Lee Je-hoon, der die junge Version der Hauptfigur Seung-min spielt. Lee Je-hoon Spiel des schüchternen aber sehr emotionalen Studenten ist stark, überzeugend, gewinnend, liebevoll und sehr charismatisch – vieles was die ältere Version einfach nicht hat, sowohl von Drehbuch her als auch vom schauspielerischen – die Qualitäten von Schauspieler Uhm Tae-Woong, welcher die erwachsene Figur des Seung-min spielt sind gänzlich andere. Uhm Tae-Woong spielt gut, souverän und routiniert aber sein Spiel passt nicht zu den von Lee Je-hoon welches des Weiteren Uhm Tae-Woong Spiel ganz klar überlegen ist, denn bei Lee Je-hoon erscheint es den Zuschauer auch wirklich als so ob er seine Rolle von Herzen spielt und sich ganz in diese hineinversätzt, jenseits jeglicher Routine. Die einzige die auf einer Augenhöhe mit Lee Je-hoon spielen kann und das auch unbedingt muss, damit der Film funktioniert ist Bae Soo-Ji, welche die jüngere Version von Seo-yeon verkörpert, also der Jugendschwarm des jungen Seung-min. Die Diskrepanz zu ihrer älteren Version, welche von Han Ga-In verkörpert wird ist hier nicht allzu stark, außer das mich Han Ga-In persönlich ein wenig mit ihren Aussehen irritiert hat, welches zu sehr den Schönheitswahn der Südkoreaner zum Opfer gefallen ist, so dass ihre Erscheinung sehr künstlich wirkt, dank diverser Schönheit OPs, aber das passt sogar zur Figur und lässt auch ein wenig mehr über das völlig andere Aussehen zur jüngeren Version hinwegsehen. Wobei es einen Dialog gibt wo sie völlig erstaunt feststellt das ihr Jugendfreund sie kaum wieder erkennt, obwohl sie ihrer Meinung nach sich kaum verändert hat - *Hüstel*. Die wenigen Nebendarsteller im Film sind ebenfalls alle gut, aber einer sticht heraus – das ist Jo Jeong-Seok, der einen Jugendfreund von Seung-min spielt. Jo Jeong-Seok Spiel ist wichtig in „Architecture 101“, auch wenn es nur eine Nebenrolle ist, denn er lockert das ganze Geschehen auf und er brachte es fertig das ich tatsächlich einige Male herzlich lachen musste, obwohl „Architecture 101“ eine reinrassige Romanze ist, sei erwähnt das so manche Komödie mich oft nicht mal zu einen müden Lächeln bewegen konnte.
Den großen Rummel um den Film verstehe ich zwar nicht, aber schlecht fand ich den Film keineswegs, nur überbewertet, denn für mich war „Architecture 101“ einfach nur ein kleiner netter schöner Film, der sehr schön umgesetzt worden ist, gute Schauspieler hat, die zwar nicht immer ganz zusammenpassen und letzten Endes mich gut unterhalten hat, ohne das er mich nachhaltig beindrucken konnte. Kurz eben ein kleiner schöner Film mit einigen visuellen Hingucker – nicht mehr und nicht weniger.