Mit „71-Into the Fire“ präsentiert uns die südkoreanische Filmindustrie nach
Taegukgi, aus dem Jahre 2004, wieder einen groß inszenierten Kriegsfilm über den Koreakrieg. Allein der furiose Anfang dieses Werkes ist beindruckend und donnert förmlich über den Zuschauer hinweg, so dass einen endgültig klar wird das von der Inszenierung und schieren Bildgewalt Südkorea längst auf einer Augenhöhe mit Hollywood angekommen ist. Überhaupt gibt sich „71-Into the Fire“ fast zu jeder Minute einen Bilderrausch hin. Aber selbst der sechs Jahre ältere „Taegukgi“ war schon von seiner Machart her für seine Zeit recht beindruckend, war aber ein bisschen mehr Drama als Kriegsfilm und aufgrund seiner Erzählart mehr auf das koreanische Publikum zugeschnitten, welches sich mit den Koreakrieg auskennt, denn ohne geschichtlichen Hintergrund war man in diesen Film ein wenig verloren, oder hat nicht ganz verstanden um was es geht, weil es auch meistens nicht näher erläutert worden ist - „71-Into the Fire“ ist da ein wenig anders, allein weil er schon wesentlich simpler gestrickt ist und vor allem ein reinrassiger Kriegsfilm ist und als solcher läuft er wie alle Filme dieser Art Gefahr Heroismus, Nationalismus, Einseitigkeit, Pathos, Kitsch und Schwarzweiß Malerei anheim zu fallen. All diese Dinge mag ich nicht besonders und deswegen meide ich die meisten Kriegsfilme bis auf ein paar Ausnahmen, leider gibt sich „71-Into the Fire“ all diesen Dingen dennoch hin, aber Gott sei Dank von allen in erträgliche Portionen, außer dem Heroismus, dieser ist hier sehr stark ausgeprägt, so dass er ausufernd wirkt und der Film sogar so stark darunter leidet das er sehr viel an Realismus verliert. Das liegt vor allem an der unnötigen Filmfigur des Bad Boys Gap Su, gespielt von Kwon Sang-Woo, welche teilweise wie eine koreanische Rambo Version anmutet und in Alleingang mal gern ein Dutzend nordkoreanische Soldaten niedermäht. Auch wird sein Ungehorsam, welcher sogar einige Kameraden draufgehen lässt, niemals richtig hinterfragt – nein im Gegenteil der Film präsentiert das sogar mit Coolnes, die Logik bleibt da Voll und Ganz auf der Strecke. Des Weiteren verfällt der Film im simplen „Wir und die Feinde“ Schema, sprich der Feind wirkt stellenweise sehr eindimensional, aber dennoch wird ihn in Form des nordkoreanischen General Park, gespielt von Cha Seung-Won, eine gewisse Tiefe verliehen, die weitaus mehr ist als wir von den meisten amerikanischen Kriegsfilmen kennen. Kurzum einen wirklichen kritischen Kriegsfilm kann man hier kaum erwarten, nein „71-Into the Fire“ ist ein ziemlich einfach gestrickter Kriegsfilm, der hauptsächlich auf Unterhaltung auf Kosten eines geschichtlichen Hintergrundes ist – und unterhalten tut dieser Film dann auch durch die Bank, da genügend gut inszenierte Gefechte geboten werden, kleine Reiberein innerhalb der Truppe, die ja obligatorisch für so einen Film sind, und hier und dort wird ein wenig Dramatik geboten, aber großartig Neues gewinnt dieser Film dem Genre gewiss nicht ab.
Kommen wir nochmal auf das Herzstück des Filmes zurück, seine Inszenierung, denn diese ist erlesen und bietet uns am laufenden Band wirklich sehenswerte Bilder, die den Film gewiss genügend Ruhm einbringen werden. Die Gefecht-Szenen sind ziemlich hart inszeniert, wirken teilweise sehr authentisch, abgesehen von den Rambo Einsätzen der Figur Gap Su, und vor allem sehr übersichtlich. Diese Cinematografie überschattet mit Leichtigkeit alle anderen Qualitäten im Film und ist stets im Vordergrund und macht den Film gewiss auch sehenswert. Untermalt wird das Ganze von ordentlicher Filmmusik, die die nötige Dramatik erzeugt.
Schauspielerisch ist der Film absolut durchschnittlich und das obwohl der Film zwei wirklich große und talentierte Stars mit im Boot bringt und damit meine ich die schon erwähnten Darsteller Kwon Sang-Woo und Cha Seung-Won, aber da der Film wie gesagt recht einfach gestrickt ist und somit ziemlich eindimensionale bis kitschige Charaktere zu Tage bringt gibt es auch für diese sehr guten Schauspieler keine großartigen Leistungen zu vollbringen. Höchstens Cha Seung-Won schafft es seiner Figur, dem nordkoreanischen General, ein bisschen Tiefe abzugewinnen.
„71-Into the Fire“ ist somit nicht der große Wurf unter den Kriegsfilmen und auch aus dem asiatischen Raum gab es schon wesentlich bessere Filme, wie den weit überlegenen chinesischen Kriegsfilm „Assembly“ der in meinen Augen sogar zu einen der besten Kriegsfilme zu zählen ist. Wer sich aber an einfacher kitschiger Unterhaltung in einen Kriegsfilm nicht stört und den es hauptsächlich auf die gute Aufmachung in so einen Film ankommt den sei der Film wärmstens empfohlen und unterhalten tut dieser Film allemal – aber ist das auch richtig bei so einen Thema?