In wenigen Ländern dieser Welt hat in den letzten Jahren so schnell in Folge ein Rekord den anderen im Kino den Rang abgelaufen. In regelmäßigen Abständen wird die Meßlatte immer höher gesetzt und die Schallmauer der Kinobesucherzahlen immer wieder durchbrochen. Fakt ist das „200 Pounds Beauty“ mit seinen über sechs Millionen Zuschauern einer der größten Kinoerfolge Koreas ist.
Wir haben hier also ganz großes Mainstream Kino, das perfekt auf das koreanische Publikum abgeschmackt ist. Gerade aber solche Filme bergen das Risiko, zwar allen zu gefallen, aber nicht das erwartete Meisterwerk zu sein. Ich persönlich ging an den Film mit sehr großen Erwartungen heran und hoffte sogar evtl. auf eine neue Sensation wie es damals
My Sassy Girl war.
„200 Pounds Beauty“ ist eines auf jeden Fall sehr interessant, denn dieser Film packt eine sehr interessante Thematik an, die in Korea schon lange aktuell ist, bloß kein Film hat sich getraut damit auseinanderzusetzen. Das Regisseur Kim Yong-Hwa den richtigen Schritt gewagt hat, beweisen die Besucherzahlen, denn er hat sich mit diesen Film die Herzen vieler Koreaner erobert und mehr. Der Film bricht konservative oberflächliche Einstellungen der Gesellschaft zum Thema Schönheitsoperationen und appelliert an die Toleranz der Menschen, dass sich viele Menschen sozusagen zu diesen Wettrüsten in Sachen Schönheit gezwungen sehen. In Südkorea hat die Schönheit seit jeher einen ganz besonders hohen Stellenwert und somit ist es für Leute die dick sind oder unangenehm aus dem Gesellschaftsbild herausragen erheblich schwerer, sich durch die Gesellschaft zu beißen. Mit der plastischen Chirurgie ist das ganze nur noch extremer geworden.
Hier ist das Problem der Scheinheiligkeit sehr schwer, weil es zwar Gang und Gebe ist, aber niemand darüber redet. Die großen Musikstars in Korea überzeugen meist durch ihr sexy Auftreten und einer makellosen Schönheit, aber die meisten wissen das dieser oft nachgeholfen wurde, geredet wir darüber aber offen nicht. Diese Ideale dienen natürlich als Leitbilder und der Zwang wird immer größer. Man selber hat aber natürlich wiederum gewaltige Angst als künstliche Schönheit geächtet zu werden, wenn es raus kommt.
Regisseur Kim Yong-Hwa geht dieses Thema in all seinen Punkten an und hat dabei das perfekte Genre gewählt, die „Liebes-Komödie“. Somit schafft er ein schwieriges Thema, was zurzeit in Südkorea ein moralisches Dilemma ist, ganz locker und lustig anzupacken und es gelingt ihn vorzüglich.
Mit einen bunten und fast schrillen Look präsentiert er uns seine zuckersüße Bonbon Komödie. Jedes Bild ist unglaublich farbenfroh und erzeugt somit alleine schon eine herzliche Atmosphäre. Die Cinematography wirkt somit sehr überzogen und einwenig realitätsfremd. Der Look des Films ist aber irgendwo auch stets edel. Das ganze bewirkt, das der Zuschauer den Film mit einer gewissen Distanz beobachten kann.
Dasselbe gilt für die Charaktere, denn diese sind meistens sehr überzogen dargestellt. Schauspielerisch ist dieser Film somit auch sehr schwer zu werten, da die dargestellten Figuren stets zu oberflächlich bleiben, was so gewollt ist. Die Figuren sollen als Abziehbilder unsere Gesellschaft funktionieren. So ist das Spiel der Hauptdarstellerin Kim A-Jung eher lustig, aber alles andere als anspruchsvoll. Dass sie weit aus mehr kann hat sie z.B. in
When Romance Meets Destiny bewiesen. In „200 Pounds Beauty“ werden die Schauspieler niemals wirklich gefordert. Das Problem hierbei ist, dass man sich schwer mit diesen Charakteren identifizieren kann, weil ihnen die Tiefe fehlt.
Der Film konzentriert sich auf lediglich zwei Aspekte voll und ganz. Zum einen möchte er unterhalten und das nicht unbedingt auf hohem Niveau, das gelingt ihm. Zweitens möchte der Film seine Botschaft vermitteln und das nicht unterschwellig sondern, so offensichtlich und klar wie möglich, auch das gelingt den Film. Hier liegt aber meiner Meinung nach auch eine Gefahr des Films. Man könnte meinen dass der Zweck die Mittel heiligt. Man könnte das ganze so auffassen das es völlig O.K. ist sich zu operieren, damit man zu mehr ansehen kommt. „200 Pounds Beauty“ versucht aber stets auch klar zu machen das man einen Menschen nach seinen Leistungen beurteilen soll und nicht nur nach seinen äußeren Erscheinungsbild. Leider gelingt diese Gradwanderung nicht all zu perfekt und der Wert der Schönheit überwiegt ein wenig. Vielleicht ist aber „200 Pounds Beauty“ in dieses Hinsicht einfach nur realistisch. Regisseur Kim Yong-Hwa hat hier auf jeden Fall in seiner oberflächlichen Darstellung eines komplexen Themas, meiner Meinung nach, ein wenig zu sehr auf schlichte Unterhaltung gesetzt und den Film zu wenig Tiefe verliehen.
Was aber wiederum sehr positiv am Film ist, sind die wenigen aber sehr leidenschaftlichen Musikeinlagen, die einen heiden Spass machen und sogar ein wenig unter die Haut gehen. Leider sind diese wie gesagt zu wenig.
Das erhoffte Meisterwerk war der Film dann für mich doch nicht. Trotz alle dem kann „200 Pounds Beauty“ vorzüglich unterhalten. Zu viel sollte man aber nicht erwarten, dafür ist der Film einfach zu kurzweilig und die Witze sind ganz nett, aber selten reichte es für ein Lachen. Am Ende bleibt eine seichte Hochglanz-Komödie zurück, die gut war, aber schnell vergessen ist. Ein Blick kann man aber bedenkenlos wagen, denn viel falsch machen kann man bei „200 Pounds Beauty“ nicht, denn dazu ist der Film einfach viel zu sympathisch.