Dieses Manhwa aus Korea, welches als Einzelgeschichtenband erschien, hielt sich Wochenlang in der Bestsellerliste Koreas. Ich danke PANINI das sie dieses außergewöhnliche Werk auch hier in Deutschland veröffentlicht haben. Denn selten erhält man so ein vielfältiges Werk wie dieses hier. Die Hauptgeschichte ist in den vier Jahreszeiten unterteilt und in jeweils verschiedene Epochen der Zeit. Jede Jahreszeit wird von einem anderen Zeichner aus Korea illustriert. Erzählt wird die gesamte Geschichte jedoch von einem Autor und zwar von Youn In-Wan, der sich in Korea mit Island schon einen Namen gemacht hat. Man merkt wie gefühlvoll diese Geschichte erzählt wird und wie viel Liebe, im wahrsten Sinne des Wortes, in ihr steckt. Das ganze wird einen so leichtfüßig präsentiert wie es nur die Asiaten können. Die Einflüsse koreanischer Mythologie, sind sehr stark in diesen Comic vertreten, so dass Figuren wie der dreischwänzige Silberfuchs vorkommen (Meistens ein Symbol des Bösen). Auch sind viele Religiöse und Kulturelle Elemente, wie z.B. die Reinkarnation oder der Schamanismus, ein nicht unerheblicher Bestandteil der Geschichte. Genau das macht den gewissen Reiz dieses Werkes aus, weil es sich seinen Herkunftsland und der koreanischen Kultur voll und ganz bewusst ist und nicht wie viele Manhwas sehr japanischen Mangas ähneln. Wenn man dieses Manhwa liest merkt man das es durch und durch koreanisch ist. Hier werden einige Geschichtliche Epochen aus Korea angeschnitten, wobei diese nur als Rahmenhandlungen dienen. Man muss also nicht unbedingt historische Vorkenntnisse haben. DÉJÀ-VU kommt wie ein wundervolles Märchen über die unsterbliche Liebe rüber. Manchmal ist dieses Märchen voller Freude, manchmal voller Leid, manchmal voller Melancholie und manchmal unheimlich erlösend, eben wie die Liebe. Die jeweiligen Zeichner zu jeder Jahreszeit wurden so ausgewählt, dass ihre Stile am besten zu dieser passen. Natürlich sind nicht alle Zeichner auf demselben Niveau, aber ihre Zeichnungen harmonieren in perfekten Einklang zum jeweiligen Abschnitt der Geschichte. Alle vier Zeichner gehören aber ganz klar zur oberen Liga in der Manhwa Branche. Besonders sticht hier der Zeichner
Kim Tae Hyung hervor, der den Teil „Herbst im Jahre 1995“ zeichnet. Sein sehr detaillierter Zeichenstil ist wundervoll und vor allem zeugt er von Anmut. Die anderen drei Teile sind eher im klassischen Manhwa bzw. Manga Stil gehalten, wobei die erste Geschichte von
Yang Kyung-Il die den Teil „Frühling im Jahre 673“ erzählt, sehr fantasievoll und weich gezeichnet ist, genau passend zu den altertümlichen Szenario. Also auch hier ein wahrer Genuss für das Auge. Besonders gut hat mir auch der letzte Teil der Geschichte gefallen, gezeichnet von
Sung-Woo Park. Die Zeichnungen hier sind wohl von allen vier Geschichten der klassischste Manhwa/Manga Stil, aber absolut professionell, sehr ästhetisch, detailliert und gehört auch mit zu dem besten was ich aus den Manhwa Bereich gesehen habe. Der zweite Teil der Geschichte der im „Sommer 1945“ spielt ist vielleicht zeichnerisch den anderen ein wenig unterlegen. Aber der Zeichner
Yoon Seung-Ki zeichnet sich sehr durch eine ausdruckstarke und gefühlvolle Zeichnung aus und weniger im Detail. Das ist auch wieder sehr passend gewählt, da dieser Teil der dramatischste ist.
Abschließend kann man nur sagen das DÉJÀ-VU wohl einer der besten Manhwas ist die ich auf Deutsch gelesen habe, vielleicht sogar der beste, sowohl zeichnerisch und vor allem erzählerisch.
Nach dem Abschluss dieser Geschichte sind in diesen Band noch zwei weitere Kurzgeschichten enthalten.
Die erste ist von dem bekannten und mehrfach ausgezeichneten Zeichner
Byung-Joon Byun. Über die die Güte seiner Zeichnung will ich hier nicht mehr eingehen, darüber könnt Ihr genaueres in der Rezension von seinen Manhwa
Run, Bong-Gu, run! von mir lesen. Die Geschichte von ihm ist zwar qualitativ von der Zeichnung und der Erzählung wieder mal sehr gut, aber passt überhaupt nicht in den Band. Erstens geht es hier nicht um die Liebe, sondern wieder mal um das Lieblings Thema des Autoren: Die kaputte Gesellschaft. Das ganze ist mit diversen Untertönen geschrieben, kommt äußerst brutal und schonungslos rüber. Das ganze wirkt eigentlich absolut disharmonisch auf die erste Geschichte. Darum meine Empfehlung: liest diesen Band nicht in einen Zug sondern jede Geschichte separat.
So nun zur letzten Geschichte von der Zeichnerin
Lee Vin. Ja diese Geschichte ist zwar sehr kurz, aber ich könnte schon alleine wegen dieser den ganzen Band empfehlen. Kurz um sie ist wundervoll und gefällt mir sogar ein wenig besser als der Hauptteil. In dieser kleinen Geschichte wird einem eine herzergreifende Liebesgeschichte von einen jungen Mann erzählt, der an starken Orientierungsverlust leidet, und einer Sängerin, die am erblinden ist. Das ganze wird so wunderbar humorvoll und vor allem so gefühlvoll erzählt wie ich es nur von den Koreanern kenne. Fazit: Einfach Wunderbar. Diese Geschichte ist aber von allen wohl am schlechtesten gezeichnet, aber die Zeichnerin gibt das auch im Nachwort offen zu, das sie noch einiges zu lernen hat. Stören tut das nicht, weil ihre Zeichnungen eher emotional und oft karikativ sind und somit nur noch die Intensivität der dargestellten Gefühle verstärken.
Wer sich ein wenig für koreanische Comics interessiert, den kann ich als Einstieg diesen Band wärmsten empfehlen.